Die Herrschenden machen die Beherrschten krank – und danach jammern und wehklagen sie selbst

Die deutsche herrschende Klasse ist zweifellos auch die herrschende Klasse unter den herrschenden Klassen der EU. Doch diese ist zweifellos schlecht damit beraten, sich das bieten zu lasen. Der potenzielle EU-interne Rivale Frankreich hat keine Kraft mehr zu rivalisieren, nur noch seine Atomwaffen. Die Deutschen haben die EU im Wettbewerb der Grossmächte zielsicher ins Stadium der Lächerlichkeit bugsiert. Wenn es irgendwo auf der Welt um was Wichtiges geht, vorzugsweise Krieg und Frieden, müssen sie an den Kindertisch.

Niemand hat dafür Mitleid verdient. Ich zähle mich nicht zu den Herrschenden, sondern zu denen, die ihnen “in unserem Land die Macht abnehmen wollen” (Jungdemokraten-Bundeshauptausschuss 1980 im “Haus Steineck” in Bad Godesberg, direkt neben dem “Weinhäuschen” mit der guten österreichischen Küche, und in Anwesenheit des damaligen FDP-Generalsekretärs Günter Verheugen).

Die herrschenden deutschen Milliardär*inn*e*n und ihre leitenden Angestellten summen nun schon seit Jahren das klassisch-deutsche Untergangslied. Sie glauben, mit dem Auspressen der Beherrschten, der Arbeitenden, der Alten und der Kranken noch nicht fertig zu sein. Für den Vortrag dieser Lieder unterhalten sie eine grosse Zahl von Pausenclowns in den Medien, die sie entweder besitzen oder politisch beherrschen. Insbesondere an Sonn- und Feiertagen bestimmen die Medien des über die angebliche “Brandmauer” Brücken bauenden Springerkonzerns die Agenda. Die Nachrichtensender der nominell “uns” gehörenden Medien lesen dann brav aus ihnen vor. Als sei das Information. Die Mehrheit hat sich längst daran sattgehhört, und lenkt sich davon ab.

Die Mehrheit wird krank

Während diese Medien uns weismachen wollen, wir seien faul, werden wir krank. Wie bei allen anderen Entwicklungstendenzen hat die Corona-Pandemie das verstärkt und beschleunigt. Das schafft auch niemand mehr wegzudiskutieren.

Hier dazu die AOK-Untersuchungen.. Hier Untersuchungen der Barmer, bei der auch ich versichert bin. Hier die bundesweite 2024er Statistik der häufigsten Erkrankungen. Und hier eine Untersuchung im Auftrag der DAK zum internationalen Vergleich, die klar aussagt, dass Vergleiche aufgrund zu unterschiedlicher Datenbasis objektiv nicht möglich sind. Aber kennen Sie ein deutsches Medium, dass sich daran stört?

Die öffentlichen Deutungskämpfe um Gesundheit und Krankheit sind schlichte Symptome der aktuellen Klassenkämpfe. Wem es schlecht geht und wer scheisse aussieht, die/der hat was falsch gemacht. Und soll nicht auf dumme Gedanken kommen.

Um doch auf solche Gedanken zu kommen, empfehle ich den Blog-Kollegen Stephan Schleim. Der beschäftigt sich mit diesen Dingen wissenschaftlich. Als Buddy von Florian Rötzer ist er mit ihm zu overton gewandert, und bleibt dort so lesenswert, wie er immer war. Der Grund ist seine abwägende Tonalität, die bei overton, nunja, nicht die Regel ist. Hier schreibt er über den heissen Scheiss aller Krankheiten ADHS:

In nur wenigen Jahren verdoppelte bis versechsfachte sich die Häufigkeit der ADHS-Diagnosen – Seit der COVID-Pandemie explodieren die psychiatrischen Diagnosen förmlich.”

und der zweite Teil:

Warum wird ADHS immer häufiger und auch bei Frauen diagnostiziert? – Man liest es regelmäßig in den Medien: Psychologisch-psychiatrische Störungen werden immer häufiger diagnostiziert. Die Mengen der verschriebenen Medikamente steigen rasant. Die Wartelisten für eine Therapie sind lang. Man brauche mehr Therapeutinnen und Therapeuten.”

Danke. Möge es unsere Gesellschaft zum Denken anregen.

Meine Empfehlung zur Ablenkung

Und für das lange bingewatchingkompatible Wochenende. Das ZDF hat eine neue Staffel “Sketch-History” produzieren lassen, 10 Folgen. Schön billig in Bulgarien. Am besten gefallen mir die Scherze über Talkshows, Stichwort: “Lanzelot”. Und am Sonntag gibt es einen brandneuen “Barnaby”. Beides macht garantiert nicht krank. Ausser Sie verzehren dazu Ungesundes.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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