Die Philosophin und die Serenissima
Mediatheken sind ein Segen. Bevor ich zum Mittagessen gehe, programmiere ich meinen Festplattenrecorder für den nächsten Tag. Ich habe nur 13 Programme, alle öffentlich-rechtlich. Für den Privatsenderempfeng würden mir 70 € im Jahr abverlangt – das sind die nicht wert. Mir müsste noch Geld dazugegeben werden, damit ich die Werbeblöcke ertrage. Auf meinem Recorder ist alles drauf, was ich der Guckbarkeit verdächtige. Er kann drei Programme parallel aufnehmen. Ich verpasse also nichts. Nur gerate ich bisweilen ein paar Tage in Rückstand. Wenn es dann noch mediathekverfügbar ist, kann ich es hier empfehlen.
Letzten Sonntagmorgen schlief ich noch. als Elke Heidenreich mit dem Schweizer Fernsehen/Yves Bossart sprach, ein Jahr verfügbar. Von “Else Stratmann” will die Gute nichts mehr wissen, obwohl ich sie dafür geliebt habe. Ich hatte sogar eine LP von einer Freundin ausgeliehen und auf MC überspielt. Und mit dem Gendern hat sie mehr Probleme als ich. Davon aber abgesehen ein klares “Ja” zu ihrem Gerede. Diese Einstellung zum Leben ähnelt meiner bis in viele Details – ok, ich habe weniger Geld, und kein Haus, nur eine Wohnung.
Ich habe mich gefragt, woran diese Ähnlichkeit liegt. Wir kennen uns nicht persönlich, obwohl sie vom Ruhrgebiet aus gesehen ähnlich weit migriert ist wie ich (oder Joachim Krol). Es muss dieses Ruhrgebiet jener Zeit sein. Sie müsste als kleines Mädchen die Hungerjahre nach dem Krieg schon bewusst erlebt haben. Ich kam erst zur Fresswelle dazu.
Die Sendereihe “Sternstunde Philosophie” – der Titel klingt angeberisch überdreht – ist oftmals positiv verhaltensauffällig. Lassen Sie sich nicht abschrecken. Es muss ja nicht sonntags um 9 sein. Und verwechseln Sie sie nicht mit Talkshows. Hier wird ernsthaft miteinander gesprochen.
Die Serenissima
“Venedig retten – Venedig, architektonisches Juwel mit 1.600 Jahre alter Geschichte, droht unterzugehen. Angesichts des immer rascher ansteigenden Meeresspiegels arbeiten Wissenschaftler:innen mit Hochdruck an Lösungen zur Rettung der Stadt. Nach jahrzehntelangen Bauarbeiten schützt seit Kurzem das revolutionäre Sturmflutsperrwerk “Mose” die Stadt. Doch es gibt weitere Bedrohungen …”, verfügbar bis 14.11.. Ein Dokumentarfilm von Duncan Bulling.
Das nenne ich Exzellenz. Ein Fachbeitrag für Restaurator*inn*en, produziert 2022, also während der Pandemie. Keine “Presenter”-Pest – und trotzdem habe ich alles verstanden – und vor allem: ertragen! Der Star ist die Stadt, und die, die für ihre Rettung schuften. Dabei wird nichts ausgelassen, was wichtig ist, also z.B. die Kritik an dem Monsterprojekt “Mose”.
Ich war dreimal dort, muss also nicht wieder hin. Wenn Sie es noch nicht gesehen haben, fahren Sie hin, irgendwann, wenn in Deutschland Schulferien sind (nicht zum Karneval und nicht zu den Filmfestspielen!) – und machen Sie eine Rundfahrt mit einem Linien-Vaporetto, das ist dort die Strassenbahn. Venedig ist an Einwohner*inne*n nur noch so gross wie Beuel. Die dort arbeiten, können sich das Wohnen nicht mehr leisten.
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