Als “Comedy” verkauft, ist “Das Begräbnis” eher tragisch
Als schmieriger Therapeut “Kranitz” hat Regisseur Jan Georg Schütte zuletzt schauspielerisches Gesicht gezeigt. Ein wunderbares Ekel. Im wahren Leben kann er so ein Ekel nicht sein. Denn dann stünden Deutschlands beste Schauspieler*innen nicht ständig in der Castingschlange, wenn er seine nächste Improvisations-Produktion vorbereitet. Ausserdem muss der Mann einen guten Kanal zum ARD-Produktionsmachtzentrum Degeto haben. “Furnierplatten-Ambiente” ist eine weitere Vorliebe des Mannes, der in einem Kaff an der Elbe lebt, in dem es noch nicht einmal eine Grundschule gibt. Aber immerhin ein Gasthaus.
Das Zitat mit den Furnierplatten ist von Oliver Jungen/FAZ, der mit seiner Rezension schneller war, weil er als Profi Vorabvorführungen geniesst. Ich kann mir hier mit Verweis auf ihn vieles sparen. Als fauler Sack verzichte ich auf Mediathek-Bingewatching (verfügbar ein halbes Jahr) und lege mich am späten Abend faul mit der TV-Fernbedienung aufs Sofa.
Was ich dort sah, war nicht schön, und für Menschen ausserhalb von Grossstädten kaum lustig, weil Mangel an Schadenfreude. Das erstklassige Ensemble spielt in “Das Begräbnis” das, was es über das Familienleben im real existierenden deutschen Spiesser-Mittelstands-Kapitalismus weiss. Das ist nicht wenig. Die meisten Klasse-Schauspieler*innen sind kluge Leute. Mit der Improvisationsmethode zapfen Drehbuch und Regie all dieses Wissen ab, statt es einzusperren.
Als Zuschauer profitiere ich davon. Schon den Vorläufer “Klassentreffen” hatte ich in vollen Zügen genossen. Weitermachen!
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