Lars Stindl verlässt die erste Liga aus freien Stücken – ein Verlust
Der Fussball-Vollprofi Lars Stindl hat nur wenig Medien-Gewese um sich selbst veranstaltet – nicht ganz so radikal wie der Kölner Fussballgott Hans Schäfer (Null Medien-Interviews), aber doch stark in seinem Sinne. Stindl sprach zu den Fans durch seine Leistungen “aufm Platz” – und die Fans von Borussia Mönchengladbach haben diese Sprache immer sehr genau verstanden. Darum wird über seinen Abschied nach dem heutigen Abschied von einigen geweint, auch von mir. Bei allen anderen Abgängen würde mir das nie in den Sinn kommen. Hier die Gründe.
In diesem Blog füllt er in 9 Jahren immerhin zwei Trefferseiten. Meistens steht er dabei nicht im Mittelpunkt, wird aber miterwähnt. So verlief auch seine Karriere. Sein Karrierehöhepunkt war eine Nebensache: das Vorbereitungsturnier zur WM 2018 in Russland, es war 2017 und wurde Confed-Cup genannt. Der DFB gewann es mit einer “Zweiten Mannschaft”, angeführt vom Siegtorschützen Lars Stindl. Zur WM ein Jahr später verletzte er sich, konnte nicht mit. Die Erste Mannschaft schied in der Vorrunde als Gruppenletzte aus, gegen die Fussballgrossmacht Südkorea.
Mannschaftssport geht nicht ohne solche Typen
Meine steile These: mit ihm wäre es anders gelaufen. Stindl kann ein mit allen Wassern gewaschener temperamentvoller schwieriger Gegenspieler sein, aber er ist unfähig zum Arschlochsein. Selbst als Ersatzspieler auf der Bank und im Training arbeitet und kämpft der Kerl für sein Team. Dafür haben wir Borussia-Fans ihn geliebt – nicht sofort und spontan, aber sehr – doofes Modewort – nachhaltig. Will sagen: wir werden ihn nicht vergessen.
Wenn Ihnen das schwerfällt nachzuvollziehen, empfehle ich Ihnen zwei seiner wenigen, aber sehr reflektierten und mit Verstand geführten Interviews. 2017 gab er dem Magazin 11Freunde dieses Interview. Damit fand er Eingang in mein Fanherz. Jetzt zu seinem Abschied sprach der Kicker mit ihm.
Die Verletzung 2018 stoppte seinen Einzug in die Weltklasse. Seinem Charakter, seiner Persönlichkeitsentwicklung hat das offensichtlich nicht geschadet. Solche Kerle sind so verdammt selten geworden.
Audiothekperle
Zum Spannungsabbau vor dem Saisonfinale geniessen Sie dieses DLF-Gespräch der Journalismus-Veterane Jürgen Zurheide (RWE-Fan) und Manni Breuckmann (S04, der dem BVB die Meisterschaft wünscht, während er selbst zittern muss) (Audio 8 min). Ich träumte, ihnen noch Friedrich Küppersbusch (RWE- und BVB-Fan) zuzugesellen, und ihnen bis zum Anstoss 15:30 zuzuhören – ein bisschen gutes Essen und Trinken dazu – was könnte schöner sein?
Umfahren Sie heute und morgen Dortmund und das Ruhrgebiet weiträumig. Am besten einfach zuhause bleiben.
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