Kann länger dauern – Wundersame Bahn CLI
Ich war gestern in Aachen. Auf der Hinfahrt hielten sich die Verspätungen bei der Bahn im üblichen Rahmen. Ich rechne je Entfernung und abhängig von der Zahl der notwendigen Umstiege mit ein bis zwei Stunden zusätzlich, jedenfalls wenn ich am Zielort einen Termin einhalten möchte. Aber die Rückfahrt. Pünktlich um 21.00 h war mein Modell-Termin beendet. Doch von der Hochschule zum Bahnhof, das kann in Aachen abends bisschen dauern. Am Bahnhof bin ich um kurz vor 22 Uhr. Wahrscheinlich wäre ich zu Fuß schneller gewesen – aber nach drei Stunden Modell stehen bin ich zu müd, fahre also mit dem Bus.
Am Aachener Hauptbahnhof erst mal zur Anzeigentafel – nichts in Richtung Köln oder gar Bonn zu sehen. Also zum Automaten, 22.20 h gibt es die nächste Verbindung nach Köln. Doch oh Schreck – das ist ein Bus – Schienenersatzverkehr bis Eschweiler. Dort soll es dann um 23.04 h weitergehen nach Köln paar Minuten später nach Bonn. Soweit die Theorie.
Ein freundlicher Bahn-Mitarbeiter – ja den gab es in Aachen noch um Zehn Uhr abends dort wirklich, wahrscheinlich wegen des Esatzverkehrs. Jedenfalls weist er uns den Weg zur Haltestelle, an dem der Ersatz-Bus fahren soll. Dort warten schon jede Menge Menschen. Gegen 22.16 h hält ein Bus “SEV nach Stolberg”. Wo liegt das noch mal, vor oder hinter Eschweiler? Ich bin mir unsicher. Stolberg statt Eschweiler. Auf meinem Automaten-Ausdruck steht was von Eschweiler – nicht von Stolberg. Aber es ist ein real existierender Bus, der offenbar in die richtige Richtung fährt. Ok, der kommt früher als angekündigt? Kann das stimmen? Eine Tafel mit den Abfahrtzeiten sehe ich nicht, Andere Reisende suchen auch vergeblich danach.
Egal ich frage den Fahrer, ob ich in Stolberg Anschluss an die Bahn hätte. Ich zeige dem Fahrer den Ausdruck, er antwortet, ja es gäbe soweit er wisse direkt Anschluss an den Regional Express nach Köln. Nicht nur ich stelle diese Frage, nicht nur mir wird vom Fahrer der Anschluss ab Stolberg bestätigt. Also steige ich ein – nicht nur ich mache das. Wenn es Anschluss nach Köln gibt, ist doch der Name des Bahnhofs egal. Hauptsache weiter Richtung Heimat.
Dass etliche wartende nicht einsteigen, bekomme ich nicht mehr mit. Ich sitze in einem Bus, der in die richtige Richtung fährt und freue mich auf den Anschluss nach Bonn. Da will ich hin, ich bin seit acht Stunden unterwegs und habe drei Stunden Modell stehen hinter mir.
Angekommen in Stolberg in den Aufzug, der zu einer erstaunlich hohen Fußgängerbrücke zu den Gleisen führt. Gefühlte 20 Meter Höhe. am Gleis herrscht Ruhe. Mitreisenden ist es zu ruhig, sie suchen auf ihrem Smartphone nach weiteren Informationen und erfahren, dass die Züge von Eschweiler aus fahren – und das ist eine Station weiter. Also zurück zur Bushaltestelle vor dem Bahnhof. Da gibt es eine – zuvor von uns nicht beachtete – Tafel mit den Abfahrtzeiten eines weiteren Schienenersatzverkehrs von Stolberg nach Eschweiler. Ok unser – und auch mein – Fehler diese Tafel zuvor einfach ignoriert zu haben. Natürlich ist dieser Bus seit einigen Minuten weg. Er hatte mich zuvor nicht interessiert, weil ich ja hoffnungsfroh zu den Bahngleisen eilte. Was nun?
Der nächste Bus fährt in gut einer Stunde. warten? Lieber nicht, wir teilen uns ein Taxi nach Eschweiler. Dort fährt tatsächlich ein Zug nach Köln, natürlich mit ordentlicher Verspätung, aber ein Zug. Plötzlich ein weiterer Ansturm von Fahrgästen. Ich erkenne jemanden wieder, den ich in Aachen an der Bushaltestelle gesehen hatte. Er fiel mir auf, weil er eine lange Holzstange trug. Er ist mit dem Schienenersatz-Bus direkt aus Aachen bekommen. Das hätte ich auch haben können, ja wenn nicht …
Nein ich fahre abends nicht mehr von Aachen nach Köln, jedenfalls solange wie es dort Schienenersatzverkehr gibt. Dumm nur, wenn man selbst nicht ausreichend aufgepasst hat und zumindest “mit schuldig” ist am eigenen Malheur…
Du hast doch noch Glück gehabt
https://taz.de/Acht-Stunden-Verspaetung/!5933041/
Zwei Bahnalbträume an einem Feiertagsmorgen lesen, das ist Überdosis. Ich muss mal einen Wein aufmachen …
Wir könnten in die Schweiz auswandern, oder nach Japan – aber da ist die Sprache so komisch. Und unsere Rente reicht nicht dafür.