Die Bockwurst hat für sein unschlagbares Sicherheitspaket in der Kategorie Behörden und Verwaltung dieses Jahr den begehrten Big Brother Award 2025 abgeräumt. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle von mir und im Namen aller Leserinnen und Leser des Extradienstes (hoffe ich,…).

Der Bockwurst wird zugutegehalten, dass er im Kampf gegen Kriminalität alle Register gezogen hat, die ihm genannt wurden. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden bei ihm alle Wissenslücken zuverlässig geschlossen. Sein Beraterstab aus Praktikern und Sachverständigen der beteiligten Konzerne war hochrangig besetzt und konnte bei ihm fast alle Fehlinterpretationen ausräumen, wenngleich wesentliche Verständnisfragen nur unzureichend aufgeklärt werden konnten. Das wird aber durch sein politisches Amt locker ausgeglichen, eine Bockwurst muss nicht denken, sondern handeln!

Geübten Mutes verfügte er die „Bundes-VeRA“, vulgo Gotham und von Palantir, die im Zusammenspiel mit „Clearview AI“ und „PimEyes“ (Gesichtserkennung) eine wahre Gefühlsexplosion bei ihm auslöst. Ein Traum für jeden mittelbegabten Polizeimajor, bei dem – ganz zu Recht – Allmachtsphantasien ausgelöst werden.

Dieser (und nicht nur er) kann damit – ohne jegliche Vorkenntnis – ein Bild einer Person hochladen und die Software findet anhand des Gesichtes, wo sich diese Person in Social Media bereits entkleidet hat, der Rest findet sich in den Polizeidatenbanken. Dies ist vor allem auf die unermüdliche Vorarbeit von „Clearview AI“ und „PimEyes“ möglich geworden, die das ganze Internet nach Gesichtern durchkämmt hat, ob Social Media, Firmenwebseite, alte Schulfotos egal, es wurde gesucht, gefunden und verknüpft. Kein Gesicht bleibt unerkannt, ob Kleinkriminelle, Parksünder, Mörder oder einfach nur Du oder ich.

Kleinliche Verbote stören nur dieses prosperierende Geschäftsmodell und deshalb scannen sie ungebremst weiter das Internet, immer und überall.

Die Bockwurst sagt, die brauchen das! Nicht nur um Verbrecher zu finden, sondern auch Zeugen, die vorher noch niemals eine Straftat begangen haben, die fehlen schließlich in den Polzeidatenbanken. Noch! Und weil wir alle – ganz ohne kriminelle Energie – auch mal Zeugen werden könnten, ist es besser, wenn die Amis uns rechtzeitig im Namen der Bockwurst katalogisiert haben. Es ist schließlich eine Software für uns! Wozu noch Ausweise und Reisepässe, wenn wir dem System bereits vollständig bekannt sind.

Es ist nicht so, dass uns die Bockwurst allesamt unter Generalverdacht stellt – aber schließlich haben wir alle das Potenzial eine Straftat zu begehen. Mal ehrlich, wie viel getarnte Möchtegernmörder leben unter uns? Besser wir wissen, wer das ist, die müssen wir nicht gleich einsperren, aber lückenlos beobachten (Minority Report  der Film ist zwar geballter Stuss, zeigt aber die feuchten Träume einer Bockwurst)

All diese Wohltaten können nur mit zwei Ingredienzien zum Leben erweckt werden: Daten und eine Riesenmenge Geld für Software und Rechenzentren. Beides steht bei uns bis zum Überfluss bereit, wir müssen nur lernen loszulassen. Die Bockwurst möchte den Geld- und Datentransfer endlich ungebremst anschieben, was kann ihn noch daran hindern?

Der Bockwurst haben sie übrigens beigebracht zu sagen, es sei alles ganz harmlos, so etwas würden sie niemals anstreben. Die, die ihm das beigebracht haben, wissen genau, was sie tun.

Wir müssen aber auch die Vorteile erkennen, denn die vollständige Ausleuchtung der Privatsphäre war bislang nur den nordamerikanischen Social-Media-Konzernen möglich. Mit den Mitteln aus dem Sicherheitspaket der Bockwurst kaufen wir uns ein gutes Stück Kontrolle zurück, auch wenn es nicht ganz billig ist.

In erster Linie müssen die immensen Investitionen für die US-amerikanischen KI-Rechenzentren durch uns refinanziert werden. Vor diesem Problem steht auch Microsoft, einerseits treiben sie Geld für neue Lizenzen ein, aber das allein reicht nicht, die Opfer müssen ihre Gewohnheiten aufgeben und das nutzen, was ihnen angedient wird.

Die nächste Patrone steckt schon im Lauf, sie heißt „Hey Copilot“ und der mit Windows aufgeblähte PC soll auf Zuruf losackern. Glänzender Einfall, wenn die im Großraumbüro alle gleichzeitig quasseln. Oder ist es nicht für den Business-Case gedacht, sondern für den greisen Opa zu Hause, der mit „Hey Copilot“ seinen Herrn und Meister anweisen möchte, eine Kündigung für seine Rollator-App zu schreiben, die ihm das Ding tags zuvor angedreht hat, bis er gemerkt hat, wie die funktioniert: rein virtuell, also im Leben unbrauchbar.

Wer dieses hübsche KI-Feature nutzen will, muss noch ein paar Tage warten, kommt aber zuverlässig, wie die Funktion „Recall“. In den „Copilot Labs“ des Konzerns sollen sie zuhören lernen, also die Windows-Quasselstrippe schickt dann nicht nur alle Datenspenden in ihren digitalen Orkus, sondern hört auch beständig zu. Nicht zur Überwachung, nein, um Aufträge entgegenzunehmen, die eine KI so sinnvoll wie möglich ausführen soll.

Um dem Rechenknecht die Arbeit zu erleichtern, muss der Nutzer oder die geneigte Nutzerin alle lokalen Daten incl. Mail, Bildern freigeben, damit auch das vollständig eingeatmet werden kann, dessen Microsoft noch nicht habhaft werden konnte. Vor allem das Zeug, was noch auf Google-Drive oder den GMAIL-Konten lagert, brauchen sie, da kamen sie bislang nur über andere Umwege dran, wenn überhaupt.

Gleichzeitig sollte das Windows-Opfer dem Co-Piloten auch erlauben, Mails zu verschicken. Weil das – wie üblich bei Microsoft – alles nicht richtig funktioniert, sei es wichtig, es auch in der Praxis zu testen. Wie schön bunt das geht, sehen wir in deren Blogeintrag – ach so, für die, die es immer noch nicht gemacht haben, geht natürlich nur mit Windows 11.

Fühlen wir uns als Opfer? Oder können wir auch Sieger sein? Ich denke schon, nur das sieht dann nicht mehr so schön bunt und billig aus.

PS:
Noch ein Wort in eigener Sache: Wir haben ein neues Auto angeschafft und zur Refinanzierung geben wir Preziosen aus unserem Familienbesitz ab. Nachdem dem die Redaktion von „Bares für Rares“ abgesagt hat, haben wir es auf Kleinanzeigen einstellen müssen. Vielleicht ist es ja, was gerade gesucht wird, hier klicken!

(Hinweis: Möglichst oft draufklicken und den Link gerne weitergeben, ich probiere was aus…)

Über Christian Wolf:

Avatar-FotoChristian Wolf (M.A.) ist Autor, Filmschaffender, Medienberater, ext. Datenschutzbeauftragter. Geisteswissenschaftliches Studium (Publizistik, Kulturanthropologie, Geographie), freie Tätigkeiten Fernsehen (RTL, WDR etc.) mit Abstechern in Krisengebiete, Bundestag Bonn und Berlin, Dozent DW Berlin (FS), Industriefilme (Würth, Aral u.v.m), wissenschaftliche und künstlerische Filmprojekte, Projekte zur Netzwerksicherheit, Cloudlösungen. Keine Internetpräsenz, ein Bug? Nein, Feature. (Digtalpurist)