Wolfgang Storz/bruchstuecke regt sich mittels einer Buchbesprechung auf, worüber ich mich ebenfalls lebenslänglich aufrege: Schlaumeierei bei der Analyse, Ideen- und Ratlosigkeit bei der Strategie. Eine linke Volkskrankheit, zu der ich mich bis heute frage, ob die etwa mit der berühmten “Frankfurter Schule” ihre epidemische Ausbreitung in der BRD-Linken bekam. Hier Storz’ durchaus berechtigte Erregung: “Systemkritik am Limit. Stiefmütterlich behandelter Veränderungswille” zu dem Buch Ulrich Brand/Markus Wissen: Kapitalismus am Limit. Öko-imperiale Spannungen, umkämpfte Krisenpolitik und solidarische Perspektiven. Oekom Verlag, München 2024. 305 Seiten, 24€.
Sehr aufklärerisch die neuen Texte im IPG-Journal. In der Reihenfolge ihrer Bedeutung:
Hanna Voss (Interview): “‘Frauen erobern die Autonomie über ihren Körper zurück’ – Der Mord an Jina Mahsa Amini löste vor zwei Jahren die ‘Frau, Leben, Freiheit’-Bewegung aus. Sussan Tahmasebi über die Veränderung im Iran seither.” Der strategische Realismus von Sussan Tahmasebi täte grossen Teilen der iranischen Diaspora im Exil auch ganz gut.
Salam Said: “General Haftar baut seinen Einfluss in Libyen aus. Die Gefahr eines erneuten bewaffneten Konflikts wächst.” Libyen ist vom deutschen Herdenjournalismus schon wieder vergessen. Mit der Entwicklung der menschenrechtlichen Probleme hat das – wie immer – nichts zu tun.
Konstantin Hadži-Vuković: “Botschaft aus dem Pop-Himmel – Taylor Swift mischt den Wahlkampf in den USA auf. Doch wie viel Einfluss haben Prominente wirklich auf den Urnengang?” Wer glaubt, ein Popstar (oder wahlweise auch “der Russe/Chinese”) entscheide die US-Präsident*inn*enwahl, sollte zum Arzt gehen. Oder sie*er liest Eric Bonse/Brüssel, der schon als Jugendlicher in der Jugendpresse NRW im besten Sinne des Wortes unabhängig war.
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