In memoriam Micha Brumlik sel.A.
Der Newsletter des Demokratischen Salons mit den Ende Oktober bis Anfang Dezember 2025 veröffentlichten Texten ist online (vollständiger Text über den Link). Gewidmet sei diese Ausgabe des Demokratischen Salons Micha Brumlik sel. A., der am 10. November 2025 starb. Unter den vielen Nachrufen möchte ich den von Meron Mendel in der Dezemberausgabe 2025 der Blätter für deutsche und internationale Politik hervorheben: „Ein furchtloser Streiter für die Aufklärung“.
Als Editorial bietet Norbert Reichel in seinem Essay „Polen 2025 – Der lange Schatten einer traumatisierenden Geschichte“ eine Analyse der polnisch-deutschen Beziehungen und Gefühlslandschaften an. Grundlage sind aktuelle Publikationen des Deutschen Polen-Instituts zur Energiepolitik, zur Osteuropakompetenz in Polen, das deutsch-polnische Barometer 2025 sowie die Studie „Emotionale Nachbarschaft“. (Rubriken: Europa, Osteuropa)
Weitere Inhalte der neu veröffentlichten Texte:
- Caren Heuer stellt in „Demokratie heißt Humanität“ die von ihr kuratierte Ausstellung „Meine Zeit“ zum 150. Geburtstag von Thomas Mann vor. Thomas Mann erwies sich mit der Zeit als couragierter Verfechter der Demokratie, obwohl er zunächst glaubte, politische Äußerungen könnten seinem künstlerischen Anspruch schaden. (Rubriken: Liberale Demokratie, Kultur)
- Lino Zeddies, einer der Gründer:innen von Reinventing Society, stellt Ziele und Angebote des Think Tanks vor: „Visionen wagen“. Es gibt nicht die eine Lösung für die Krisen unserer Welt. Kommunen können den Think Tank engagieren, um gemeinsam Realutopien zu erdenken. (Rubriken: Liberale Demokratie, Utopien / Science Fiction)
- Die Evangelische Nordkirche veröffentlichte am 1. Oktober 2025 zum 35. Jahrestag der deutschen Einheit „Empfehlungen zur Aufarbeitung in den evangelischen Kirchen Deutschlands“, die im Demokratischen Salon durch Vermittlung von Markus Meckel im Wortlaut veröffentlicht werden. Sie plädieren – auch angesichts der aktuellen Ost-West-Debatten – für eine Aufarbeitung der gesamtdeutschen Kirchen. (Rubriken: Liberale Demokratie, DDR)
- Markus Meckel zieht in „Zukunft braucht Weisheit und Mut“, einem Vortrag vom 4. Oktober 2025 im polnischen Sejm, eine Bilanz von 60 Jahren Ostdenkschrift der EKD und dem Briefwechsel der polnischen und deutschen katholischen Bischöfe. Er kommentiert Gremien, Dokumente, Widerstände und Entwicklungen in den deutsch-polnischen Beziehungen. (Rubriken: Europa, Osteuropa)
- Markus Meckel fragt nach der Einweihung der (vorläufigen) Gedenkstätte für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs: „Was fehlt dem polnischen Denkmal in Berlin?“ Er erinnert an immer noch nicht umgesetzte Beschlüsse des Deutschen Bundestages und schlägt vor, das Gedenken an die polnischen Opfer auf alle Opfer des deutschen Vernichtungskrieges zu erweitern. (Rubrik: Osteuropa)
- Ana Margvelashvili berichtet in „Georgische Albträume“ über die seit über einem Jahr andauernden täglichen Demonstrationen auf der Rustaveli in Tbilisi gegen die georgische Regierung, die zunehmenden Repressionen sowie die Chancen georgisch-deutscher Kulturbeziehungen. Sie stellt die Frage, ob Georgien tatsächlich ein „sicheres Herkunftsland“ ist. (Rubriken: Europa, Osteuropa)
- Jeannette Oholi plädiert in zwei Büchern für eine „Germanistik der radikalen Vielfalt“. Sie erschließt gemeinsam mit anderen Autor:innen die Potenziale der vielstimmigen afropäischen und afrodeutschen Literatur. Die Grenzen zwischen literaturwissenschaftlichem und aktivistischem Engagement zerfließen. (Rubrik: Afrikanische Welten / Gender)
- Pavlo Shopin porträtiert in „Literatur gegen die epistemische Ungerechtigkeit“ die britische Germanistin Sarah Colvin. Mit der von ihr entwickelten Begrifflichkeit analysiert sie, wie literarische Formen selbst zum Ort von Widerstand werden. Gegenstand sind unter anderem Literaturen aus China, aus der Ukraine, aus Deutschland, aus den USA (Rubriken: Afrikanische Welten, Osteuropa, Kultur)
- Tanja Röckemann hat in ihrem Buch „Die Welt betrachtet ohne Augenlider“ Literatur und Politik im Werk von Gisela Elsner analysiert: „Die Realistin“. Gisela Elsner bewegte sich zwischen West und Ost, entschied sich für eine Mitgliedschaft in der DKP. Sie wehrte sich gegen die Etikettierung ihres Werks als „Frauenliteratur“ und irritierte nicht nur die bürgerliche Literaturkritik. (Rubriken: Kultur, Treibhäuser)
- Donata Vogtschmidt MdB ist Sprecherin der Bundestagfraktion der Partei „Die Linke“ für Digitalpolitik und Cybersecurity. Für sie gilt: „Die Freiheit ist konkret“. Sie formuliert ihre Hoffnungen auf das neue Digitalministerium und fordert in den Debatten um Datensicherheit und Bürokratieabbau digitale Souveränität, Medienkompetenz und Kontrolle der Plattformen. (Rubrik: Liberale Demokratie)
- Gerhard J. Rekel porträtiert die Sozialreformerin „Lina Morgenstern“ (1830-1909), Gründerin von Volksküchen, Feministin, Publizistin. Im Jahr 1900 wurde sie von einer englischen Zeitung zu einer der drei bedeutendsten Persönlichkeiten Berlins gewählt. Das Porträt ist ein guter Einstieg in die Lektüre ihrer sehr aufschlussreichen Biographie, die der Autor im Verlag Kremayr & Scheriau veröffentlichte. (Rubriken: Jüdischsein, Gender, Liberale Demokratie)
- Fritz Heidorn porträtiert in „Archäologie der Zukunft“ den 90jährigen Erzähler Jack McDevitt, der sagte: „Literatur soll es uns ermöglichen, imaginäre Erfahrungen zu durchleben.“ Reisen „zu den Sternen“ enthüllen in näherer wie in fernerer Zukunft Träume und Ängste der Menschheit und eröffnen philosophische Debatten. (Rubrik: Utopien / Science Fiction)
- Lukas Dubro stellt in „Ein philosophisches Genre“ die lebendige chinesische Szene junger Science-Fiction-Autor:innen vor. Im MaroVerlag erscheinen die „Kapsel“ und Erzählbände, mit Texten von Xia Jia, Regina Kanyu Wang, Gu Shi, Chi Hua. Sie bieten literarische „Gedankenspiele der Zukunft“ mit ihren utopischen und dystopischen Konflikten und Kontroversen. (Utopien / Science Fiction)
- Yuliia Dobronosova, Schriftstellerin, Philosophin, Autorin und Essayistin stellt in „Die Theaterkultur der Ukraine“ die einzigartige Studie von Olexander Klekovkin, Iuliia Bentia und Svitlana Kulinska zur 1.000jährigen Geschichte des ukrainischen Theaters mit vielen Hintergrundinformationen über Forschungslage, Quellen, Begriffe und Traditionen vor. (Rubriken: Kultur, Osteuropa)
Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen finden Sie zu folgenden Themen: Nachruf auf Micha Brumlik sel. A. (Meron Mendel), eine Analyse unserer Zeit aus dem Jahr 2017 (Micha Brumlik), ein Plädoyer für eine neue Realpolitik (Jürgen Trittin), eine Analyse des Dilemmas der Grünen (Lukas Beckmann), die gefährdete Zukunft der Bürgerräte (Jannis Koltermann), bedrohte Rechtsstaatlichkeit (Ernst Fraenkel), Meinungsfreiheit vs. Volksverhetzung (Ronen Steinke), Antisemitismus im Kulturbereich (Deutscher Bundestag), die Wahlen in den Niederlanden (René Cuperus), die Polarisierungsstudie der TU Dresden (Hans Vorländer), blockierte Wissenschaft und Politik (Martin Wagner und Sören Urbansky, mit einem Ausblick auf George Orwell), Femizide in Italien und in Deutschland, die Schicksale, eine Dunkelfeldstudie und Maßnahmen der Politik (drei Texte, unter anderem eine ZEIT-Dokumentation und eine Correctiv-Recherche), Bildung für nachhaltige Entwicklung (BMZ und KMK), Inklusion in der Literatur (Martina Süess über Flannery O’Connor), Alternative für Russland (Georg Maier), Zukunft in Syrien (zwei Texte: Thomas von der Osten-Sacken und Kristin Helberg), Verfassungsänderung in der Slowakei (Martina Winkler), 365 Tage tägliche Demonstrationen in Georgien (oc-media), Hamas-Terror in Deutschland (Michaela Dudley), Rechtsextreme Übergriffe in Gedenkstätten (Matias Kamp), die Berlin History App (Topographie des Terrors), die übersehene Ukraine (Martin Schulze Wessel), Putins Mission (Botakoz Kassymbekova und Annette Werberger), Menschenrechte in Algerien (Kamel Daoud), gute Aussichten für Teile des Aralsees (Leibniz-Institut für Gewässerökologie), sowie fünf weitere Übersetzungen von Beiträgen aus dem Demokratischen Salon ins Ukrainische (Drahomanov Universität Kyjiv).
Empfehlungen für den Besuch von Veranstaltungen und Ausstellungen finden Sie auf einer eigenen Seite, nach Orten sortiert.
Der Newsletter des Demokratischen Salons erscheint in der Regel etwa alle acht Wochen. Die nächste Ausgabe erhalten Sie Anfang Februar 2026. Neue Beiträge werden selbstverständlich weiterhin laufend veröffentlicht.
(Alle Internetlinks zuletzt zwischen dem 1. und 9. Dezember 2025.)

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