Als ich heute, abgefüllt mit einem Duroc-Schweinekotelett und einem Nero d’Avola, durch die angenehm wärmende spätsommerliche Nachmittagssonne auf dem schattigen Beueler Rheindeich zu Verdauungszwecken lustwandelte, dachte ich: so ähnlich muss Georgien sein. Ich war nie dort. Freundinnen, die dort Urlaub gemacht hatten, berichteten von einem landschaftlichen und genussfreudigen kulinarischen Paradies. Leider, leider gibt es keine deutschsprachigen Medien, die über das schöne Land halbwegs seriös berichten. Sind alle abgehauen aus diesem grossräumigen Zentrum von Chinas “Belt & Road Initiative”. Olaf Scholz musste selbst hin, mit einem Flugzeug voll Berliner*inne*n, die nur darauf warten, dass er stolpert.

Meine seriöseste Informationsquelle sind iranische Flüchtlinge mit aserbaidschanischem Familienhintergrund. Sie haben Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen in die Region und pflegen sie über Jahrzehnte – in der Zeit haben hiesige Eingeborene schon drei Ehescheidungen absolviert. Die so gewonnenen Informationen sind nicht nur seriös, sondern auch immer sehr, sehr ernst. Flüchtlinge und ihre Netzwerke wissen was von der Welt. Aber will Deutschland das? Zweifel sind augenfällig angebracht (s. Link oben, in wenigen Tagen paywallfrei).

Zu Georgien fand ich heute diesen, für Unwissende wie mich, informativen und differenzierenden Diskussionsbeitrag. Luka Nakhutsrishvili/Jungle World: Vor den Parlamentswahlen in Georgien treibt die Regierung den autoritären Staatsumbau voranGeorgiens autoritäre Wende – Die georgische Regierung hat vor der anstehenden Parlamentswahl dafür gesorgt, dass sie die Opposition und gesellschaftlichen Protest unterdrücken kann. Die politische Krise hat zwar spezifische ökonomische Ursachen, ist aber typisch für eine weltweite Entwicklung.”

Es ist jedenfalls komplizierter, als es in hiesige Schubladen passt.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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