Lachen musste ich, als ich las, dass Kicker-Redakteur Benni Hofmann den Streit um die TV-Rechte an den Veranstaltungen der Deutschen Fussball-Liga (DFL) als “milliardenschwer” bezeichnet. Das wünschen sich die Herren, die am Geschäft mit dem Profifussball der Herren teilhaben wollen. Aber was, wenn es weniger als eine Milliarde wird? Denn klar ist: die Preise sind politisch aufgeblasen. Niemand weiss das besser, als der langjährige reaktionäre Finanzier und Trump-Erzeuger Rupert Murdoch. Er hat seine politischen Ziele erreicht – Medienmonopole in den reichsten Ländern, sowie die Auswahl von deren Regierungschefs – und sieht keinen Grund mehr, sein Kapital für unreife Jungmillionäre zu verbrennen. Diese Rolle hat Len Blavatnik übernommen. Und der versteht offenbar auch keinen Spass.

Aus Hofmanns Kicker-Analyse – der Kicker hat sich übrigens mit Blavatniks Dazn schon geschäftlich verbunden, wie auch mit semikrimnellen Wettanbietern, zu denen er direkt verlinkt – wird ein Defizit deutlich, unter dem wir als Untertanen demokratischer wie autoritärer Politik ähnlich leiden. Die Herren haben verlernt, miteinander zu sprechen, sich gegenseitig zu verstehen, Interessen zu identifizieren, abzugleichen und den Anteil gemeinsamer Interessen überhaupt zu definieren. Das heisst: hochgestellte und -bezahlte Verhandler*innen funktionieren auch nicht mehr intelligenter als Künstliche Idiotie/KI. Mit der Macht der Kommunikationskonzerne sinkt die Kommunikationsfähigkeit ihrer Nutzer*innen – und ihrer Bosse.

Wird der alte Lieblingspartner der DFL Sky, heute ein Tochterunternehmen des einigermassen unruhigen und europafernen US-Konzerns Comcast, noch einer klaren strategischen Linie folgen können? Wer solche Pflötentöne in den dunklen Wald der Börsenwelt pfeifen muss – wie stark ist der bei den Auktionen der gierigen Fussballwelt (der Herren)?

Für die DFL wird das jetzt so gefährlich, wie der Ukrainekrieg für Europa. Die Option Recht behalten bedeutet praktisch: Monate/Jahre ohne den grössten Posten TV-Einnahmen. Die Mehrheit der DFL-Mitglieder ist dazu betriebswirtschaftlich nicht in der Lage. Die Alternative ist verhandeln bis zur Einigung. Im heute vorherrschenden binären Denken (s.o.) heisst das “klein beigeben”.

Es sind aber nicht nur zwei Seiten am Tisch, sondern mehrere. Alle wollen ihr “Recht”. Sie identifizieren es mit Profit. Die Profitrate aber fällt. So haben Kriege begonnen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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