Starke Frauen – mit und ohne Frauentag
Vor einiger Zeit starb plötzlich und unerwartet mein Beueler Friseur. Über Jahrzehnte hatte ich mich an ihn gewöhnt. Das fiel mir leicht. Er beherrschte sein Handwerk exzellent (Meisterprüfung) und war wie ich Experte für alles des Vereins für Leibesübungen von 1900 Borussia Mönchengladbach. Eine gesunde Basis für eine gute Geschäftsbeziehung. Nun waren meine Haare wieder lang, und ich stand blank da. Mein Ausweg war dann Cindy Ramin, leider keine Borussia-Expertin, aber das Leben ist grösser als der Fussball – das Reden wurde nicht langweilig. Und das Produkt auf dem Kopf geriet tadellos. Das Besondere an dieser Frau: der Mut und die Tapferkeit in diesen Zeiten eine selbstständige Existenz aufzubauen. Ich hätte die nicht.
Kurzes Nachdenken führte mich schnell zu dieser Aufzählung
Vor wenigen Tagen erschien dieses FAZ-Interview (von Achim Dreis) mit Malaika Mihambo: “‘Es wird vergessen, dass dahinter Menschen stehen’ – Vor der Hallen-EM spricht Weitspringerin Malaika Mihambo über die politischen Entwicklungen, warum sie mit dem Leistungssystem hadert – und wie der Zauber des Sports wieder in den Fokus rücken kann.” Es ist nichts Besonderes, dieser erfolgreichen Leistungssportlerin Respekt und Verehrung auszusprechen. Sie hat reichlich davon gesammelt.
Hier ist sie mir einer besonderen Erwähnung wert, weil mich Form und Inhalt ihres öffentlichen Sprechens – ich habe selbst beratend in dieser Disziplin gearbeitet – beeindrucken, und zwar stark. Professionelle Sportler*inn*en werden seit vielen Jahren darin professionell gecoacht, weil ihr öffentliches Bild über ihr materielles Einkommen immer stärker mitentscheidet, und darin ihre sportlichen Leistungen längst übertrifft. Frau Mihambo ist in dieser Hinsicht gut beraten – und offenbar gut beratbar. Kompliment.
Damit komme ich zu Silke Burmester
Diese Dame verehre ich seit sie “Kriegsreporterin” bei der taz, sowie Romanautorin war. Mit ihrem neuen Projekt www.palais-fluxx.de entfernte sie sich etwas aus meinem persönlichen Blickfeld. Zu Unrecht, wie mir bei dieser Lektüre heute klar wurde: “Politisierung der Wechseljahre: Von Hirn und Hormonen – Die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden ist ein Akt weiblicher Selbstermächtigung. Doch dahinter steckt auch neoliberales Denken.”
Ich weiss nun schon sehr lange, und verehre, wie gut diese Frau schreiben kann. Nun erbringt sie den Beweis bei einem Thema, das an der Mehrheit von uns Männern spurlos vorbeirauscht. Ich hatte vor knapp 20 Jahren das Thema “Essstörungen” ähnlich identifiziert, recherchierte damals für den Freitag, der es unter Augstein digital einmauerte. Dieses einstige Tabuthema hat es dennoch mittlerweile in öffentliche Mediendiskurse geschafft einzudringen. Burmester arbeitet nun mit Freundinnen hart daran, dass das auch dem Thema “Wechseljahre” gelingt. Warum ist das eigentlich kein integraler Bestandteil sexueller “Aufklärung”? Ein stehender Begriff schon auf den Schulhöfen meiner Kindheit: “Bist du aufgeklärt?” Und damit waren weder Rousseau noch Voltaire gemeint. Und die Wechseljahre auch nicht.
Mensch Burmester – was für ein Lebenswerk!
Ein grünes Beispiel aus Bonn
Gestern stellten die Bonner Grünen ihre Kandidat*inn*en für die Kommunalwahl im September auf. Früher war dafür die Reserveliste entscheidend – seit der letzten Kommunalwahl 2020 sind es die Direktwahlkreise. Der “sicherste” Wahlkreis für die Bonner Grünen war in den letzten Jahren immer die “Innere Nordstadt”, in dem jetzt sicher auch “Die Linke” Ehrgeiz entwickeln wird. Das wird schwer. Denn die Grüne Kandidatin ist sie: Barbara Krausz. Ich durfte sie vor wenigen Jahren ein klein wenig kennenlernen. Sie hat sich mit Partner*inne*n in der IT-Branche selbstständig gemacht. Was sie für mich so interessant macht: um sich selbst macht sie fast gar keinen Wind. Sehr untypisch im politischen Geschäft. Will die etwa nur mit inhaltlicher Substanz siegen?
Pffft, das kennen wir Männer so nicht.
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