Nein, nicht weil die deutschen Athleten mit siebenundfünfzig Medaillen mehr geholt haben, als ihre nicht behinderten Kollegen. Auch nicht obwohl, sondern vielleicht gerade weil Thomas Bach als Chef des IOC und Michael Vesper als DOSB-Generalsekretär diesen Spielen demonstrativ den Rücken gezeigt haben, waren die Paralympics ein Riesenerfolg. Anders als bei der Olympiade waren nämlich die Brasilianer wirklich als Pubikum beteiligt und mit Kartenpreisen von drei Euro waren die Spiele auch erschwinglich. Während sich die Eintrittskarten für die Olympiade nur die Reichen und Wohlhabenden leisten konnten, waren die Paralympics wirklich die offenen Spiele, die eigentlich die Olympiade sein sollte. Die Wettbewerbe waren gut und zum Teil voll besucht und die brasilianische Bevölkerung nahm regeren Anteil an den Wettbewerben als vier Wochen zuvor. Das hätte man sich von Olympia auch gewünscht.
Kämpferischer Geist und Mut, internationale Gemeinsamkeit der Aktiven, vor allem der Wille, dass es vor allem wichtig ist, dabei gewesen zu sein, also die alten Werte der olympischen Idee, waren deutlich stärker spürbar, als vor Wochen bei den Spielen des Kommerz und der Eliten. Mit der Tapferkeit, mit der sich viele Sportler mit Handicap erfolgreich dem Leben stellen und über sich selbst hinaus wachsen und damit ein Beispiel geben, haben sich viele Brasilianer identifizieren können. Für die von Wirtschaftskrise, Armut und einer durch korrupte Machenschaften ins Amt gekommenen Regierung gestraften Menschen haben die Athleten auch ein Stück gemeinsamer Hoffnung verkörpert, das eigene Schicksal trotz Rückschlägen mutig in die Hand zu nehmen. Und das alles in einer fröhlichen, friedlichen und achtsamen Atmosphäre – was will man mehr? Wofür brauchen wir überhaupt noch Olympia, seine Dopingskandale, seine Milliardengewinne für internationale Konzerne und Millionen für die Taschen der Funktionäre? Weniger wäre in diesem Fall mehr.
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