Seine Mundwinkel machen es fast unmöglich, zu dem Kerl Sympathie zu entwickeln. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das heisst, der Kerl muss ganz schön viel und lange reden, um das auszugleichen. Lange lastete auf ihm der Verdacht, er sei 2005 der “Heide-Mörder” gewesen. Der 2022 verstorbene Klaus Gärtner, 1993-2002 Chef der Staatskanzlei der Landesregierung Schleswig-Holsteins, und engster Vertrauter von Heide Simonis, versicherte mir 2019 bei einem Jungdemokraten-Oldie-Treffen in Bonn: Stegner wars nicht.

Einen kompetenteren Zeugen für die “Heide-Mürder”-Frage konnte ich nicht auftreiben. Klaus Gärtner war in der FDP geblieben und leitete bei Heide Simonis eine Staatskanzlei, mit der sich NRW-Grünen-Landtagsfraktionschef Appel und ich als sein Mitarbeiter in Angelegenheiten der Medienpolitik der Bundesländer weit besser verstanden, als mit unserer “eigenen”, der des späteren FDP-Anhängers Wolfgang Clement. Aber ich schweife ab …

Ralf Stegner trat am 3.10. in Berlin bei der Schlusskundgebung der Demonstration “Nein zu Krieg und Hochrüstung! – Ja zu Frieden und internationaler Solidarität” auf, und begründet – wie ich finde, mit dehr guten Gründen – im Blog der Republik, warum er das getan hat: “Die aktuelle Friedensbewegung: Eine notwendige sozialdemokratische Standortbestimmung”.

Die Frage an mich selbst, die ich mir aber nicht beantworten kann, ist, warum es kein*e Grüne*r getan hat. Der einzige prominente mit einem klaren öffentlichen Standpunkt ist der baden-württembergische Landesminister und ehemalige MdB Winne Hermann, der in vergleichbarer Weise öffentlich Position bezieht. Merkt aber (fast) keine*r.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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