Das Saarland hatte es wo wenig leicht wie das Ruhrgebiet. Steinkohlebergbau und Stahl – Sie wissen schon. Und Neunkirchen hat es so wenig leicht wie Gelsenkirchen. Beide stellten in den 60er Jahren ein Team in der ersten Fussball-Bundesliga (der Herren), beide mussten beständig gegen den Abstieg spielen: FC Schalke 04 und Borussia Neunkirchen. Für den Tabellenletzten Schalke wurde die Bundesliga sogar 1965 von 16 auf 18 aufgestockt. “Meine” Borussia aus Mönchengladbach spielte gegen beide besonders gerne.
Der Neunkirchener Borussia gelang 1964/65 eine Sensations-Saison. Von diesem Spieljahr hatte ich damals ein komplettes Sammelbilderalbum, und kann mich noch gut an die leistungsstarken Torhüter Ertz und Kirsch sowie an den späteren Kölner Heinz Simmet erinnern. (Letzterer starb erst vor kurzem, 2024 in Hürth.) Wikipedia schreibt über diese Saison: “Dank ihrer Heimstärke belegten sie im ersten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit den zehnten Platz. Es war das erfolgreichste Jahr und der wohl beste Kader des Vereins seit der Gründung. Was den Mythos der Mannschaft jener Jahre begründete, war der Umstand, dass Neunkirchen seinerzeit als kleinste Bundesligastadt im heimischen Ellenfeldstadion fast die gesamte deutsche Fußballelite bezwingen konnte; überdies setzte sich die Mannschaft überwiegend aus Spielern zusammen, die aus Neunkirchen und der näheren saarländischen Umgebung und des Südwestraums stammten, was den Zuspruch des Publikums und dessen Identifikation mit der Mannschaft erhöhte.”
1967 machte es meiner Borussia besonderen Spass gegen die Neunkirchener anzutreten. Weil am Bökelberg ausgebaut wurde, wurde im spärlich gefüllten Düsseldorfer Rheinstadion gespielt. Der von der dortigen Fortuna zu uns gewechselte, wenig später schwer verletzte und für jeden echten Borussia-Fan Legende gebliebene Peter Meyer war in der Blüte seines Schaffens und schoss beim 10:0 allein vier Tore. Dieses 10:0 gegen Neunkirchen war jedoch kein Bundesligarekord. Den hatte Borussia Mönchengladbach ein knappes Jahr zuvor selbst aufgestellt: mit einem 11:0 gegen Schalke. Und 1978 mit einem 12:0 gegen den BVB (“Torhagel”) erhöht.
Wie kommichdrauf? Aus Neunkirchen kommt diese Schreckensmeldung. Nunja, im real existierenden Fussballkapitalismus fragt sich der Realist, wie sie das so lange durchgehalten haben …

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