Wenn Männer streiten

Kürzlich entdeckte ich durch Zufall in irgendeinem Nachtprogramm “Der Tatortreiniger… aus England”, verfügbar bis 17.1.25. Verdammt , dachte ich, die Folge hast du doch schon mal gesehen, aber mit Bjarne Mädel, verfügbar bis 1.8.25. Meine Erinnerung stimmt. Aber ein Klischee wurde mir gebrochen.

In der Regel bevorzuge ich britische (“Original”-)Versionen, auch gegenüber aufgedonnert teuren Hollywood-Kopien. Der Brite an sich (und sie auch) hat einfach mehr Humor, mehr Kultur, mehr Liebe zu seiner Kunst. In diesem Fall aber fand ich “Pfirsich Melba” gleich gut. Das hat viel mit Herrn Mädel zu tun. “Der Tatortreiniger” ist nämlich kein britisches, sondern ein deutsches Original. Der ist diesem Mann auf den Leib geschrieben worden.

Kürzlich berichtete ich kurz, dass es bei der Produktion der dritten Folge von “Kurzschluss” gekracht haben soll – die SZ berichtete entsprechend (Paywall). Das scheint beim Herrn Mädel keine Seltenheit zu sein. Er ist offenbar so gut, weil er so “verrückt” ist. Ihn selbst spornt das zu hoher Leistung an, seine Mitmenschen dagegen reagieren bisweilen allergisch – auch und gerade solche, die ihm in ihrer Liebe zu ihrer Kunst und ihrer Arbeit ähneln.

Kann Herr Mädel also kein Mannschaftsspiel? Im Fussball sind Superstars mitunter eine Belastung für ihre Mannschaft, die für ihn mitmalochen muss (bei der Defensivarbeit z.B.). Wenn der Superstar dann verkauft ist, werden sie oft (aber keineswegs immer) stärker statt schwächer. Ähnlich kracht es in Nationalmannschaften, wenn Superstars aufeinandertreffen, die dann schlechter spielen, als eingespielte Vereinsteams.

Doch selbst scheinbare “Solo”-Stücke wie der “Tatortreiniger” sind Teamplay. Die Mannschaft spielt hinter der Kamera, und ist in der Regel grösser als im Fussball. Wenn die TV-Anstalten nicht immer die Abspänne wegschneiden würden, hätte jede*r die Chance, das wahrzunehmen. Und bei dem von mir heissgeliebten “Kranitz” (Hauptrolle und Regie: Jan Georg Schütte) fiel es Mädel, so weit ich als Zuschauer es sehen konnte, nicht schwer, eine sehr spielfreudige “zweite Geige” zu spielen.

Kurzschluss

In der ARD-Mediathek suchen Sie sich – mal wieder – “einen Wolf”. Die Erstausstrahlung der dritten Folge ist am 30.12. um 23.25 h. ONE sendet alle drei Folgen am Stück (für meinen Festplattenrecorder) Silvester/31.12. ab 21.15 h – und der WDR schon nachmittags ab 15 h. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass dann auch alle drei Folgen mediathekverfügbar sind.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net