Beueler-Extradienst

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Gefahrenabwehr

Beinahecrash am Adenauerplatz – täglich / Wundersame Bahn CXLV

Schülerverkehr, Umsteigesituation. Die 66 kommt über die Kennedybrücke und fährt in die Haltestelle Richtung Siegburg ein. Die Türen für Umsteiger*innen liegen hinten, bei der doppelspännigen langen Bahn am anderen Ende als der*die Pilot*in. Sie*er muss versuchen, das Geschehen über Spiegel (und Kameras?) zu erfassen, gleichzeitig Gefahren und Hindernisse in Fahrtrichtung wahrnehmen. Hilfspersonal gibt es nicht. Die Türen schliessen automatisch. Wenn alle Türen geschlossen sind, und es die Ampelschaltung erlaubt, ist das für die*den Pilotin (Männer mitgemeint) das Abfahrtssignal.

Während des Aus- und Einsteigevorgangs an der 66 erreichen Busse mit Schülermassen ihren Halteplatz. Die Schüler*innen versuchen die 66 noch zu erreichen, von der Fahrerin (Männer mitgemeint) kaum zu überblicken (oder hat sie Monitore?). Die Fussgängerampel parallel zur St. Augustiner Str. zeigt Grün, also auch für die durchfahrenden Blechkistenmassen. Die Fussgängerampel zur 66 zeigt Rot. Die Bahn droht die Türen zu schliessen, und vor der Nase der Schüler*innen abzufahren.

Ein pubertierender junger Mann im Kapuzenshirt, ich sehe nur seine Rückseite, denkt “Scheiss drauf” und rennt los, quer über die Kreuzung. Er droht mitten auf der Fahrbahn auszurutschen, verhindert mit einem akrobatischen Reflex, voll auf die Fresse zu fallen. Ein PKW macht mit quietschenden Reifen eine Vollbremsung. Der junge Mann erreicht ganz knapp die hintere Tür der 66 – und sorgt so dafür, dass die ihm folgenden Massen von Schüler*innen, allesamt im Sprint aber mit stark unterschiedlichem Leistungsvermögen, die Tür ebenfalls erreichen, bevor sie – automatisch schliesst. Die Schnellen als solidarische Hilfe für die Langsamen. Die Ampel spielte real keine Rolle mehr. Hauptsache die Bahn wurde erreicht. Happyend für alle.

Die Katastrophe allerdings war ganz nah. Muss das so sein? Nein.

Erstens gäbe es technische Möglichkeiten der Verständigung zwischen Bus- und Bahnfahrer*inne*n. Frage an die Stadtwerke: warum werden die nicht genutzt?

Zweitens gäbe es die Möglichkeit einer All-Grün-Ampelschaltung: alle Fussgängerüberwege bekommen gleichzeitig Grün, alle können den Platz kreuz und quer überqueren – und der Autoverkehr muss eben warten. Das wurde schon vor Jahrzehnten in der Bezirksvertretung diskutiert. Und damals von der Stadtverwaltung abgelehnt. Die hatte da allerdings noch eine andere politische Führung.

Jetzt sind Osterferien. In 10 Tagen geht es wieder los. Muss es erst Tote – und Hunderte Traumatisierte, die das mit ansehen müssen –  geben? Nein, muss es nicht. Vernunft würde genügen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Helmut Lorscheid

    ja in den Bahnen gibt es Monitore, die Fahrerin (finde ich klasse so) kann auch die Kameras im innern der Bahn abrufen. Draußen gibt es an Haltestellen auch welche, ob die Bahnfahrerin die einsehen kann, weiß ich nicht. Soweit ich weiß, sehen die Fahrer auch die Situation an den Türen. Wenn die Bahn einmal die Türen geschlossen hat, ist es bei verschiedenen Baujahren unterschiedlich aufwendig, sie noch mal zu öffnen. Das ärgert mich auch sehr, wenn ich draußen bleiben muß…

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