Das Editorial der Novemberausgabe 2024 des Demokratischen Salons befasst sich mit der „Koalition der Traditionalisten – Zur Popularität frauenfeindlicher Rhetorik“ in den USA, in Russland und in Europa, auch im Kontext der Leipziger Autoritarismusstudie 2024 und der Shell-Jugendstudie 2024. 

Neben den Kurzvorstellungen der neuen Texte im Demokratischen Salon lesen Sie Vorschläge zu Veranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerben. 

Unter den Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen lesen Sie unseren Glückwunsch an Margot Friedländer zum 103. Geburtstag. Sie finden kurze Texte zur Verleihung des Freiheitspreises 2024 an Vladimir Kara-Murza, zu Bernd Ulrich über Halbwahrheiten in der Politik, zu den Fehlern der Demokraten im US-Wahlkampf, 15 Thesen von Roland Appel zu Trumps Sieg, zu Fiona Hill über die Perspektive einer Finnlandisierung der Ukraine, zum Erbe von Willy Brandt, zum Koalitionsvertrag in Thüringen, zur Antisemitismusresolution des Bundestages, zum neuen E-Magazin „Sichtweisen“, zum Beschluss des Bundestages zu 35 Jahren Friedlicher Revolution, zur Analyse konservativer Parteien durch Thomas Biebricher, einer Gegenerzählung zur Wirtschaftskrise, zum kommunalen Schenkungsverbot (keine Satire!), zur Lage von Innenstädten, zur Kunstfreiheit, zur Gründung des Migrationsmuseums Selma, zum Journalismus in Russland, zur ökologischen Katastrophe im Nildelta, zu den Zukunftsaussichten der Besiedlung des Mars, zum bösen „I-Wort“ und last not least zu zwei weiteren Übersetzungen aus dem Demokratischen Salon ins Ukrainische.   

Die neuen Texte im Demokratischen Salon:

  • Fritz Heidorn spielt und sammelt seit fünf Jahrzehnten Akustikgitarren. Sein Porträt „Ein zutiefst humanes Instrument“ ist eine wahre Liebeserklärung, ein Einblick in das von ihm mit Rudi Bults und Ervin Somogyi (der vielleicht bedeutendste Gitarrenbauer) bei Hirnkost herausgegebene Buch „Die Akustikgitarre als Klangkunstwerk“. Klangfarbe, Gestaltung, handwerkliche Meisterschaft werden ebenso gewürdigt wie die Bedeutung von Akustikgitarren als Wertanlagen und Museumsstücke. Im Porträt enthalten sind Links zu Klangbeispielen verschiedener Künstler. (Rubrik: Kultur)
  • Joana Nowotny, Expertin für Superheld:innen, analysiert in „Super! Helden!” die Strukturen, die Medialität und die Ästhetik der Superhelden-Comics von ihrem Beginn in den späten 1930er Jahren bis heute. Das serielle Erzählen erleichtert die Identifikation des Publikums, Veränderungen in Aussehen und Zuschreibungen sind davon unbenommen. Die ursprünglichen Figuren entsprechen dem Bild des tapferen Cowboys, enthalten jedoch auch Gegenbilder der Schwäche, die manche Helden bei aller in Szene gesetzten Männlichkeit menschlicher erscheinen lassen. Im Dezember 2024 erscheint der zweite Teil der Analyse, in dem es um Doppelidentitäten, Genderaspekte und Diversität geht. (Rubrik: Kultur)  
  • Agnieszka Łada-Konefał analysiert in „Prekäres Gleichgewicht“ die politische Lage in Polen etwa ein Jahr nach dem Regierungswechsel und etwas mehr als ein halbes Jahr vor den Präsidentschaftswahlen. Der Übergang ist schwer, denn der polnische Präsident blockiert fast alle Gesetze, die den Rechtsstaat und die Unabhängigkeit der Medien wieder herstellen sollen. Die Regierung agiert daher oft an den Grenzen des Rechts. In Europa kann Polen seine Stellung stärken, doch wird dies in Deutschland nicht ausreichend gewürdigt. Die Lage an der polnischen Ostgrenze ist höchst angespannt. (Rubriken: Europa, Osteuropa)
  • Axel von Ernst und Viola Eckelt haben den Düsseldorfer Lilienfeld Verlag gegründet. Über „Wiederentdeckungen mit dem Lilienfeld Verlag“ und den reichen Schatz der Angebote unabhängiger Verlage berichtet Axel von Ernst. Er stellt beispielhafte Autor:innen aus seinem international ausgerichteten Verlagsangebot vor: Ines Geipel, Karen Gershon, Franz Hessel und Moacyr Scliar. Vergessenes wird wieder lebendig, Vielfalt wird sichtbar. Die unabhängigen Verlage plädieren für eine strukturelle Verlagsförderung, über die zurzeit verhandelt wird. (Rubriken: Kultur, DDR, Shoah)  
  • Martin Jander porträtiert in „Jüdische Geschichtsschreibung in der DDR“ den Holocaustforscher. Helmut Eschwege (1913 – 1992), der in einer von ihm gewünschten DDR vielleicht Leiter des Deutschen Historischen Museums oder Professor für Judaistik hätte werden können. Da jedoch die DDR und viele ihrer Bürger:innen die Anerkennung und Reparation für die deutschen Verbrechen verweigerten, durften seine Forschungen in der DDR nicht veröffentlicht werden. Einige Bücher erschienen zensiert, einige in der Bundesrepublik. (Rubriken: DDR, Jüdischsein)
  • Michael Wehren fragt in seinem Essay „(Un-)Doing Climate Fiction“, wie man in einer Zeit schreiben könnte, in der es um das Überleben der Menschheit geht. Welche Rolle spielt Climate Fiction, wie entgehen wir der anthropozentrischen Sicht? Lässt sich diese überhaupt überwinden oder bestätigt selbst ihre Negation, dass sich der Mensch als Maß aller Dinge in Szene setzt? Was wäre post-anthroposzenisches Schreiben? Der Autor stellt Bücher vor, in denen das Thema wissenschaftlich und literarisch bearbeitet wird, darunter Romane von Ursula K. LeGuin und Aiki Mira. (Rubriken: Science Fiction, Treibhäuser)  
  • Parag Khanna hat 2021 in „Move“ beschrieben, wie die Menschheit eine Erwärmung der Erde um vier Grad Celsius bewältigen könnte: „Zukunftschance Migration“. Große Teile der Erde werden unbewohnbar, in Nord und Süd entstehen große Städte, in der Mittelmeerregion riesige Solarparks. „Vernetzung“ und „Mobilität“ schaffen gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Menschen leben in „Mehrfamiliengemeinschaften“. Das Buch spielt die Entwicklungschancen ebenso durch wie das Ergebnis eines Beharrens auf Abschottung und Nationalismus. (Rubriken: Weltweite Entwicklungen, Science Fiction, Migration) 
  • Norbert Reichel analysiert in dem Essay „He will fix it? Yes, he can!“ das Phänomen Trump. Er inszenierte sich als der Mann, der alles richtet: „Kamala broke it! President Trump will fix it!“ Vielleicht ist das die libertäre Version des Obama’schen „Yes, we can“? Gepaart mit Hypermaskulinismus und dem Traum einer Vergangenheit, wie sie Kevin Costner in „Yellowstone“ zeigt? Seine Version der „Manifest Destiny“? Trump räumt auf, sein Auftritt als Müllwerker ist Programm. Federico Finchelstein nennt ihn einen „Wannabe Fascist“. Doch wann und wie wird Populismus zum Faschismus? (Rubriken: Weltweite Entwicklungen, Gender) 
  • Fritz Heidorn plädiert in seinem Kommentar „The Road to Climate Dystopia?“ zur Trump-Wahl dafür, die Trilogie „Science in the Capital“ beziehungsweise deren gekürzte Fassung „Green Earth“ von Kim Stanley Robinson ins Deutsche zu übersetzen. KSR lässt im dritten Teil der Trilogie einen US-Präsidenten auftreten, der sich für eine Vielzahl von Lösungen einsetzt. Wir sollten nicht den Verstand verlieren, sondern uns auf unsere Hoffnungen verlassen, die uns „Handlungsfähigkeit und Gestaltungswillen“ ermöglichen. Das Buch – so KSR – erzählt „die Geschichte der Progressiven“. (Rubriken: Science Fiction, Treibhäuser)

Der Demokratische Salon wünscht allen Leser:innen viel Gewinn beim Blättern und Schmökern und anderswo, frohe Weihnachten, Chanukka Sameach und einen – bei allen Wirren unserer Zeit – dennoch zuversichtlich stimmenden Jahreswechsel. 

Über Norbert Reichel / Demokratischer Salon:

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