Mit minimalen medienkritischen Fähigkeiten ist es nicht schwer zu entschlüsseln
Telepolis (unter dem Dach der Heise-Gruppe) war unter der Chefredaktion von Florian Rötzer (1996-2020) ein onlinejournalistisches Vorbild an Meinungs- und Themenvielfalt. Unter seinem Nachfolger Harald Neuber, dem auch verbessernde Neuerungen gelangen, hat sich das unterm Strich leider nicht fortgesetzt. Noch weniger gilt das für Rötzers neue Wirkungsstätte overton (unter dem Dach des Westendverlages), wo nicht Rötzer persönlich, aber eine Mehrheit von Autor*inn*en, eine BSW-Begleitmusik pflegt, wie sie nur von den nachdenkseiten noch übertroffen wird. Jede*r, wie sie*er will … Doch seine intellektuellen Fähigkeiten hat Rötzer dort zum Glück nicht an der Garderobe abgegeben.
Das zeigt er mit diesem Text zum wichtigsten politischen Ereignis des Tages. Der gilt, egal wie es ausgeht. “Warum scharen sich um Trump, den König der Lügner, so viele Anhänger? – Wenn die Sorge sowohl in den demokratischen als auch in den autoritären Staaten umgeht, dass die Menschen durch Desinformation, Fake News, Propaganda oder Verschwörungserzählungen beeinflusst werden, wird neben der Bekämpfung und Unterdrückung der unerwünschten Informationen und deren Verbreiter auch versucht, die angeblich unwahren Behauptungen oder Narrative zu widerlegen. Es werden von Behörden, beauftragten Organisationen oder Medien dagegen die vermeintlichen Fakten als Wahrheit aufgeboten oder gleich auf Quellen verwiesen, deren Informationen man vertrauen soll oder auch muss.”
Rötzers hier dargelegte Erkenntnisse sind nicht revolutionär neu, aber auch nicht vernachlässigbar banal. Er wendet das kleine Einmaleins der Medienkritik und PR an. Das Tragische daran ist, dass die Mehrheit der aktiven Politiker*innen, sowie die Mehrheit der quantitativ immer weiter zusammengesparten Journalist*inn*en dieses kleine Einmaleins nicht mehr beherrschen, oder mindestens in ihrer Arbeit nicht mehr zur Anwendung bringen.
Das ist ein schwerer Verlust für die Demokratie. Und wenn Trump gewinnen sollte, dann liegt es wesentlich daran.
Update nachmittags
Eine interessante Ergänzung zu Rötzer betreffend der medienstrategischen Methodik Trumps liefert Sam Kahn/IPG-Journal: “Schwätzchen mit Trump – Der Auftritt des Ex-Präsidenten im Podcast von Joe Rogan ist ein Wendepunkt für die neuen Medien – und könnte die Wahl entscheiden.”
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