In meiner Jugend war die Leichtathletik nach dem Fußball die TV-Sportart Nr. 2. Gerne brachte ich ganze Nachmittage und Abende vor Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zu. Meine Favoriten waren immer die Laufwettbewerbe, mehr die Lang- als die Kurzstrecken, sie hatten eine eigene Dramaturgie, die Psychologie der Konkurrent*inn*en war besser sichtbar. Den TV-Anstalten wurde das irgendwann zu langweilig.
Nachteilig für die Medienkonzerne war, dass die Deutschen meist in den wenig ansehnlichen technischen Disziplinen zur Weltspitze gehörten. Auf den ebenfalls medienattraktiven Sprintstrecken liefen die Schwarzen den Weissen davon – das ist in Deutschland seit 1936 nicht mehr so gefragt. So verschwand die Leichtathletik mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. So entgeht der deutschen Öffentlichkeit, dass sie auch aus Schwarzen besteht. Die bringen Deutschland sogar in Wettbewerben an die Weltspitze, in denen es auf schnelles Laufen ankommt. Aber das ist für weisse deutsche Medienredaktionen nicht dasselbe, wenn Schwarze deutsche Goldmedaillen gewinnen.
Oder sogar die Champions League. Die Champions League der Leichtathletik heisst Diamond League und ist die Gesamtwertung mehrerer Spitzen-Sportfeste einer Saison. Im Tennis, das kennen Deutsche seit den weissen Boris Becker und Steffi Graf, nennen sie es Grand Slam. Das hat jetzt die in Heidelberg, also ganz in der Nähe, wo auch Boris und Steffi zur Welt kamen, geborene Malaika Mihambo gewonnen. Im Weitsprung, also der Disziplin von Heide Rosendahl (Olympiasiegerin 1972). Rosendahls Stern ging mit dem Farbfernsehen in Deutschland auf (gleichzeitig mit der damals 16-jährigen Ulrike Meyfahrt). Doch wer sieht den Stern von Malaika? In ihrer sportlichen Kontinuität ist ihre Leistung weit höher einzuschätzen.
Bravo!