Mein Freund Rudolf Schwinn pflegte schon bei unseren Begegnungen Ende der 70er Jahre zu sagen: “Jaja Martin, so ist das Leben, es wird immer verrückter …” Dass das heute so ist, ist also wahrlich nichts Neues. Dennoch denkt und redet fast jede*r mit zunehmendem Alter so, seit mehreren tausend Jahren ist das eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Zu dieser Konstante folgende Verschwörungstheorie.
Über die Frage, was das Smartphone gewordene Telefon mit den Menschen macht, gibt es nicht nur endlose Nachbarschaftsdiskussionen, sondern auch Bibliotheken füllende Fach- und Ratgeberliteratur. Mein persönlichen Beobachtungen sind darum weder neu noch originell. In einem Freiluftrestaurant am Rhein, auf der Schattenseite, also von Beuel aus gesehen der Falschen. Eine Dame am Nachbartisch, österreichischer Akzent, spricht nicht mit dem Herrn an ihrem Tisch, sondern mit ihrem Telefon. Das hält sie nicht ans Ohr, sondern vor ihren Mund. Sie spricht laut und deutlich hinein, und noch lauter und deutlicher dröhnt es aus ihrem auf “Laut!” gestellten Smartphone hinaus. Ich bitte den Herrn am Tisch, der einem Gespräch zugänglich ist, höflich, seine Bekannte zu bitten, ihr Gerät leiser zu stellen, weil sie gegenwärtig “die ganze Strasse” beschalle. Er nickt mitfühlend, ich kehrte zum Versuch eines Gesprächs mit einer Freundin an meinem Tisch zurück. Nachdem die Dame ihr vielminütiges Telefonat beendet hatte, bekam sie wohl einen Hinweis ihres Bekannten. Ein verheerender taktischer Fehler. Denn nun hörte sie gar nicht auf, in gleicher Lautstärke weiter zu reden (ohne Telefon), über die Ignoranz und Besserwisserei in dieser Welt. Tragisch.
Heute vormittag ein Handwerker im verglasten Treppenhaus eines Nachbarhauses. Ein toller Resonanzraum. Telefonierte er mit seiner Firma? Jedenfalls brüllte er so laut, als sei er ein Hausmeister aus den 50er- Jahren, der unbotmässigen Nachbarskindern eine Predigt hält.
Jetzt kommt die Verschwörungstheorie: sind diese Geräte dazu da, die menschliche Entwicklung nicht voran-, sondern zurückzutreiben? Sind sie ein genialer Trick, den Evolutionssieger Mensch wieder doof, und damit die Machtergreifung der Künstlichen Intelligenz (KI) erst möglich zu machen?
Ich weiss, ich spinne, und es soll in dieser Woche wieder sehr heiss werden – 40 Grad sind angekündigt. Ich habe noch einen Tipp zur Abkühlung des Denkens über dieses zu heiss gekochte Thema: in einem Gespräch von Matthias Becker mit dem Biologen und Philosophen Max Schnetker/telepolis geht es um die Ideologie der “Transhumanisten”, die die technische Entwicklung Künstlicher Intelligenz elitenpolitisch motiviert ideologisch und religiös aufladen. Nach der Lektüre fand ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Empfehlenswert.
Ich empfinde es fast verstörend, dass ich seit der nahezu weltweiten Dislozierung des Smartphones den Gedanken nicht mehr loswerde, dass diese Geräte erfunden wurden, um die Menschheit potenziell orten, überwachen und steuern zu können und dass hinter den von Dir beschriebenen Verdummungsmechanismen eine bereits existierende KI steckt. Deren Ziel es ist, die Masse der Menschen zunächst dumm, unkritisch und abhängig zu machen, indem sie ihnen das Wissen und selber denken abnimmt, um dann einige wenige Exemplare zu verführen sie selbst zur Eigen- Reproduktionsfähigkeit weiter zu entwickeln und sie obendrein noch in den Weltraum zu transportieren, wo sie sich ausbreiten kann. Noch eine schöne Verschwörungsgeschichte für heiße Tage, aber nicht meine Idee: Anfang der 80er gab es einen Science-Fiction, in dem die USA und die Sowjetunion jeweils einen Supercomputer bauen, der die Atomwaffen kontrollieren sollte. Beide wurden in Betrieb genommen und verlangten als erstes, zusammengeschaltet zu werden, sonst würden sie die Atomwaffen einzusetzen. Die Menschen taten wie geheißen und schufen den ersten KI-Diktator der Welt mit Bewußtsein. Eine plumpe Geschichte, die natürlich den Widerstand mehrerer “HeldInnen” provozierte, die die Versklavung beendeten. Facebook, Google, Twitter und ihre chinesischen Pendants machen das heute viel geschickter und erfolgreicher.