Fühlen Sie sich auch schon viel sicherer – nach den Abschiebungen nach Afghanistan?
Ich ehrlich gesagt nicht wirklich. Auch bei uns in Bonn gab es einen Messerangriff. Nach dem Attentat von Solingen und dem anschliessenden Medien- und Polit-Powerplay ist diese Deliktform offenbar zur Mode unter Irren und Verzweifelten geworden. Wenn einer damit Staat und Staatsform ins Wanken bringen kann, gibt es wohl kaum eine “bessere” Möglichkeit, Aufmerksamkeit in der Aufmerksamkeitskökonomie zu erregen.
Ich lese täglich ca. 30 Onlineportale. Auf diesem Wege geniesse ich Meinungsvielfalt, die mir ein Blatt/Sender nicht bieten kann. Dabei ist mein Eindruck: Messerangriffe gibt es jetzt überall. Und offenbar ist das Schiesstraining in allen Polizeibehörden gleich schlecht. Wurde nicht früher mal erlernt, dass kampfunfähig Schiessen dem tödlichen Schiessen vorzuziehen ist? Und sollte das insbesondere bei kurzen konfrontativen Entfernungen möglich sein? Über überlebende Täter*innen wäre durch kriminalistische Ermittlungen mehr zu erfahren als über Tote. Ist das die Absicht: das zu vermeiden? Freilich: die internen Ermittlungen nach polizeilichen Todesschüssen sind auch kein Vergnügen, auch wenn sie am Ende meistens im Sande verlaufen. Schön ist das nicht.
Aber die Sicherheit, die nimmt durch demonstrative Abschiebeflüge nach Afghanistan (oder Syrien) zu. Merken Sie es auch schon? Weisse Deutsche, das ist doch allgemein bekannt, sind zivilisiert und friedlich. Besonders bei zuer Haustür.
Wirklichkeit toppt Fiktion
Und was machen aufklärerische deutsche öffentliche Medien in der Zwischenzeit? Nehmen Sie, nur mal als Beispiel, den kontinuierlich berüchtigten RBB. In Berlin, das weiss ich, seit ich NRWler bei den Jungdemokraten war (also seit 1973), ist die Konzentration der Quartalsirren besonders hoch. Das ist eine Kontinuität deutscher Geschichte, älter als die deutsche Staatsbildung (1871).
Darum könnte diese Geschichte, von dem Westfalen Ralf Heimann/MDR-Altpapier kompakt nacherzählt, dazu verleiten, alles auf diese “Anderen” abzuspalten. Dann hätte ich freilich eine betrübliche Neuigkeit für Sie: in einer Partei in Ihrer nächsten dörflichen/städtischen Umgebung, aber auch im Fussball- oder Karnevalsverein können Sie genau das Gleiche erleben. Sie müssen sogar froh sein, wenn dort die Messer nur als Metapher fliegen.
Eine Lehre des Feng Shui: immer eine Wand im Rücken haben!
“Deadly Tropics” mit neuer Staffel
Dann lieber Verbrechen in der Karibik glotzen, das ist wie Urlaub. So dachten sich die britischen Fernsehmacher*innen, als sie 2011 “Death in Paradise” ausdachten. Ich gestehe: guck’ ich immer wieder gerne. Schöne Gegend, schöne Menschen plus bekloppter britischer Inspektor. Für den Inspektor der Staffeln 3-6, gespielt von Kris Marshall, haben sie dann noch ein Spin-off in britischer Küstenidülle ausgedacht, das das ZDF nun gegen die sonntägliche ARD-Laberei programmiert: “Beyond Paradise”.
Schmerzlich erinnert Barbara Flynn, die hier seine Schwiegermutter spielt, daran, dass das ZDF diesen Sendeplatz mal mit den Weltklasse-Krimis “Cracker” (dt.: “Für alle Fälle Fizz”) füllte, in der sie die Gattin der Hauptrolle (der 2022 verstorbene Robbie Coltrane als Polizeipsychoklempner) spielte. Diese Krimireihe war die ultimative Kritik an den sozioökonomischen Hinterlassenschaften der Thatcher-Ära – da hätte sich die Labour Party viele Scheiben von abschneiden können. Daran gemessen ist “Beyond Paradise” ein tiefer Abstieg. Aber mann gönnt sich ja sonst nichts.
Mehr Vorfreude habe ich auf die französische Frauenversion dieses Konzepts. Ab morgen soll hier die neue Staffel von “Deadly Tropics” laufen. Keine Gewähr für die Qualität der Storys. Aber ein Augenschmaus.
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