Erschossener mutmaßlicher Attentäter Amri war NRW-„Nachrichtenermittler“
Nicht alles läuft derzeit schlecht. Weil es für die Geheimdienste besonders schlecht läuft. Sie kommen vor lauter Aktenbereinigung und eigener-Leute-aus-dem-Veerkehr-ziehen kaum noch zu ihrer traditionellen Arbeit an Verschwörungen, politischen Morden, Attentaten etc. Selbst im NRW-Landesinneninisterium muss es drunter und rüber gehen, dass der bedauernswerte aus Brüssel remigrierte Traditions-CDU-Rechte Herbert Reul gar nicht mehr weiss, um welche Bereinigung und Niedriger-Hängung er sich zuerst kümmern soll.
Thomas Moser/telepolis hat ihm mal eine kleine Liste gemacht an Entdeckungen, die er im Amri-Untersuchungsausschuss von NRW machte. Alles was da an Mist produziert wurde, passierte anscheinend in der Übergangszeit vom einen Minister-Versager (Ralf Jäger, muss ich die Partei erwähnen?, SPD) zum Anderen (Herbert Reul, CDU). In mir wurde noch eine zusätzliche Verdachts-Assoziation geweckt: Amri war Tunesier, reiste aktiv hin und her und überall rum, immer unter den Augen diversester deutscher Dienste; die angeblichen Täter ein Jahr zuvor, Silvester in Köln, sollen überwiegend “Nafris” (Polizeijargon für Nordafrikaner) gewesen sein – wie Amri.
Ein ähnlich hartnäckiger Lästigfaller wie Thomas Moser, nur mit grösserer Massenwirkung, weil er sich dem Produzieren populärer TV-Spielfilme widmet, ist Daniel Harrich. Schön, dass er Beschützer*innen beim SWR gefunden hat, die ihn mit Aufträgen versorgen. Was heute in der ARD läuft, und ausnahmsweise mal ohne Champions-League-Konkurrenz, wirkt auf den ersten Blick sehr sehenswert. Harrichs Drehbuchautor Gert Heidenreich habe ich einst regelmässig im Kritischen Tagebuch (verstorben im WDR3) gehört; er ist ein Ex der gleichnamigen Elke.. Schön wäre, wenn Christiane Paul, heute Abend in der Hauptrolle, mehr essen würde. Es tut mir immer ein bisschen weh, diese tolle Schauspielerin zu sehen.
Update 22.11.: Weh tat beim Ansehen dieses Films ausserdem, wie eindimensional Paul die Hauptrolle als “gute Heldin” spielen musste, die es in der heutigen Geheimdienstwelt gewiss nicht gibt. Wir sind allerdings auch verwöhnt durch differenzierte Charakterzeichnungen in Serien. Dort haben die Macher*innen mehr Zeit das zu entwickeln.
Noch merkwürdiger war, wie redebereit ehemalige Geheimdienstler (Schindler, Uhrlau) in Harrichs anschliessender Dokumentation auftraten. Diese Herren verfolgen bei solchen Auftritten immer eine eigene Agenda. Harrich verzichtete darauf, das zu problematisieren, weil es die Botschaft seiner knapp 30 Minuten kurzen Dokumentation hätte entschärfen und verwässern können.
Fazit: eine mutige ARD würde inhaltliche Qualität über Programmschema stellen. Wir wissen, diese ARD gibt es nicht.
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