Aber wer kriegt das in Berlin-Mitte mit?
Ich weiss es doch auch nicht. Aber ich will weiter mit Hinweisen behilflich sein. Z.B. hat es einen BRICS-Gipfel gegeben, über den hierzulande, wenn überhaupt, nur russland- und feindfixiert berichtet wurde. Das ist nur eine andere Form von Verdummungsversuch, aber niemand ist heute noch gezwungen, sich dem zu fügen. Entweder Sprachen lernen, oder wissen, wo noch was zu finden ist. Z.B. hier:
Sie können wählen zwischen zwei Autoren mit unterschiedlicher politischer Brille, aber Realismus in der Wahrnehmung:
Rüdiger Rauls/overton: “Von Kazan in die Zukunft – In der Berichterstattung der westlichen Medien hat der BRICS-Gipfel in Russland kaum stattgefunden. Die Ergebnisse waren nicht so spektakulär wie die von Johannesburg 2023 mit seiner Erweiterung. Welche Entwicklungen deuten sich an und welche sind eher nicht zu erwarten?”
Sarang Shidore/IPG-Journal: “Plötzlich allein – Die Ära der globalen US-Dominanz ist vorbei. Auf die Treue ihrer Bündnispartner kann sich die Supermacht unter Trump nicht länger verlassen.”
Nicht entgangen sein kann Ihnen, dass der nächste Regierungssturz in einer EU-Führungsmacht unmittelbar bevorsteht: in Frankreich. Auch dazu zwei Blicke im Vergleich.
Adrienne Woltersdorf/IPG-Journal: “Toxischer Adventspunsch – Haushaltskrise, Machtspiele und ein drohendes Misstrauensvotum: Frankreichs Regierung taumelt, Marine Le Pen reibt sich die Hände.”
Harald Neuber/telepolis: “Die nächsten 48 Stunden entscheiden über die Zukunft Frankreichs – und vielleicht sogar Europas – Frankreichs Premier Barnier kämpft um politisches Überleben. Rechte und Linke drohen mit einem Misstrauensvotum. Die nächsten zwei Tage könnten Europa erschüttern.”
Zu Letztgenanntem eine Methodenkritik. Hier schreibt der Chef(-redakteur) selbst, obwohl er einen inhaltlich kompetenteren Autor Bernard Schmid greifbar haben könnte, der aber seit Oktober dort nicht mehr veröffentlicht. Warum nicht? Ähnliche Motive wie bei Gilbert Kolonko? Seine Kritik einer “News-Fabrik” kann ich zunehmend nachvollziehen. Das ist genau das, woran es in der aufmerksamkeitsökonomischen Tageshektik keinen Mangel gibt, also überflüssig. Woran es fehlt, ist strategischer Durchblick und coole reife Analyse.
In Frankreich ist dazu eine klare Macron-Kritik notwendig. Wie fast alle Amtsinhaber vor ihm stolpert er über die französische Kultur des Absolutismus und des Bonapartismus. Es führt zu Schwer- bis Unberatbarkeit. Wäre Macron gut beraten gewesen, hätte er die jüngste Parlamentswahl gar nicht herbeigeführt. Nachdem das schlechtestmögliche Ergebnis für ihn und “seine” Parlamentsfraktion angerichtet war, bot sich als schlauere Option an, die Linke eine Regierung bilden und eine Mehrheit suchen zu lassen. Für die Linke wäre das (wahrscheinlich) ähnlich schlecht gelaufen, wie es für das deutsche BSW jetzt beim Regieren in schwerregierbaren Bundesländern gekommen ist. War es also vielleicht gut, dass Macron so schlecht beraten wird?
Ich bin kein Freund der Strategie, dass es erst schlimmer kommen muss … Das ist oberflächlicher Taktizismus. Entscheidend ist, wie sich der gesellschaftliche Rahmen bewegt. Der wird fast überall nach rechts geschoben. In Frankreich nicht? Das würde mich freuen.
Auf jeden Fall hat der Autor des Artikels bei Overton den schrägeren Humor, ein Titelbild mit Putin und as-Sisi und dann im Text den Satz:
“Die Mitglieder des Verbandes haben eigene Vorstellungen, die sich nach den Bedürfnissen ihrer Völker richten, nicht nach denen der goldenen Milliarde.”
Ägypten ist übrigens der zweitgrößte Empfänger von amerikanischen Hilfsgeldern, nach Israel.
Das würde die These des Autors im IPG stützen, nicht Blockbildung sondern Absicherung nach allen Seiten ist der derzeitige Megatrend. Wobei ich befürchte, dass die Obergauner irgendwann doch wissen wollen, wer zu den Hells Angels und wer zu den Bandidos zählt.
Kritisch lesen – finde ich immer gut 😉