Nach dem Halbfinale zwischen den Niederlanden und England (3:0) hätte ich eine sportliche Steigerung nicht mehr für möglich gehalten. Doch das Finale zwischen den Niederlanden und Dänemark (4:2) hat gestern – bei gleicher TV-Zuschauer*innen*zahl von gut 3 Mio. und fachlich exzellenter Begleitung durch Kommentatorin Claudia Neumann – alle sportlichen Erwartungen übertroffen.
Kennzeichnend dafür waren auf beiden Seiten die überragenden Sturmreihen Harder/Nadim (Dänemark) und van de Sanden/Miedema/Martens (Niederlande). Die Überzahl der Niederländerinnen im Sturm war spielentscheidend, nicht nur weil Miedema und Martens 3 der 4 Tore erzielten. Miedema ist keineswegs nur eine Abstauberin. Spielerisch entscheidend war, dass sie im Sturmzentrum in der Lage ist, bis zu drei Abwehrspielerinnen zu binden, und so für die turboschnellen und konditionsstarken Aussenstürmerinnen Räume schafft, aus denen die konzentrierte gut verwertbare Flanken liefern können.
Den dänischen Verliererinnen und ihrem Kampfgeist, Spielvermögen und Widerstand verdankten wir ein großartiges Spiel mit einer tollen Dramaturgie, Spannung bis zum 4:2 der schön völlig “platten” Miedema in der 89. Minute.
Und die Lehre: wer die Flucht aus Afghanistan schafft, hat vor der Ausführung von Elfmetern keine Angst mehr (Nadim). Mögen sich die Herren dieMisere und Palmer das zuhause als Kalenderspruch übers Bett hängen, wenn sie nachts ihre Schlafstörungen haben.
Während der deutsche Frauenfussball im Viertelfinale andere an sich vorbeiziehen sah, wird er nun von neuen Hochburgen umzingelt: in Österreich, Dänemark, und den Niederlanden, vielleicht sogar der Schweiz und Belgien, werden die krisengeschüttelten Jungs im Publikumsinteresse von den Mädels übertroffen. Es hat eben nicht nur Vorteile, mit Geld vollgeschissen zu werden.
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