Ist die sich “Die Linke” nennende Partei jetzt plötzlich sogar schlau?
Ehrlich gesagt habe ich es für möglich gehalten, und bis vor Kurzem wäre es auch mit tödlicher Sicherheit so gewesen, dass die sich seinerzeit ins Sektenstadium degenerierende “Die Linke” sich an einem in Deutschland so beliebten “Antisemitismusstreit” zerlegt hätte. Es war insofern überraschend, dass es diesen Streit bei ihrem letzten Parteitag sogar gab, der Parteivorstand eine Kampfabstimmung, die von überhitzten Gemütern gerne zur “Entscheidungsschlacht” hochgejazzt wird, verlor. Die Partei aber keinen Schaden nahm.
Nun ist etwas erarbeitet worden – da hätte ich auch keine bessere Idee gehabt, als das. Inhaltlich streiten, ohne einen (linken) Laden zu sprengen? Wo gibts denn sowas?
Schon wieder dieser DLF
Es gibt Tage, da denke ich: macht bei denen eigentlich der Götzke die ganze journalistische Arbeit? Heute z.B.: “Wo Schule unbezahlbar ist – Bildungarmut in Rumänien” (Audio 55 min).
Im Teasertext des Senders heisst es dazu: “Rumänische Schulen haben eigentlich einen guten Ruf: Die Grundbildung vor allem in Lesen, Schreiben und Mathematik ist solide. Und gute Schülerinnen und Schüler in Mint-Fächern werden massiv gefördert. Bei internationalen Mathe- oder Programmierwettbewerben liegt Rumänien oft ganz vorne. Doch es gibt eine Kehrseite: In keinem Land Europas brechen so viele junge Leute Schule oder Ausbildung ab wie in Rumänien. Jeder sechste verlässt die Schule ohne Abschluss. Noch alarmierender ist: rund 42 Prozent der Jugendlichen sind funktionale Analphabeten, wenn sie die Schule beenden – doppelt so viele wie in der EU insgesamt. Um das Problem zu lösen, müsste die Regierung massiv in Bildung investieren, vor allem aber: Soziale und regionale Ungleichheit im Land bekämpfen. Etwa ein Drittel der rumänischen Kinder und Jugendlichen lebt unterhalb der Armutsgrenze. In vielen Familien fehlt es an Geld, um überhaupt Stifte und Hefte zu kaufen.”
Dä, mitten in der EU! Und mal was Anderes als die ewige binäre Gut-und-Böse-Berichterstattung. Danach kann einen kein Wahlergebnis mehr wundern.
Der Generationenmythos
Seit ich über 13 bin, weiss ich, dass das Gequengele über “Generation ” X, Y oder Z oder was auch immer substanzfreier Medienquatsch ist, der mit der sozialen Wirklichkeit (fast) nichts zu tun hat. Im Programm von 3sat, das ist der Sender, den deutsche Ministerpräsident*inn*en so gerne dichtmachen würden (und Verlagsmilliardär*inn*e*n ebenso), fand ich diese Woche das vom ORF: “X,Y,Z – Die Generationenlüge – Babyboomer sind konservativ, Millennials ‘Snowflakes’, die Gen Z faul. Es gibt unzählige Zuschreibungen für unterschiedliche Generationen. Bestimmt unser Geburtsjahr tatsächlich unsere Einstellung zu Liebe, Arbeit oder Konsum?” Verfügbar bis 14.8.
Einen prominenten Auftritt in diesem Film hat der Wissenschaftler Martin Schneider (Uni Saarland, die schon wieder!), dessen Erkenntnisse Sie sogar nachlesen können (allerdings nicht bei 3sat): “Der Generationenmythos – September 2018KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 70(157–185)” (das Schriftbild lässt sich am Bildschirm vergrössern – und das lohnt sich).
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