Mit Spannung sehe ich der heutigen Einschaltquoten-Partie zwischen einer ARD-Talkshow und zwei “Barnaby”-Folgen von 2006/7 entgegen. Letztens meinte jemand am Wirtshaustisch ganz richtig: “Da passiert doch nichts!” Worauf ein Chor antwortete: “Das ist es ja gerade!” Pause von der Überreizung. Dem guten Louis Klamroth wird damit gewiss Unrecht getan. Erkennbar sucht er bei Themensetzung und Gästecasting neue Wege. Aber noch kein Grund für mich, meine wertvolle Zeit damit zu verbringen. So dachten gestern Abend 9,26 Mio. ARD-Zuschauer*innen, als sie sahen, dass eine Talkshow (über die SPD auch noch!) anfing: wo ist die Fernbedienung?
9,26 Mio. – das sind so viele, wie gewöhnlich einen Tatort glotzen. Gestern war aber Münster – der hatte 12,73, eine andere Liga, aber für Münster fast schon bescheiden (41% Marktanteil).
Die verzweifelten was-mit-Medien-Menschen in den Anstalten fragen sich: warum tun die Menschen das? Ist ihnen seriöse Information und der Erhalt der Demokratie so gleichgültig? Wollen die immer nur Brot und Spiele? Das fragen sich die, die das Leben da draussen nicht mehr kennen, sondern nur das in ihrer Blase. Das Milchglas solcher Blasen stört die Sicht.
Dazu zur Illustration ein extremistisches Beispiel. Die MDR-Altpapier-Kolumne lesen noch einige Millionen weniger, als sonntags Miosga oder montags Klamroth glotzen. Ich schätze die Leser*innen*schaft auf einige Hundert, allenfalls eine niedrige vierstellige Zahl. Lesen tun das nur die Branchenkolleg*inn*en der Autor*inn*en, weil es eine kompakte Möglichkeit ist, das wichtigste Geschehen des Vortages nicht verpasst zu haben.
Heute machte die gute Jenni Zylka aber was Anderes. Null Service, dafür viel Spiegelung. Wie irre ist der globale Medienbetrieb wirklich? Wenn Sie das wirklich wissen wollen, lesen Sie das, und zwar bis zum Ende, ohne vorher auszusteigen.
Was ist nun die Verbindung zwischen dem gestrigen deutschen TV-Abend und dieser, nunja, eindrucksvollen Kolumne? Ich verrate es Ihnen: die Menschen da draussen wissen davon. Und brauchen es nicht. Nichts davon. Am wenigsten am Vorabend eines Montags.
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