In seiner Ausgabe vom 23.9. befasste sich der Spiegel in seiner Titelgeschichte mit dem Thema Lebensverlängerung. Demnach rechnen Wissenschaftler damit, dass es für die Menschen Standard wird, ihren 100. Geburtstag zu erleben. Für mich ist das schon lange eine feste Erwartung, ich benötige keine lebensverlängernden Maßnahmen und Verhaltensweisen.
In diesem Jahr bin ich 83 Jahre alt geworden. Versicherungsmathematisch lebe ich noch 6 Jahre. Dann bin ich 89. Das ist allerdings ein statistischer Durchschnittswert, natürlich gibt es Abweichungen.
– Bekanntlich leben Nichtraucher länger, und zwar 7 Jahre.
– Bei Sporttreibenden sind es 3 zusätzliche Jahre.
– Pensionäre leben 2 Jahre länger als Rentner
– und Akademiker 4 Jahre länger als Arbeiter.
– Überraschend ist gewiss, dass verheiratete Männer 2 Jahre länger leben als ledige.
– Schließlich liegt die Lebenserwartung privat Krankenversicherter 3 Jahre höher als bei Kassenpatienten.
– In reichen Ländern leben Politiker/innen fünf Jahre länger als der Rest der Bevölkerung.
All das leuchtet irgendwie ein. Da alles auf mich zutrifft, lebe ich 26 Jahre länger als der Durchschnittsmensch und werde 115. Im Internet findet man noch eine Reihe weiterer Einflussfaktoren, die man kaum glauben mag:
~ Hausbesitzer weisen eine geringere Sterberate auf als Mieter.
~ Mitglieder von Gesangsgruppen haben eine deutlich höhere Lebenserwartung.
~ Das Wohnen neben einer U-Bahn-Station verkürzt das Leben.
~ Das Halten eines Hundes oder eines anderen Haustieres verlängert die Lebenszeit.
~ Ein humorvolles Wesen und Freude an Geselligkeit steigern die Lebenserwartung.
~ Und – bitte aufgepasst – selbst die Wahrnehmung von Ehrenämtern wirkt lebenszeitverlängernd.
Auch das trifft alles auf mich zu. Wenn wir jedem dieser Faktoren nur eine Wirkung von einem Jahr zusprechen, so komme ich für mich auf eine zusätzliche Lebenszeit von 6 Jahren. Und noch eins: Bei Personen mit einem hohen Intelligenzquotienten besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, alt zu werden. Wer z.B. 15% über dem IQ-Durchschnittswert von 100 liegt, steigert seine Chance, alt zu werden, um 20%. Ich bin mal bescheiden und gebe keinen Wert für mich an.
Bei Übergewicht und Alkohol sind die Aussagen widersprüchlich. Die Weltgesundheitsorganisation erklärt, dass Übergewicht die Lebenserwartung senkt. Die American Medical Assoziation sagt dagegen: Mollige leben länger. Wahrscheinlich ist die Zahl der Kilos entscheidend.
Auch die Wirkung von Alkohol ist eine Frage der Menge. Moderater Alkoholkonsum führt wissenschaftlichen Studien zufolge zu höherer Lebenserwartung gegenüber Abstinenzlern. Viel trinken hingegen verkürzt das Leben. Ich selbst habe wohl früher lebenszeitverkürzend getrunken und lebe jetzt eher lebenszeitverlängernd.
Sechs Erkenntnissen aus dem Internet möchte ich nicht folgen:
1. Geschlechtsumwandlung: Bekanntlich leben Frauen länger als Männer. Aber warum soll ich in meinem Alter noch Frau werden?
2. Wechsel der Staatsangehörigkeit: Japaner und Isländer leben länger als Deutsche. Doch das würde nur ein einziges Jahr bringen.
3. Wohnsitzwechsel: In China gibt es eine Region, in der hauptsächlich Knoblauch angebaut wird. Die dortigen Chinesen leben fünf Jahre länger als der Rest. Knoblauch in China – nein danke.
4. Ernährung: Wenn man alte Fische mit dem Kot jüngerer füttert, verlängert sich deren Lebensspanne um 40%. Diese Methode entspricht nicht meinem Geschmack.
5. Männer mit einer 7 bis 9 Jahre jüngeren Partnerin haben eine um 11% niedrigere Sterberate (das hätte ich früher wissen müssen).
6. Kastration: Eine Studie aus den USA besagt, dass die dort in den 30er Jahren übliche Zwangskastration von Sexualstraftätern deren Lebenszeit um 13 Jahre verlängerte.
Wer mitgerechnet hat, weiß jetzt, dass ich insgesamt 32 Jahre über dem Durchschnitt liege. Also werde ich nach heutigem Kenntnisstand 121 Jahre alt. Dann haben wir das Jahr 2062. Vielleicht gibt es bis dahin schon wieder neue Erkenntnisse, wie man noch älter wird. Ich bin gespannt.
Das ist ja hochinteressant! Aber ob – beispielsweise- eine magere, kaloriensparende Lebensweise lebensverlängernd wirkt?? – Puh, schwierig, schwierig. Diese Lebensweise müsste dazu führen, dass der Stoffwechsel etwas ruhiger vor sich hin orgelt. Und folglich die Körpertemperatur ein wenig niedriger liegt. Nicht viel, ein wenig eben. kein Schweiß mehr, eher ein angenehmes, leichtes Frösteln. Alles arbeitet – freilich nur im Schongang. Der Körper ruht sich sozusagen von sich selber aus, schickt Neuro- Signale aus, die besagen: alles bestens.
Aber. Man weiß, dass eine ein wenig höhere Körpertemperatur lebensverlängernd ist, wirkt. Also doch keine magere Lebensweise, sondern ab und an ein Schnäpschen und mehr push auf Organe und Adern und Extremitäten?
Und was ist, wenn der Stoffwechsel sich einem röteren Bereich nähert, die Körpertemperatur freilich beim Frösteln bleibt. Was zählt mehr, das eine oder das andere? Fragen über Fragen. Eines der ungelösten Rätsel der Menschheit – vergleichbar der Frage, warum Mensch sich beim Duschen stets dem Duschvorhang zu – und von der Wand abwendet? Oderauch der Frage, warum Frauen stets die Füße kreuzen, wenn sie auf einem Bahnsteig auf einen Zug warten.
Es gibt doch sicher schon eine App, mit der sich jeder sein erwartbares Alter mit entsprechenden konfigurieren kann, oder? So mache ich es auch wenn es regnet: erst mal “digital” nachsehen, ob das sein kann …