Die Fifa will Programmdirektor sein
Sportliche Zufälle sind eine Pest für die Ökonomie. Letztere verlangt Planungssicherheit. Je höher die Investition, um so felsenfester muss die Renditegarantie sein. In diesem Schraubstock will die weltweit umsatzstärkste Mafiaorganisation Fifa eine “Club-WM” in den verstopften Fussball- und Medienweltmarkt drücken. Der Sport ist dabei nebensächlich. Er stört nur.
Ein Pfostenschuss oder ein Torwartfehler können genügen, die Publikumsattraktivität eines labilen Turniers komplett zu zerstören. Wer will das? Die Fifa jedenfalls nicht. Darum “muss” sie die Zusammensetzung ihrer Club-WM politisch bestimmen.
Ich gestehe: ich bin selbst Lionel-Messi-Fan. Ich habe ihn schon als 17-jährigen die Legionärstruppe Chelsea von Roman Abramwowitsch schwindelig spielen sehen. Bei sowas geht einem das Fussballherz auf. Für immer. Nun ist er 20 Jahre älter. Und für ein 6:0 gegen Bolivien reicht es immer noch. Keine Frage: mit Messi würden einige Millionen mehr zugucken, als ohne ihn. Das weiss auch Gianni Infantino. Der ist ja nicht blöd.
Das schadenfreudig Schöne an dieser Show ist, dass ihm immer noch kein Medienkonzern die Show abgekauft hat. Die können nämlich rechnen. Auch Zeitrechnung. Nehmen wir mal an, das Club-WM-Finale in der Nähe von New York (New Jersey ist für die, was Bergheim für Köln ist) werde zur Uefa-üblichen örtlichen Anstosszeit 21 h begonnen – dann ist es in Mitteleuropa 3 Uhr. Da muss ich wiederum zugeben: auch für Lionel Messi würde ich dann nicht aufstehen.
Andersherum. Wenn es im TV-kaufkräftigsten Kontinentalmarkt Europa 21 h ist, müssten die überbelasteten Stars im Gipfel der Mittagshitze um 15 h antreten. Dann bekämen wir einen Fussball, der der WM in Mexiko 1970 (damals inkl. Belastung durch Höhenluft) entspricht: dramatische, technisch hochwertige Spiele – aber alle in Zeitlupe. Alles als Generalprobe für die ein Jahr später in den USA, Mexiko und Kanada auszutragende WM der Nationalmannschaften.
Mein Vorschlag an Signore Infantino: Jeff Bezos hat wahrscheinlich den gleichen Friseur. Da muss doch eine Einigung möglich sein. Druckmöglichkeit: wenn nein, dann gehe ich zu MBS. Die Herren Superreichen sind Todfeinde und erpressen sich gegenseitig.
Und hierzulande? Die Deutsche Fussball-Liga (DFL) will die TV-Rechte der Bundesliga Ende November, also in vier Wochen, in einem zweiten Versuch versteigern. Dann sind Fehler verboten. Eine erneute juristische Verzögerung würde schätzungsweise ein Drittel der DFL-Mitglieder auf einen Schlag illiquide machen. Um eine derartige Katastrophe zu verhindern, wird die DFL für Investoren weich wie ein unzureichend gebratenes Spiegelei sein müssen. Mann mag gar nicht mehr hinsehen.
Lesen Sie ergänzend dazu Alina Schwermer/taz: “Fußball made in USA – US-Investoren kaufen sich in den vergangenen Jahren massiv in den europäischen Fußball ein. Bislang wird das in Deutschland kaum diskutiert, dabei könnte das den Sport nachhaltig verändern”. Sehr klug beobachtet.
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