An der Kunst, dieses Land zu regieren, gibt es weit verbreitete und vielfach berechtigte Zweifel. Ich beruhige mich damit, dass viele meiner Zweifel gewiss eine Alterserscheinung sind. Denn früher war vieles nicht besser. Doch wie mit dem Alltag in der heutigen Aufmerksamkeitsökonomie klarkommen? Wollte Kleinmachnow, das ich in den frühen 90ern mal selbst besucht habe, nur auf sich aufmerksam machen? Den Verdacht hatte ich als erstes. Aber das unterstellt wohl doch eindeutig zu viel Cleverness.
Zentrum für politische Schönheit, Titanic, Martin Sonneborn zählten noch zu meiner engeren Wahl. Aber auch die habe ich damit wohl gnadenlos überschätzt. All die langweilenden TV-Satireredaktionen machen ausgerechnet jetzt Sommerpause. Und siehe: niemand vermisst sie.
Wildschweine jedenfalls haben wir in Bonn und Umgebung eher zu viele. Ich esse sie gerne, Gut zubereitetes zartes Fleisch, leckere Saucen und Beilagen, ein guter Rotwein dazu. Definitiv nicht vom Aussterben bedroht. Vorgartenbesitzer*innen von Troisdorf über das Siebengebirge bis zum Venusberg wissen das.
Es gibt eine populäre These, die von aufmerksamkeitssüchtigen Medien insinuiert wird, weil sie so wunderbar eingängig ist. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht. Es verrät mehr über das Bewusstsein der Menschen und Organe, die sie verbreiten: die Natur würde sich “rächen”. Als Beweis können diese oder jene Sommerlochnachrichten dienen, typischerweise aus der Berliner Zeitung. Wir Menschen wissen einfach wenig über unsere Mitkreaturen, weil sie uns so wenig interessieren – siehe die gedanken- und verantwortungslose Klimapolitik. Die meisten spalten es ab, und in den vielen durchdrehenden Köpfen erzeugen immer mehr unserer wirren Artgenoss*inn*en stattdessen Fantasien. Besonders in Deutschlands Hauptstadt am rechten Rand der Republik, wo sie ausgeprägte Neigungen dazu haben. Gutes Regieren wäre eine Alternative.
Wenn also in nächster Zeit in unserer Stadt oder ihrer Umgebung eine “Löwin” entdeckt wird, ein Leguan im Garten rumklettert, oder ein weisser Wal im Rhein schwimmt, dann wissen wir: es ist so weit: wir leben in einer Stadt, die unfähig ist, noch eine demokratische Wahl zu organisieren. Dann sind wir da angekommen, wo Berlin schon ist.
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