Virginia Giuffre ist tot. Gemeldet wird, sie habe Suizid begangen. Mich erinnert ihre Tragik an den schwarzen Profifussballer Justin Fashanu, der sich 1990 selbst als schwul geoutet und die aufmerksamkeitsökonomischen Folgen nicht überlebt hat. Sein Schicksal hat die Welt der Profifussballer (der Herren, ganz anders als die der Frauen) so traumatisiert, dass Selbstoutings danach immer erst nach Beendigung der Karriere erfolgten. Nie davor. Bis heute. Diesen Effekt erhoffen sich die Täter gegen Mrs. Giuffre nun auch.

“Wir müssen euch gar nicht umbringen. Die Mechanismen des Geschäfts und des Systems sind so gefährlich, dass du deinen eigenen Mut nicht überleben wirst.” Und auch Harvey Weinstein hofft wieder vor Gericht sitzend: „Weinstein ist der König von New York – und du bist es nicht“ (FAZ-Paywall). Die Gewalttätigen dieser Welt haben Oberwasser.

Aber wenn sie so übermütig werden wie jetzt, werden sie wieder schwere Fehler machen. Wir trauern um Virginia Giuffre. Aber unsere Sinne werden wacher. Wir kriegen euch alle. Überall, wo es noch einen Rechtsstaat gibt.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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