Regt sich “keiner” auf? Keineswegs. Nur weil etablierte Altmedien den Fall nicht mitkriegen oder desinteressiert behandeln, ist er noch lange nicht klein und unbedeutend. Vielmehr wird er mit jedem Tag grösser. Zumindest bei mir bläst jedes weitere Nachdenken ihn immer weiter auf. Das liegt in meinem Fall daran, dass ich die Entstehung “dieses Internet” als eine riesige Befreiung für Informations-, Meinungs- und Pressefreiheit wahrgenommen habe. Endlich konnte ich selbst entscheiden, was mir wichtig ist, lesen und zur Kenntnis nehmen, egal wo und von wem es veröffentlicht wurde, und weitgehend unabhängig von meinem stark begrenzten Einkommen. Ein Riesenraumgewinn für die Bildung meiner eigenen Meinung.
Das Onlinemagazin telepolis war dabei für mich von Anfang (1996) an eine grosse Hilfe. Und jetzt sind 25 Jahre davon weg, einfach weil das im Heise-Verlag irgendjemand so entschieden hat. Als Leser (und sehr, sehr häufiger Verlinker) fühle ich mich bestohlen und betrogen. Je länger ich darübert nachdenke, umso wütender werde ich.
Darum danke ich Joachim Paul. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber Personen, die ihn sehr gut kennen. Er war MdL in NRW für die Piratenpartei. Und beim Landschaftsverband Rheinland Arbeitskollege einiger sehr guter Freund*inn*e*n von mir. Er hat zu dem Fall gestern bei overton einen Kommentar veröffentlicht, der meinem Gemüt wegen seiner coolen Sachlichkeit. verbunden mit grosser inhaltlicher Klarheit, gutgetan hat:
“Der Fall Telepolis – eine mediale Verpuffung? – Es gibt eine allgemeine Tendenz des Übersehens und Überhörens. Das liegt mit Sicherheit auch an den nach Dominanz gierenden Urhebern medialer Inszenierungen, die deshalb meist im Böllerformat und mit knalligen Farben daherkommen, orchestriert von der mittlerweile global wahrnehmbaren Kakophonie des Geschreis nach Aufmerksamkeit.”
Diese Form des Disputs hebt sich angenehm ab vom allgegenwärtigen Gelärme. Würde ich in der Haut des Kollegen Florian Rötzer stecken, wäre ich dazu nicht mehr in der Lage …
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