Die Stadt muss sparen, zuwenig Einnahmen, zuviele Schulden. Die schwarz-grüne Koalition hatte sich in der letzten Wahlperiode auf Drängen des Grünen-Fraktionschefs Peter Finger auf Sparen in der Verwaltung konzentriert. Darüber waren der Oberbürgermeister, der Kämmerer und der Beamtenbund-dominierte Peronalrat sehr sehr böse. Sie würden lieber an den andern da draußen sparen.

Doch trotz dieses unmenschlichen Leistungsdrucks der seitens der Politik auf die Verwaltung ausgeübt wird, haben manche Ämter immer noch genug Zeit, einzelne Bürger nach allen Regeln der Kunst zu schikanieren. Ein schwarzer Gastwirt tunesischer Herkunft ist da z.B. ein dankbares Opfer, denn wer wird sich schon mit so einem solidarisieren?

Kamel Bssissa betreibt schon seit vielen Jahren das “Bistro El Horizonte” in Beuel, gleich neben dem Adenauerplatz. Er hat sich ein sehr gemischtes aber dadurch auch sehr anstrengendes Publikum herangezogen, mit sehr langfristiger und harter Arbeit. Dem armseligen Kreisligisten SV Beuel 06, gerade wieder aus der Bezirksliga abgestiegen, sponsert er die Trikots. Das Geld fliesst zurück, indem die Mannschaft sich im Gegenzug gerne mal bei ihm “die Kante gibt”, gerne auch mal am Vorabend ihrer Ligaspiele. So ist Fußball 😉

Schlecht klar gekommen war er letztes Jahr mit dem Rauchverbot – ich als Gast dagegen wunderbar. So hat er versucht, es den süchtigen Gästen vor der Kneipentür auf Außenplätzen möglichst behaglich zu machen. Die Straße ist verkehrsberuhigt, sie hat ausreichende Breite, jeder Liefer-LKW kommt super durch, in der Nachbarschaft sind überwiegend Gewerberäume, wenig Wohnungen, wenig bis überhaupt kein Streit wg. Lärm etc.

Das war und ist der Stadtverwaltung wohl viel zu friedlich. Erst wollte man ihm mitten auf seine Außenfläche einen Baum pflanzen, wg. dem “Klimaschutz”. Kamel war so geladen darüber, dass er mit den Ämtern lieber nicht mehr selber sprechen wollte. Er wusste als ehrlicher Kerl, der das offene Wort pflegt, dass er sich damit vor allem selbst geschadet hätte. In einem einstimmigen Beschluß aller Fraktionen hat die Bezirksvertretung Beuel diese Schikane der Verwaltung dann zurückgewiesen.

Darüber war die nun wohl so sauer, dass sie nach neuen Ideen sucht, wie sie dem guten Mann zeigen kann, wer hier das Sagen hat. Nun ist es der transparente Windschutz, für den eine Baugenehmigung fehlt. Er stört zwar niemanden in Beuel, aber die Verwaltung im Stadthaus. Ist das nicht toll, wie kreativ man dort ist?

Wegen der Straßenbahnschienen gibt es im Beueler Zentrum nur wenige Plätze mit Aufenthaltsqualität. Die Bürgersteige in der Friedrich-Breuer-Straße sind zu schmal und zusätzlich durch überflüssige Parkplätze verengt. Samstags gibts kein Durchkommen, für Fußgänger, Fahrräder, Kinderwagen, Rollatoren. Nach Fertigstellung des Neubaus am Beueler Rathaus soll nicht nur der beliebte Wochenmarkt vom Krankenhaus zurückkehren, sondern auch neue Außengastronomie eingerichtet werden. Dafür verlangt die Stadt jedoch, wie ich höre, zu hohe unwirtschaftliche Gebühren, die sich zumindest die kleinen inhabergeführten Läden nicht leisten können, so dass eine Großkette zu befürchten ist.

Neben dem Rheinufer bleibt so nur der kleine verkehrsberuhigte Zipfel der Gottfried-Claren-Straße mit dem kleinen Cafe, dem Buchladen und dem Bistro von Camel Bssissa, wo man sich halbwegs stressfrei hinsetzen und unterhalten kann. Da schmeißt unsere Stadtverwaltung nun weiter Konflktzunder rein – danke auch!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net