Glauben Sie noch an das Gute? Dann wäre es ein Supertrick: statt ARD und ZDF, die uns als Haushaltsabgabezahler*innen zu 100% gehören, kriegt die Uefa-Mafia das Geld für die Fußball-EM 2024 von der Deutschen Telekom hinterhergeworfen. Die gehört uns als Steuerzahler*innen nur zu rund einem Drittel. Nächstgrösster Aktionär mit knapp 5% ist übrigens die Firma Blackrock, die u.a. für den Lebensunterhalt des Möchtegernbundeskanzlers Merz aufkommt, noch. Wenn Sie nun fragen, was sich, die zwar nicht von Ihnen und mir, aber doch von einer knappen Mehrheit gewählte, Regierung dabei wohl gedacht hat, ist meine Antwort: garantiert überhaupt nichts. Die hat “andere Sorgen”.
So ist das halt mit Regierungen im Neoliberalismus: für Verantwortung ist der “Markt” zuständig. Wenn Sie ihn mal irgendwo treffen, sagen Sie mir Bescheid, ich komme gerne dazu.
Das Einfachste wäre, wenn ARD und ZDF sich jetzt freuen würden, dass sie so viel Geld gespart haben, und das jetzt in guten Journalismus investieren würden. Es gibt bei ihnen ja sogar Leute, die das können. Aber auch hier sage ich voraus: das ist das, was sie garantiert nicht tun werden. Stattdessen werden sie bei der Telekom auf der Fussmatte Kratzfüsschen machen und betteln, dass sie auf den Miiliardenhaufen für die Fußballmafiosi noch was dazuwerfen dürfen.
Schön wäre nur, wenn ein kampflustiger Medienanwalt untersuchen lassen würde, ob die deutschen Privat-TV-Sender gesetzlich noch zum Free-TV zu zählen sind. Für DVB-T2-Glotzer, immerhin eine siebenstellige Zahl in Deutschland (2.2 Mio., in Berlin knapp 15%), sind sie es nämlich nicht.
Die Deutsche Telekom sei nur daran erinnert, wie es Leo Kirch ergangen ist. Der hatte damals die TV-Rechte an der späteren “Sommermärchen”-WM 2006 gekauft. Ist verdammt schlecht für ihn ausgegangen. Refinanzierbar sind solche TV-Rechte nicht. Im Konzern werden sie als “positiver Marketingeffekt” schöngeredet werden müssen. Wenn er sich damit ruiniert, wie einst Kirch, wer zahlt dann? Richtig: zu einem Drittel (mindestens) Sie und ich.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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