Geheimdienstkoordinatorin der USA: Wir stehen näher als je zuvor an der Schwelle zur nuklearen Vernichtung
Tulsi Gabbard, amerikanische Geheimdienstkoordinatorin meldete sich auf X und YouTube am 10. Juni zu Wort. Sie warnte, dass wir noch nie so nahe an der Schwelle zur nuklearen Vernichtung waren, wie heute. Für diesen „Wahnsinn“ machte sie die politischen Eliten und Kriegstreiber verantwortlich, die rücksichtslos Angst und politische Spannungen zwischen Nuklearmächten schüren. Sie sprach sich dafür aus, dass die sogenannten „einfachen“ Menschen gegen den Weg in den Nuklearkrieg aufstehen sollten.
Gabbard in Japan
Förmlich knüpfte Gabbard an ihren Besuch in Japan an. Trotzdem ist es atemberaubend. Wann hat sich je ein US-Geheimdienstkoordinator so geäußert: Rücksichtsvoll gegenüber der nuklearen Schuld der USA im Jahr 1945, aber ganz entschieden, was diese bewirkte und wie schlimm die Lage inzwischen ist? Einer dieser Konfliktherde, wo mit politischer Nonchalance mit dem nuklearen Feuer gespielt wird, liegt mitten in Europa.
Angriff auf russische Atombomber
Man war beim ZDF der Meinung, Nico Lange sei der Richtige, um darüber zu reden, wie der ukrainische Drohnenangriff (Operation Spinnennetz) auf strategische russische Atombomber einzuschätzen ist. Lange kam garnicht auf die Idee, dass es sich ganz prinzipiell um einen schweren Eingriff in die Architektur der nuklearen Abschreckung zwischen den USA und Russland handelte. Die Tatsache, dass sich Russland an den START-Vertrag hielt, wurde ausgenutzt. START ist der letzte große Vertrag, den wir noch gegen nukleare Eskalation haben. Er sichert das „Gleichgewicht des Schreckens“.
Westliche Helfershelfer?
Zumal steht der legitime Verdacht im Raum steht, dass die Ukraine für den Anschlag westliche Helfershelfer hatte. War die Attacke dazu gedacht, alles auszuspähen, um zu sehen, ob ein Enthauptungsschlag gelänge? Kein Wort entschlüpfte ihm, was die Nukleardoktrin Russlands in solchen Fällen in Erwägung zieht, kein Wort dazu, wieviel neue Unsicherheit und Misstrauen ein solcher Schlag in die Welt bringt. Er wurde allerdings auch nicht dazu befragt. Herr Lange meinte sogar, wenn die „Russen“ weniger strategische Bomber hätten, dann sei das ein Sicherheitsgewinn für Deutschland.
Gibt es eine bessere Methode, Menschen von ihrer Heimstatt Erde zu entfremden, als deren Hirne zu vermüllen? Dazu braucht es gar keine feindlichen Aliens. Das können wir ganz allein. Bei der Beurteilung der Unsicherheitslage der Welt folge ich lieber einer so klugen und mutigen Frau wie Tulsi Gabbard und „der Wissenschaft“.
Gabbarts Botschaft
Gabbard hat sich mit ihrer Botschaft nicht an Politiker, nicht an Staaten, sie hat sich an uns, die einfachen Menschen auf der Welt gewandt. Man mag das für „bestellt“ halten oder für naiv. Unzweifelhaft ist, dass der „Wahnsinn“ regiert, und dass er gestoppt werden muss.
Hier ist in eigener Übertragung, was Tulsi Gabbard sagte:
„Ich habe kürzlich Hiroshima in Japan besucht und stand im Epizentrum einer Stadt, die von unvorstellbarem Horror gezeichnet ist, den eine einzige Atombombe, die 1945 abgeworfen wurde, verursachte. Vor 80 Jahren.
Es fällt mir schwer, die Worte zu finden, um auszudrücken, was ich gesehen habe, die Geschichten, die ich gehört habe, die quälende Traurigkeit, die geblieben ist. Das ist eine Erfahrung, die mich lebenslang begleiten wird.
Dieser Angriff hat die Stadt für immer ausgelöscht, tötete über 300.000 Menschen.
Viele starben auf der Stelle, andere starben an schweren Verbrennungen, an Verletzungen, an der Strahlenkrankheit, an Krebs, der in den nachfolgenden Monaten und Jahren ausbrach.
Nagasaki erlitt dasselbe Schicksal. Haushalte, Schulen, Familien, verschwanden im Augenblick gleißenden Lichts. Die Überlebenden, die Hibakusha, sie trugen den Schmerz der extremen Verbrennungen, von Strahlenkrankheit und des Verlusts für Jahrzehnte.
Die Überlebenden dieses Angriffs wurden gebeten, ihre Erinnerungen, wie sie sich fühlten, was sie gesehen haben, in Bildern und Zeichnungen festzuhalten. Diese Bilder und das Leiden, das sie vermitteln, den Schmerz und das Gefühl von Verlust, waren fast noch bedrängender als die Fotos selbst.
Doch diese eine Bombe, die so viel Zerstörung in Hiroshima verursachte, war winzig im Vergleich zu den heutigen Nuklearbomben. Die Bombe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von nur 15 Kilotonnen TNT, während die heutigen nuklearen Sprengköpfe sich in der Größenordnung zwischen 100 Kilotonnen bis über 1 Megatonne (Anmerkung: 1 Million Tonnen) bewegen.
Eine Einzige der heutigen Nuklearbomben könnte Millionen von Menschen in wenigen Minuten töten. Sie würde alles verdampfen, Menschen, Gebäude, das Leben selbst. Die Schockwelle würde noch kilometerweit entfernte Anlagen und Gebäude zerquetschen, unzählige Menschen töten und verstümmeln.
Und dann kommt der Fallout: Radioaktives Gift, das sich in Luft, Wasser und Boden verbreitet und die Überlebenden zu einem qualvollen Tod oder lebenslanges Leiden verurteilt. Ein nuklearer Winter könnte folgen, mit Rauch und Asche, die das Sonnenlicht blockieren und die Welt in völlige Dunkelheit stürzen. Und in Kälte, die Ernten vernichtet und Milliarden Menschen hungern lässt. Saurer Regen würden die Erde vernarben, ganze Ökosysteme auslöschen.
Das ist keine ausgedachte Science-Fiction-Erzählung, sondern die Realität dessen, was heute auf dem Spiel steht. Wir stehen heute näher am Rande einer nuklearen Vernichtung als je zuvor.
Politische Eliten und Kriegstreiber schüren rücksichtslos die Angst und Spannungen zwischen nuklearen Mächten, vielleicht weil sie zuversichtlich sind, dass sie Zugang zu Atomschutzbunkern für sich selbst und für ihre Familien haben, zu denen normale Menschen keinen haben.
Also ist es an uns, den Menschen, zu sprechen und ein Ende dieses Wahnsinns zu fordern. Wir müssen diesen Weg zum Nuklearkrieg ablehnen und auf eine Welt hinarbeiten, in der niemand mehr in Angst vor einem nuklearen Holocaust leben muss.”
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus dem Blog der Autorin, mit ihrer freundlichen Genehmigung.
Liebe Frau Erler, Sie wissen, ich schätze Ihre oft sehr aufklärerischen Artikel und die darin enthaltenen Informationen sehr. In diesem Falle scheint mir aber Ihre Schlussfolgerung bezüglich des START-Vertrages abwegig. Russland wurde nicht “bestraft dafür, dass es den START-Vertrag eingehalten hat”, sondern hat in einem Krieg Verluste erlitten, den es selbst begonnen hat. Und Putin hat seit Kriegsbeginn mehrfach den Einsatz von Nuklearwaffen angedroht. Die Ukraine wird u.a. mit diesen Bombern angegriffen, da ist es verständlich, dass die Ukraine sie zerstört. Das ist das Risiko eines Landes, das, anstatt zu verhandeln, immer weiter Krieg führt. Es bleibt Russland unbenommen, diese Bomber zu ersetzen, wie es das Start-Abkommen erlaubt. Aber auch, auf eine Waffenruhe einzugehen. Diesen wirtschaftlichen Schaden muss ein Aggrssor schon in Kauf nehmen. Außerdem haben die Trägerflugzeuge mit dem START-Abkommen zu tun, das die Zahl der Sprengköpfe und Atombomben limitiert, aber wenig mit dem Gleichgewicht. Sie wissen besser als ich, dass Flugzeuge im Zusammenhang mit der nuklearen Abschreckung bei Vorwarnzeiten von interkontinental erschreckenden 27 Minuten und Mittelstreckenraketen von 8-12 Minuten mit der Herstellung des “Gleichgewichts des Schreckens” keinerlei Bedeutung mehr haben. Auch russische TU-160 und US-B1 sind für einen Erstschlag viel zu langsam. Wo die jeweils stehen, wissen im Zeitalter der Satellitenaufklärung (und gemäß START) ohnehin beide Seiten.
Tulsi Gabbard ist allerdings eine Stimme der Vernunft – die Frage ist, wer auf sie hört.