Medien finden Feuerwerke geil. Diese “schönen” Bilder. Gerne auch mit Randale. Noch lieber mit Migrant*inn*en-Randale. Gerne werden Interviews gegeben. “Endlich fragt mich mal einer”. Feuerwerkskäufer mit prall gefüllten Einkaufswagen schaffen es in die Tagesschau. Ist ja sonst nichts los. Feuerwerke in real existierenden Kriegen sind zu weit weg. Kein Kamerateam greifbar, ist ja auch viel zu gefährlich. Tote und Verletzte, ja traurig, aber deutsche Todesopfer? “Keine*r von uns” dabei. Ausserdem: Superkunden deutscher Exportindustrie. Wer will das in diesen Krisenzeiten öffentlich thematisieren?

2015 Kölner Domplatte, das war geil. Ein Fest für die Medien. Der Springerkonzern und die Rechten konnten den Diskurs drehen. Ein Fest der Hetze. Der Schuldige: Wolfgang Albers, Polizeipräsident in Köln. Er erklärt sich heute, 10 Jahre später, im GA, der es bedauerlicherweise von seiner Mutter Rheinische Pest hat digital zumauern lassen. Wolfgang, ein alter Jungdemokraten-Freund, hatte sich erfolgreich gegen die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis gewehrt. Ein guter Jurist, aber als Politiker nicht schlau genug. Das waren die meisten Anderen, insbesondere unter seinen politischen Vorgesetzten, noch weniger.

Wie kommichdrauf? Drei Viertel werden gar nicht böllern. Nur eine kleine radikale Minderheit will es. Die Mehrheit will ihre Ruhe, wie alle anderen Lebewesen. Aber welches Medium will Ruhe senden? Die bietet weder Bilder noch Geräusche. Wie sollen so Medien weiterexistieren, die auf Cashflow und Profit angewiesen sind?

Sind demokratische Politiker*innen, die sich für diese so ideal instrumentalisierbare dumme, kleine Minderheit einsetzen, darauf angewiesen? Offenbar.

Der Beueler Extradienst ist es nicht. Das ist wunderbar. Ein Luxus unserer Zeit.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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