Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Südamerika (Seite 3 von 21)

Ein sicherer Hafen für Narcos

Uruguay im internationalen Drogenhandel

Ende August wurden zwei spektakuläre Drogen­funde in europäischen Häfen gemeldet. Erst wurden in Spanien vier Tonnen Kokain beschlagnahmt, wenige Tage später 3,6 Tonnen in Portugal. Beide Fälle verbindet, dass die Drogen über den Hafen von Montevideo über den Atlantik verschifft wurden. Die Funde belegen einmal mehr, dass Uruguay für den internationalen Drogenhandel immer bedeutender wird. Wobei das Land bereits davor für dessen Geschäfte wichtig war, allerdings in anderer Hinsicht: als ein sicherer Hafen für die erzielten Gewinne. Weiterlesen

Die richtigen Fragen

Ecuador: Wer profitiert vom Krieg gegen die Armen?

Mit seiner „harten Hand“ gegen Drogenhandel und Gewalt will Präsident Noboa Ecuador wieder sicher machen. Doch während in den Armenvierteln Menschen willkürlich festgenommen werden und von Folter in Gefängnissen berichtet wird, bleibt das System dahinter unangetastet. Ein liberalisiertes Finanzsystem und die neoliberalen Reformen der letzten fünf Jahre haben einen Nährboden geschaffen, in dem illegale Ökonomien florieren. Und die legale Wirtschaft verdient kräftig mit. Weiterlesen

Illegale Ökonomien

It‘s the economy, stupid! Es ist die Wirtschaft, Dummkopf! Keine Sorge, die ilas sind nicht plötzlich Bill Clinton-Fans geworden. Der gewann mit diesem Spruch 1992 die US-Präsidentschaftswahlen. Aber seine Erkenntnis hilft. Zu oft stellen wir uns unter Organisierter Kriminalität Gangsterbosse, Schießereien und Bling Bling vor (danke, Netflix!). Aber um Narco-Strukturen zu verstehen, brauchen wir auch schnöde Zahlen. Schließlich geht es hier um einen Markt. Weiterlesen

Die Rache der Männer ist fürchterlich

Arte porträtierte kürzlich Taylor Swift, den angeblich derzeit einflussreichsten Popstar. Während Mrs. Swift sich klar gegen Trump positionierte, bekennt sich ihr erster Förderer Steve Migliore klar zu ihm. Im Swingstate Pennsylvania. Die “Swifties” in ihrer aggressionsfreien Begeisterung, ihrem Empowerment, das ans Bekifftsein erinnert, sind irgendwie süss. Aber nichts, dem ein erfahrener Mann die Macht überlassen kann, und vor allem will. Das musste schon die weit härtere feministische Bewegung in Argentinien erfahren. Weiterlesen

Auf der Suche nach Leben

Auf der Suche nach Leben auf den Wegen des Todes – Die Nekropolitik des Grenzregimes in Mexiko

Mexicali ist Hauptstadt und mit knapp 700000 Einwohner*innen nach Tijuana die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates Baja California. Laut der mexikanischen Migrationsbehörde Unidad de Política Migratoria, Registro e Identidad de Personas leben im Jahr 2024 in der nordmexikanischen Grenzstadt etwa 30000 Migrant*innen. Dieses Jahr sind bereits 118527 Personen aus den USA nach Mexiko abgeschoben worden, davon etwa allein ein Viertel (28418) nach Baja California. Weiterlesen

Tod durch Unterlassung und Ignoranz


Brasiliens Nekropolitik während der Covid-19-Pandemie

Jair Bolsonaro, Präsident Brasiliens von 2018 bis 2022, verkündete in seinem ersten Amtsjahr in einem Interview, dass alle Favelabewohner*innen Kriminelle seien. Als die Covid-Pandemie ausbrach, war seine Politik offenbar nicht nur damit überfordert, das Überleben der eigenen Bevölkerung zu sichern, sondern schwenkte auf eine politische Linie ein, die die ärmeren Bevölkerungsgruppen bewusst dem Tod aussetzte. Diskriminierende Politik gegenüber den Favelas hat sich schon immer in Zwangsumsiedlungen und Kriminalisierung der Favelakultur (Samba, Capoeira, Funk) gezeigt. Doch spätestens seit 2020 muss die Politik gegenüber der Favela als Nekropolitik bezeichnet werden. Weiterlesen

Freiheit heißt, keine Angst haben

Tödliche Gewalt gegen Frauen in Brasilien

25. Dezember 1997. Ich war zehn Jahre alt. Zu Weihnachten hatte ich ein Fahrrad bekommen. Ich war außer mir vor Freude, dass ich jetzt ein großes 26er hatte. Ich war ja auch viel gewachsen. Sofort wollte ich es ausprobieren. Mein Vater stellte den Sattel ein, und ich fuhr auf der Straße herum, die wegen der Feiertage ziemlich leer war. Meine Eltern erlaubten mir, mich höchstens 200 Meter vom Haus wegzubewegen, denn das Viertel war gefährlich. Es gab Drogenhandel und viele Überfälle. Ich fuhr also zwei Querstraßen weit und drehte wieder um. Immer wieder. Weiterlesen

Alle haben recht

Tageslektüre extrem unterschiedlicher Qualität – in der Reihenfolge ihrer politischen Relevanz

Als Nora Guthrie vor einem Jahr beim Abendmenü im l’Olivo die verblüffende These auf den Tisch warf, Deutschland habe “die beste Regierung der Welt”, jüngst wurde sie von der Seite 3 der SZ befragt und porträtiert (kann ich Ihnen auf Verlangen gerne zusenden, digital nur hinter Paywall), da warf ich zart mit hörbarem Fragezeichen Brasilien ein. Neben mir sass meine persönliche Brasilienexpertin, die mir schweigend einen bösen, sehr bösen Blick zuwarf. Ich verstummte, nachdem ich noch zaghaft “wenigstens in der Aussenpolitik” zu wispern gewagt hatte. Weiterlesen

Regierung ohne Selbstkritik

Bolivien: politische Bestandsaufnahme zwei Monate nach der Militärrevolte

Im Juli wollten auch bolivianische Politiker*innen nach Venezuela reisen, um die Wahlen zu beobachten. Doch die Regierung des Bruderlandes verwehrte ihnen die Einreise. Sorgenh um die Zukunft der Demokratie in Bolivien selbst muss man sich allerdings auch machen. Schließlich sind für August 2025 Neuwahlen geplant, und die bolivianische Regierung lässt sich von cubanischen und venezolanischen Geheimdienstlern beraten. Doch weil die Regierungspartei MAS aktuell gespalten ist, wackelt ihre Macht. Weiterlesen

Heilige der Diebe und Händlerinnen

Ecuador: Wie „Mama Lucha“ sich die Macht über Quitos Märkte eroberte

Quitos Altstadt ist heute fein herausgeputztes Weltkulturerbe. In den 1970er-Jahren sah das noch anders aus. Da interessierten sich die Lokalbehörden nicht für die traditionellen Märkte der Altstadt, auf denen Indigene und ehemalige Landarbeiter*innen ihre Waren verkauften. Märkte wie San Roque waren vermeintlich chaotische Orte, die nicht zum kultivierten Ideal der Hauptstadtelite passten. So entstanden hier Organisationsformen jenseits der behördlichen Kontrolle. Und eine Legende wurde geboren: Luz María Endara (1934-2006), besser bekannt als Mama Lucha, knüpfte Beziehungen in den Machtapparat und eroberte Schritt für Schritt die Kontrolle über Quitos Märkte. Ihre Methoden waren skrupellos, doch die Händler*innen feierten ihre Schutzpatronin. Über eine „Frau mit hartem Charakter“. Weiterlesen

Der Weg zur Macht

Claudia Sheinbaum wird erste Präsidentin Mexikos

Am 2. Juni 2024 gewinnt die Tochter jüdischer Einwander*innen mit großem Vorsprung die Präsidentschaftswahlen in Mexiko. Claudia Sheinbaum ist damit die erste regierende Frau in 200 Jahren mexikanischer Staatsgeschichte. In gerade einmal neun Jahren ist die Physikerin und promovierte Energiewissenschaftlerin zur einflussreichsten Frau Mexikos aufgestiegen. Ein einzigartiger Werdegang in Mexikos Politik. Weiterlesen

Frauen & Macht

Der 1. Oktober wird ein historischer Tag. Zum ersten Mal wird in Mexiko eine Frau an der Spitze des Staates stehen. Claudia Sheinbaum ist eigentlich Wissenschaftlerin, ihre steile politische Karriere von der Bürgermeisterin zur Präsidentin baute sie in gerade einmal neun Jahren auf. In Mexiko hört man heute überall: „Es ist die Zeit der Frauen“. Dabei ist es für sie noch immer eines der gefährlichsten Länder. Jeden Tag werden neun Frauen umgebracht. Mindestens zwei dieser Morde gelten als Femi(ni)zide – Frauen werden umgebracht, einfach weil sie Frauen sind. Diskriminierung am Arbeitsplatz und sexistische Anmache auf der Straße bleiben Alltag. Es scheint kein Widerspruch zu sein: Mächtige Frauen und eine Macht, die sich gegen Frauen richtet. Weiterlesen

Vom Schreibenwollen und vom Schreibenmüssen

Rezension, böse Rezension: Über eine Biographie zu Mercedes Sosa die keine ist

Nabelschauen in der Literatur oder was manche dafür ausgeben sind Legion. Besuchte man etwa früher die Mainzer Minipressen-Messe so fanden sich dort durchaus interessante Handpressenverlage, Buchdruckkunst eben. Finanziert wurde das Ganze aber wohl weitgehend durch die Egomanien der ausstellenden Fastaufschreiber, die es wie Sand am Meer gab, und von deren Konsumenten und Innen. Allesamt hielten sie ihr Scheissgeräusch gleich für das Scheissgeräusch der Welt und bliesen zur Bauchnabelschau. Man verstand sich. Kein abendfüllendes Programm, doch zwischen hypochondrischen selbstverlegten Autobiographien, Esoterikgedöns, Motivationsratgebern und – wie es damals ebenso böse wie treffend hiess: – Hausfrauenlyrik fühlten sich die Gefangenen von derlei Frevel am gedruckten Wort geborgen wie Häuptling und Squaw am heimischen mentalen Buchstabenherdzerwürfnis. Schulterklopforgien für Belanglosigkeiten waren die Regel. Diese Art von Missverständnis existiert, man glaubt es kaum, bis heute. Weiterlesen

In Mexico lesen sie Bücher

Nicht wenige Politiker*innen in Mitteleuropa beneiden das katholisch geprägte Lateinamerika um seinen “Caudillismo”, auch und gerade Linke, die in hiesigen Längen und Breiten immer wieder von basisdemokratisch geprägten Mitbestimmungsforderungen gepeinigt werden. Haben nicht Hugo Chávez und zuletzt AMLO bewiesen, wie erfolgreich das sein kann? In der Tat haben es diese Herren mit den mächtigst denkbaren politischen Gegnern auf diesem Globus aufgenommen. War das nun Realismus oder Grössenwahn? Weiterlesen

Was ist geblieben?

Geblieben ist die Sprache – Deutsch-jüdisches Exil und Erbe in Argentinien – und die Blicke nach Deutschland

Wie können die aktuellen erinnerungskulturellen Debatten, die das Verhältnis von jüdischer und nichtjüdischer kultureller Dynamik in Deutschland untersuchen, durch Stimmen aus der „Peripherie“, etwa aus Lateinamerika, verändert oder ergänzt werden? Inwiefern können die Erfahrungen deutsch-jüdischer Stimmen aus Lateinamerika neue Perspektiven auf den deutschen Debattenkontext werfen oder diesem andere Blickwinkel hinzufügen? Argentinien ist das lateinamerikanische Land, in dem in absoluten wie relativen Zahlen die meisten vor dem NS geflohenen deutschsprachigen Juden und Jüdinnen (40000 bis 45000) Zuflucht gefunden haben. Weiterlesen

Öffentliche Universitäten für alle

Bei Argentiniens Bildungsprotesten geht es um die nationale Identität

Im argentinischen Selbstverständnis ist das öffentliche Bildungswesen mit seinen kostenlosen Universitäten eine Errungenschaft jahrzehntelanger Kämpfe. Sie machten Bildung außerhalb der städtischen Eliten zugänglich. Vor allem den Diktaturen waren sie von jeher ein Dorn im Auge, galten sie doch als Hort der Subversion. Kein Wunder, dass sie zu den ersten Opfern von Präsident Javier Mileis rabiater Sparpolitik gehören. Weiterlesen

Diese Krise ist nicht neu

In Ecuador kamen die Narcos nicht über Nacht

„Isla de Paz“, Friedensinsel. So wurde Ecuador lange genannt. Der kleine Andenstaat machte im Gegensatz zu den Nachbarländern Kolumbien und Peru – Hauptproduzenten von Kokain – keine Schlagzeilen mit hohen Mordraten und unsicheren Straßen. Im Gegenteil, bis vor wenigen Jahren galt Ecuador als das zweitsicherste Land Lateinamerikas. Seit einigen Monaten reiben sich viele die Augen. Getötete Politiker*innen, Gefängnisunruhen, siebenmal mehr Morde als noch 2016 und ein bewaffneter Übergriff auf einen Fernsehsender im Januar 2024. Paulina Méndez meint: Tut doch nicht so überrascht. Weiterlesen

Deutsche in Lateinamerika

„Flucht aus Europa! Früher flüchteten die Menschen nur aus sogenannten armen Dritte-Welt-Ländern in die reichen Länder Europas oder USA. Seit einiger Zeit jedoch gibt es einen umgekehrten Trend. Der Hintergrund: Immer mehr Menschen strecken sich nach Freiheit, Unabhängigkeit, Schutz und Zuflucht aus und wandern deshalb in ärmere Länder aus! Eines davon ist Bolivien!“ Auf der Website von Zufluchtsort.com endet fast jeder zweite Satz mit einem alarmierenden Ausrufezeichen. Kein Wunder: Kriege und Krisen bedrohen die Alte Welt, außerdem: „EU-Diktatur, Islamisierung, Gender-Wahnsinn, moralischer Verfall der westlichen Zivilisation, Insektennahrung und Laborfleisch, hohe Benzinpreise, experimentelle Impfungen, 5G-Verstrahlung, übermäßiger Feminismus“. Es wird gehetzt. Weiterlesen

Streiks in Chile

Wiederaufleben, erneuter Rückgang und Perspektiven

2009 erschien das Buch „Das Wiederaufleben des Arbeiter*innenstreiks in Chile – Die Gewerkschaftsbewegung im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts“, herausgegeben von Antonio Aravena und Daniel Núñez. Dieses Buch ist zu einem Standardnachschlagewerk in Chile geworden. Es zeigt einen Wendepunkt der Konfliktbereitschaft in der Privatwirtschaft. Einige sahen darin sogar den Beginn einer Phase der Wiederbelebung der Gewerkschaften. Weiterlesen

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