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Stadtwerke Bonn am Scheideweg

von Rainer Bohnet

Das kommunale Bonner Verkehrsunternehmen, die Stadtwerke Bonn (SWB) mit ihrer VerkehrsspARTE “SWB Bus & Bahn”, steht am Scheideweg. Die aktuelle Situation ist dramatisch und durch ständige Verspätungen, Totalausfälle, technische Fahrzeugmängel und Personalmangel geprägt. Das sind die Auswirkungen systemischer Fehlplanungen und -investitionen. Mit der Folge einer täglich zunehmenden Unzufriedenheit der Kundinnen und Kunden.

Die SWB haben einen übergroßen Nachholbedarf. Sie müssen zunächst ihren derzeitigen ÖPNV stabilisieren, d.h., Busse und Bahnen müssen wieder zuverlässig, pünktlich und sicher Tausende Menschen zu ihren Arbeitsplätzen, in die Schulen, in die Universität oder zum Einkaufen in der City befördern. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die in den letzten Tagen und Wochen fast vollständig aufgegeben wurde. Das ist ein verkehrspolitischer Sündenfall erster Güte, weil es sich bei den SWB um ein kommunales und steuerfinanziertes Unternehmen handelt. Sie nehmen insbesondere im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge wahr, die keinesfalls ausschließlich betriebswirtschaftlich bewertet werden dürfen.

Wie alle Verkehrsunternehmen leiden die SWB über einen schmerzhaften Personalmangel. Kein Wunder, denn neue Bus- und Bahnfahrer*innen werden erheblich zu schlecht bezahlt. Bruttoverdienste zwischen 1.500 und 2.000 EUR sind die Regel. Und leider sind diese geringen Löhne durch Tarifverträge legitimiert. Deshalb sind die Tarifpartner gefordert, die verantwortungsvollen Tätigkeiten mit sehr familienfeindlichen Arbeitszeiten attraktiv zu tarifieren.

Was die Zukunftspläne für einen städtischen ÖPNV im 21. Jahrhundert angeht, trifft man bei den SWB auf völlige Funkstille. Sie verstecken sich regelrecht hinter ihrem Aufgabenträger, der Stadt Bonn. Mit der Konsequenz, dass die hoch bezahlten SWB-Manager im Fall der aufgekommenen Debatte eines kostenfreien ÖPNV´s keine einzige plausible Zukunftsperspektive aufzeigen können. Das ist nicht nur schwach, sondern auch fahrlässig.

Die SWB haben einen übergroßen Nachholbedarf. Denn angesichts von Klimawandel und drohenden Dieselfahrverboten müssen die SWB konzeptionell nachweisen, was sie an Geld, Fahrzeugen, Infrastrukturen und Personal brauchen. Dabei geht ist nicht um den Status Quo, sondern um eine Kapazitätssteigerung von bis zu 100 Prozent.

Über Rainer Bohnet:

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Dein Plädoyer für eine bessere Bezahlung der Fahrer*innen möchte ich nachdrücklich unterstützen. Der Personalmangel in diesem Bereich ist nicht nur mit zuwenig Geld zu begründen. Diese Arbeit ist auch hochgradig gesundheitsgefährdend. Sie erfordert 110% Konzentration; wie es um die Pausen bestellt ist, will man da lieber gar nicht wissen. Allein wenn ich erlebe, wie ein Bus unfallfrei durchs Combahnviertel balanciert wird – wer von uns würde sich das jahrzehntelang zutrauen? Die wenigsten Passant*nn*en kennen den Bremsweg einer Strassenbahn, alle gehen “noch schnell vorher” rüber – für Fahrer*innen dauerhafter Stress. Ich kenne Fahrer persönlich, die privat als Fahrgast nicht mitfahren wollen – “aus Sicherheitsgründen”. Sie wissen zuviel. Und ich habe vor Jahrzehnten einen Stadtbahnfahrer kennengelernt, der jemanden totgefahren hatte. Er war noch unter 30, und den Rest seines Lebens berufsunfähig. So ein Trauma wünscht man niemandem. Die wenigsten seiner Kolleg*inn*en erreichen gesund das Rentenalter.
    Wenn ich dann noch erlebe, wie manche Fahrgäste an den Fahrer*innen, die den ganzen Tag in Zugluft sitzen müssen, ihren Frust und ihren Ärger ablassen, nee danke ….. Wer braucht sowas?

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