Wundersame Bahn CLXIII
Unter uns Bahnreisenden ist “Wolfsburg” ein stehender Begriff. Dort vergessen gelegentlich Lokführer*innen anzuhalten, unter dem Beifall der übergrossen Mehrheit der Mitreisenden. Journalist*inn*en mit und ohne Bahnkenntnis nehmen solche Storys voller Begeisterung auf. Peter Neumann/Berliner Zeitung kann diese Haltung offensichtlich nicht teilen: “Zu viele Fahrgäste befürchtet: Züge an die Ostsee fahren in Berlin ohne Halt durch – Böse Überraschung: Immer wieder lässt die Bahn den Halt am Gesundbrunnen aus – und viele Menschen einfach stehen. Ein Reisender aus Berlin berichtet.”
Für die 222 Bahnkilometer von Berlin nach Stralsund benötigen Reisende – laut Fahrplan – gut drei Stunden. OK, das erinnert mich an Realitäten in NRW. Aber wer will denn ernsthaft an die Ostsee, und da drin sogar baden? Ich habe das als 7-jähriger mal getan, in der Nähe der Schleimündung bei Maasholm. Heute weiss ich: viel zu gefährlich. Mann muss wohl Berliner sein, um das ignorieren zu können.
Die Behörden, die Menschen massenhaft da drin baden lassen, sind ungefähr die Gleichen, die es nicht schaffen, in diesem Land einen leistungsfähigen Eisenbahnverkehr zu organisieren.
Eigentlich mag ich die Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt, aber wenn ein Wessi über die Ostsee schimpft, muss ich eindeutig einschreiten. Maasholm ist ja wohl nicht der richtige Ort an der Ostsee. Okay, ich kenne Maasholm nicht, aber in meinen knapp 30 Jahren als Berliner habe ich mich immer an der ostdeutschen Ostseeküste wohl gefühlt, an Textil- wie vor allem an FKK-Ständen. Munition gab es an der ostdeutschen Ostsee nirgends, in Maasholm lag es wohl an den CDU-Regierungen, die sich nicht darum gekümmert haben. – Und wer will schon Hunderte von Metern an der Nordsee ins Wasser gehen? An der Ostsee gibt es keine Gezeiten, da kann man man 24 Stunden am Tag baden. Heute, wo die prüden Wessis in der Ostsee zu baden versuchen, will ich das auch nicht mehr, da bleibe ich lieber in meinem Berliner Umfeld.