Christoph Hein, Lula da Silva, Oleksiy Danilov, Opec, China-Schulden, Solarindustrie, Nato, EU, Schweiz, Polen, USA, NDR
Ein Mann als intellektuelle Wohltat. Christoph Hein/Berliner Zeitung: “‘Habe Sorge, dass dieser Verteidigungskrieg den Dritten Weltkrieg auslöst’ – Der Schriftsteller antwortet auf die Fragen: Was wird kommen? Was wird von uns bleiben?”
Dazu auch Tjerk Brühwiller/FAZ: “Brasiliens Friedensbemühungen : ‘Die Türen sind nicht vollständig geschlossen’ – Der brasilianische Präsident Lula da Silva hat seinen außenpolitischen Spitzenberater nach Moskau geschickt, um die Möglichkeit von Friedensgesprächen auszuloten. Überraschend empfing Präsident Putin den Gesandten persönlich.”
Florian Rötzer/overton: “Wie die Ukraine die Krim von der Besatzung befreien oder säubern will – Oleksiy Danilov, der Vorsitzende des Sicherheits- und Verteidigungsrats, kündigt ein merkwürdiges Programm in 12 Schritten an.”
Wieder mal verhaltensauffällig, der geopolitische Realo Michael Maier/Berliner Zeitung: “Gegen den Petro-Dollar: China hat einen langfristigen Plan – Brasilien und Frankreich schließen Deals mit China, die den Yuan stärken. Der Euro könnte der Verlierer im Kampf der Währungs-Giganten sein.”
China macht nicht sehr viel fundamental anders als die kapitalistische Konkurrenz, aber definitiv nicht dümmer. Unproduktiver Militarismus wird aus ökonomischen Vernunftgründen (bisher) weitgehend weggelassen. Jörg Kronauer/Junge Welt: “Drohende Schuldenkrise: Rettungskredite aus China – Steigender Anteil chinesischer Auslandsdarlehen, die von Zahlungsausfall bedroht sind. Volksrepublik kommt säumigen Staaten mit längerer Laufzeit entgegen”
Solar- und Windindustrie
Wie dankt China es der FDP, dass sie während ihrer Regierungsbeteiligung in der Merkel-Regierung 2009-13 die deutsche Solarindustrie ruiniert hat? Wolfgang Pomrehn/telepolis: “China: Auf der solaren Überholspur – Energie und Klima – kompakt: Im Land der Mitte werden mehr Solar- und Windkraftanlagen ans Netz angeschlossen, als irgendwo sonst auf der Welt.”
Michael Maier/Berliner Zeitung: “Opec überrascht den Westen: Beginnt so die multipolare Welt? – Die Opec-Staaten drosseln die Öl-Förderung. Der Ölpreis steigt – sehr zum Verdruss der USA. Analysten sehen eine Verschiebung der Machtverhältnisse in der Welt.”
Reinhard Lauterbach/Junge Welt: “Wer das Sagen hat – Noch ist der Krieg in der Ukraine nicht entschieden, aber Sergej Lawrow hatte schon recht mit seiner Äußerung, dieser Krieg werde auch um eine neue Weltordnung geführt.” Der Autor schreibt weniger russlandversteherisch, als dieser Teaser seiner Redaktion den Eindruck erweckt.
Florian Rötzer/overton: “‘Sprich nicht über Nord Stream’, soll Devise europäischer Regierungen sein – Nach der Washington Post würden Ermittler davon ausgehen, dass die Story über die Jacht Andromeda der Verschleierung dient. Aber wer soll dahinterstecken?”
Macron und “Flinten-Uschi nach China
In dieser Gemengelage hängt sich die Nato-Generalsekretärin in spe von der Leyen an den China-Besuch von Emmanuel Macron. Soll sie auf den aufpassen, der einst die Nato als “hirntot” charakterisierte? Letztendlich ist Macron unberechenbar, insbesondere für seine französischen Wähler*innen. Und legt Wert darauf, dass er mehr Distanz zu China (als imperiale ökonomische Konkurrenz) halte, als die deutsche Regierung. Diese hat ihm wiederum seine Unberechenbarkeit mit dem Bruch der deutsch-französischen Achse gedankt, was den Anfang vom Ende der EU als globale Macht markieren dürfte.
Schweizer Geschäftsmodell ruiniert
Rudolf Walther/taz: “Übernahme von Credit Suisse: Der Deal der Großbanken – Von der Pleite der Credit Suisse und der Übernahme durch die UBS profitieren vor allem Wirtschaftsanwälte und Kanzleien. Darüber redet kaum jemand.” Solche Beiträge, “normaler” kritischer Journalismus-Standard, heben mittlerweile den gegenwärtigen taz-Durchschnitt.
Polen
Reinhard Lauterbach/Junge Welt: “Ultrakonservative: Polens dritte Kraft? – Rechtspopulistische und marktradikale Partei »Konföderation« schiebt sich in den Umfragen auf Platz drei. Liberale Opposition vor den Wahlen im Oktober herausgefordert.” Polen als Avantgarde einer Rechtswende in der migrationsfeindlichen, rassistischen EU? Trump, Biden, oder wen auch immer, würde es das Geschäft erleichtern.
Bildung in den USA
Rückwärtsgang auch in den USA: Leon Gerleit/telepolis: “Konservative Hysterie an Schulen – US-Wahlkampf: Konservative und Liberale schlagen absurde Volten, auch vor Schultoiletten. Auffallend häufiges Ziel der rechten Stimmungsmache und der Politik mit benachteiligender Gesetzgebung sind Transpersonen.” Da will mann nicht dazwischensein.
NDR-Klimabericht
Es erinnert an den Wulf-Mathies-Bericht zum WDR vom September 2018, seinerzeit ausgelöst durch die #metoo-Vorwürfe gegen seinen leitenden Angestellten Gebhard Henke. Der Auslöser beim NDR war inhaltlich anders, die festgestellten Verhältnisse ähneln sich – leider. Davon berichtet – mit eingebautem Link zum Originalbericht – Stefan Niggemeier/uebermedien: “‘Vollflop’ und ‘Katastrophe’: Der schonungslose Bericht über das miese Klima im NDR – Der Norddeutsche Rundfunk hat einen 99 Seiten langen Bericht über das Betriebsklima veröffentlicht. Es ist ein bemerkenswertes Dokument – und schmerzhaft für die Betroffenen. Was andererseits auch ein Grund zur Hoffnung ist.”
Dem Kern der Probleme des öffentlich-rechtlichen Mediensystems hierzulande kommen wir hier wesentlich näher, als mit dem aufgesetzten profilsüchtigen Geschwätz der Parteien über höhere oder niedrigere Gebühren. Was hier zutage tritt, haben im übrigen genau die verursacht, die so tun, als hätten sie damit nichts zu tun.
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