“Was fürs Auge” macht noch keinen guten Film

Ist das nun eine Mediathekperle? Das müssen Sie am Ende selbst entscheiden. Anne Haeming/taz hat eine akzeptable Kritik geschrieben: Krimiserie ‘Queenstown Murders’: Wenn die Landschaft zur Mordwaffe wird – Die Minikrimiserie ‘Queenstown Murders’ spielt im irisch anmutenden Neuseeland. Die Fälle und der Ort sind hier eng miteinander verbunden.” Ich würde sie noch etwas zuspitzen.

Hier zunächst der Mediathek-Link, auf dass Sie sich selbst eine Meinung bilden. Natürlich nur, wenn Sie wollen. Haeming wies schon auf die mitproduzierende Berliner Firma Realfilm hin, die mir hier bereits dabei aufgefallen war, dass sie ihre Arbeit – in meinen Augen – nicht gut genug gemacht hatte. Ich erkenne einen Trend zu “guter Vermarktbarkeit” und zu “Easy Watching”. Oft fängt es schon mit der deutschen Übersetzung des Originaltitels – „A Remarkable Place to Die“ – an. Das passt mir gar nicht, denn sowas interpretiere ich so: die Macher*innen halten mich als Publikum für inhaltlich und kulturell minderbemittelt, intellektuell nicht gut belastbar – also debil. Und das macht mich eher wütend.

Mir fällt, neben den zutreffenden Beobachtungen von Frau Haeming, noch etwas auf, was mich wütend macht: das Casting. Suchen Sie im Ensemble mal Personen mit – nur so ungefähr – körperlich und ästhetisch durchschnittlichen Abmessungen und Eigenschaften. Um zunächst bei Neuseeland zu bleiben: das ist bei dem gemütlichen, Barnaby-ähnlichen “Brokenwood” alles angemessener, und immer mit einer Portion Selbstironie, besser gelöst.

Schon bei der US-Endlosserie “The Rookie” (7 Staffeln mit 125 Folgen, ebenfalls ZDF) war es mir als “Erfolgsprinzip” aufgefallen: alle Ensemblemitglieder sehen aus, als seien sie aus einem Modelkatalog weggelaufen – Frauen und Männer gleichermassen. Diese Kritik betrifft nicht nur ausländische Produktionen: die deutschen TV-Anstalten und ihr berüchtigtes Moderator*inn*en-Casting sind selbst massenhaft mächtige Mittäter, von der ARD-Sportschau bis zu WDR-Lokalzeiten.

Los Angeles oder Neuseeland oder deutsches TV – egal, Hauptsache weit weg.

“Wenn Töten zur Unterhaltung wird, haben wir jeden Halt in der Wirklichkeit verloren.” (TV-“Inspector Barnaby”, 2005, dt. Synchronisation Arena Synchron Berlin)

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger