mit Update 27.12.
Manche billigen Donald Trump zu, dass er mit dem Verzicht auf den Beginn neuer Kriege immerhin, pragmatisch gesehen, viele Todesopfer früherer US-Präsidenten vermieden habe. Auch bei mir hat dieses Argument gelegentlich verfangen. Es ist nun leider durch die Coronakrise im US-amerikanischen Sinne des Wortes erledigt worden. Sarkastisch formuliert: Trumps “America first” hat er auch bei der Beendigung von Menschenleben verwirklicht. Da war und ist er ganz darwinistischer Faschist. Er selbst hat das Virus überlebt – damit ist ja wohl der Beweis erbracht, dass, wer nur weiss und reich genug ist, noch die schlimmsten Angriffe gefahrlos zurückschlagen kann. Womöglich sind US-amerikanische Hamburger die gesündest denkbare Ernährung, am besten verbunden mit der intellektuellen Erbauung durch Fox-TV, obwohl: das ist viel zu links. Sehen wir es positiv: genau das war es wohl, was seine Wiederwahl letztendlich verhindert hat.
Drogenversorgung bedroht
Ich bin auch weiss, allerdings nicht ganz so reich. Das Virus geht mir als gesellschaftliche Erscheinung schwer auf den Zeiger, persönlich begegnet bin ich ihm zum Glück noch nicht. Bei meinem Arzt ist es schon gewesen, aber ich war nicht da, hatte nichts. Um meinen von sozialen Begegnungen unerfrischten Trübsinn zu bekämpfen, nutze ich nicht nur diesen Blog, sondern auch ein ausgewähltes Bouquet hochwertiger Drogen. Die sind jetzt jedoch hochgefährdet, durch die superintelligente Klimapolitik reicher Länder wie des unsrigen. Der Klimawandel mag den Weinanbau auf Sylt ermöglichen, also den Hauptbestandteil meiner persönlichen Alkoholversorgung. Meine lebensnotwendige Versorgung mit Kaffee und Schokolade ist dagegen akut gefährdet, und endet, wenn ich Glück habe, ungefähr parallel mit meiner individuellen Lebenserwartung. Liebe Nachgeborene: Ihr werdet Ersatzdrogen benötigen. Oder wir setzen eine radikalere Klimaschutzpolitik durch. Oder beides.
Ein schwarzer deutscher Kommunist: Joseph Ekwe Bilé
Für viele Kaffee- und Kakaobauern wird das zu spät sein. Wer von ihnen es wagt, uns Kolonialist*inn*en intellektuell dazwischen zu reden, wird kurzerhand als “Antisemit” aus dem Diskurs herausexpeditiert. Obwohl: nein, das ist nicht gelungen. In dieser Hinsicht bessert sich vieles. Jacobin hob einen schwarzen deutschen Kommunisten in seine Onlinepräsenz: Joseph Ekwe Bilé. Der Text von Robbie Aitken ist schon ein Jahr alt. Was er berichtet, war mir bis heute komplett unbekannt. Wow, danke, für dieses Füllen meiner Bildungslücke.
Update 27.12.: Untenstehender Leserkritik von André Dahlmeyer gibt eine Analyse von Pierre Schwarzer/Jacobin Argumentationshilfe: “Gerechte Gesundheitspolitik statt Führungslektionen – Die Pandemie hat New York schwer getroffen. Das Problem ist nicht nur schlechter Führungsstil, sondern auch der anhaltende neoliberale Kurs der Demokratischen Partei.” Ich gebe zu: da werden auch Klischees in meinem Kopf geradegerückt.
trump-tote? es gibt keine trump-toten. für das was läuft ist jeder selbst verantwortlich. auch weiße nordamerikaner oder weiße nigger in teuropa. der einfluß von politikern wird überbewertet. postscriptum: die who gehört vors kriegsgericht!
Überbewertet? Ja, ok. Bedeutend aber sehr wohl. Für die Aufstellung eines öffentlichen Gesundheitswesens ist keineswegs “jeder selbst verantwortlich” – das ist Politik. Dafür sind in einer Demokratie einerseits alle verantwortlich – andererseits aber besonders die, die sich in Verantwortung wählen lassen, ganz unten in der Kommune, und ganz oben.