“VRS – verbindet”, so die Eigenwerbung des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg. Ja, manchmal fahren ja auch wirklich pünktlich die Bahnen, Busse und Straßenbahnen. Kommt vor. Ich habe das schon mal erlebt…. Es kommt aber auch vor, dass es irgendwie nicht so recht weiter geht. Zum Beispiel an jenem Mittwoch den 21. März 2018. Als Straßenbahnen und Busse in Bonn bestreikt wurden – also nicht fuhren – und – die Bahn nicht kam – jedenfalls nicht rechtzeitig.

Der Streik der SWB erfolgte mit Ankündigung, er war bereits Tage zuvor allgemein bekannt.

Am Streiktag, bereits morgens um 5:00 Uhr konnte man dies auch auf Bahn.de erfahren. Alle Straßenbahn-und Busverbindungen der SWB waren mit einem roten X gekennzeichnet. X wie fährt heute nix! Die Informationsweitergabe innerhalb zwischen SWB und Deutscher Bahn hatte also funktioniert. Aber nur fast, wie ich später erfahren sollte, paar Stunden später, nämlich auch um 5, aber nachmittags. Kurz nach 17:00 Uhr wollte ich von Roisdorf zurück nach Bonn fahren. Mein Zug nach Bonn hatte eine halbe Stunde Verspätung. Ein anderer Fahrgast kam vom Fahrkarten-Automaten, der sich in Roisdorf am Gleis befindet und fragte mich, wie er zur Linie 18 käme. Ich antwortete ihm, das könne ich ihm gerne beschreiben, das sei aber heute überflüssig – weil Straßenbahnen und Busse wegen Streik nicht führen. Er zeigte sich erstaunt und wies auf den Automaten. Dort habe er soeben noch anderes erfahren.
Und tatsächlich die Bahn-Fahrplananzeigen wurden von der Farbe rot dominiert. Verspätungen wahlweise von 30 oder 40 Minuten. Die Züge nach Köln fielen aus, kurz nacheinander gleich zwei. In Richtung Bonn-Koblenz also jede Menge Verspätung. Das heißt eine Zeile war nur dezent in schwarz-weiß gehalten, ganz ohne rot. Da wurde eine verspätungsfreie Verbindung angeboten, die Rede war von einem Bus nach Alfter und weiter mit der Straßenbahnlinie 18 nach Bonn. Keine Vespätung – nicht eine Minute.
-Dumm nur, dass sie an diesem Streiktag gar nicht fuhr.

Wie funktioniert Informationsweitergabe Stadtwerke – VRS – DB?

Da ich ja bereits morgens früh bei Bahn.de gesehen hatte, dass die Linie 18 nicht fährt, rief ich die Hotline des VRS an. Ich wollte wissen, wie das mit der Informationsweitergabe zwischen Stadtwerken, VRS und DB so funktioniert. Oder auch nicht.
Warteschleife – Verbindung weg. Wieder probiert – irgendwann ein Anschluss und ein mäßig freundlicher Mensch an anderen Ende, der angeblich wissen wollte, was er für mich tun könne.
Mein Glauben in diese Aussage, dass er wirklich wissen wollte, was mich zu ihm führte, verflog schnell. “Bahn-Automaten – da müssen sie die Bahn fragen, damit haben wir nichts zu tun.” Aber der Nahverkehr der Bahn ist doch Teil des VRS? “Die sind selbstständig, auf die Automaten haben wir keinen Einfluss. Da müssen Sie die Bahn anrufen.”
Aber die Bahn bekommt doch sicher die Informationen über den Streik vom VRS?
“Ich habe ihnen doch gesagt, da müssen Sie die Bahn anrufen…” Aber … Ende der Unterhaltung, aufgelegt.
Also von zu Hause aus Emails geschrieben – an die SWB, den VRS, die Bahn. Ich wollte es nun genauer wissen – wieso finden sich Informationen, die bereits morgens um 5 auf Bahn.de abrufbar sind, nicht abends um 5 auch im Fahrkartenautomaten des gleichen Unternehmens der Deutschen Bahn AG?

Die Bahntypische Antwort

Auf meine Fragen antwortete “ein Bahnsprecher” mit Dienstsitz in Düsseldorf. Seine Antwort-Mail möchte als eine “Bahn-typische” Antwort denunzieren. Immerhin mit der für mich doch erstaunlichen Information, dass die Informationen in den DB-Fahrkartenautomaten gar nicht so wichtig sind.
Nun ja ich – als Nutzer eines alten Mobiltelefons ohne Internetzugang – fühlte mich mit dieser Auskunft eher veräppelt. Die Tatsache, dass ich ein altes Mobiltelefon nutze, hat den Vorteil, dass ich auf Reisen zwar nicht in der üblichen halb gebeugten Haltung am Bahnsteig stehe, auch nicht voll verkabelt bin, und nicht von meiner Umwelt völlig isoliert, sondern willens und in der Lage, mit anderen Fahrgästen zu kommunizieren. Und weil der Akku immer reicht, stets telefonisch erreichbar bin. Mein Verzicht auf ein Smartphone hat aber den Nachteil, dass ich auf die Informationen im Fahrkartenautomaten angewiesen bin. Und die sind – so der Bahnsprecher eigentlich nicht um Verzehr geeignet. Wörtlich heißt es in dieser Email:
“Die DB-Fahrkartenautomaten dienen in der Regel nicht als vorrangiges Informationsmittel für die Reiseplanung. Für die aktuelle Planung eignen sich in erster Linie die Fahrplanauskunft unter bahn.de und der DB Navigator. Kurzfristige, vor allem extern auftretende Ereignisse, wie einen Streik im kommunalen Nahverkehr, können nicht immer in Fahrkartenautomaten hinterlegt werden. Hierfür müssen wir von den zuständigen Stellen direkt informiert werden, da dies manuell eingepflegt werden muss. Haben wir keine Information erhalten, zeigt der Automat auch nichts an.”

Morgens um 5 auf bahn.de – abends um 5 nicht im Automaten

Den Bahnsprecher habe ich natürlich mit einer Nachfrage genervt – nämlich der, warum eine also nicht vorhandene Information denn morgens um 5:00 Uhr schon auf bahn.de zu finden ist, aber abends um 5 immer noch nicht im Automaten.
Auch die VRS Pressestelle bemühte sich um Aufklärung und wies zu Beginn ihrer Antwort darauf hin, dass es sich um “ein sehr kompliziertes Thema” handele, was “der nur kurzfristig angekündigte Streik nicht leichter” gemacht habe. Doch weiter im Text:
“Grundsätzlich werden die Daten der SWB an die DB übertragen. Die Basis bildet dabei der sogenannte Soll-Fahrplan. Dieser setzt sich zusammen aus dem Jahresfahrplan und geplanten Änderungen, seine Daten werden über eine Schnittstelle beim VRS eingespielt und an die Deutsche Bahn übertragen.
Darüber hinaus werden die Echtzeitdaten über eine sogenannte VDV 454-Schnittstelle ausgetauscht. Das heißt: Die SWB schicken ihre Verspätungsinformationen, die beim VRS in einer sogenannten Datendrehscheibe auf den Sollfahrplan abgebildet werden. Anschließend werden sie in ein Format übersetzt, welches das System der DB versteht. Diese Daten gehen in das Reisendeninformationssystem der DB und werden anschließend in die Auskunftssysteme (z.B. DB Navigator) ausgespielt. Ein Fahrtausfall, der über die 454-Schnittstelle an das VRS-System gesendet wird, wird somit direkt an die DB übertragen.
Am Mittwoch ist Folgendes passiert: Da der Streik kurzfristig ausgerufen wurde, wurden die Soll-Daten erst einen Tag vorher geändert. D.h. die SWB-Fahrten wurden zwar im VRS-System gelöscht, doch das System der DB hat diese Daten nicht mehr erhalten.

Echtzeitdaten der KVB laufen bei der DB leider nicht ein – “ist in Vorbereitung”

Grundsätzlich können die Fahrten aber auch noch über die 454-Schnittstelle gelöscht werden. Nach einer Prüfung unserer Log-Dateien gehen wir davon aus, dass Fahrten der SWB grundsätzlich in der DB-Auskunft gelöscht wurden. Die Linien 16 und 18 sind allerdings Gemeinschaftslinien von SWB und KVB. Die Datenversorgung in Richtung VRS erfolgt dabei von der KVB. Die Echtzeitdaten der KVB laufen aber leider nicht im Reiseinformationssystem der DB ein.
Die Integration der Echtzeitdaten der Linien 16 und 18 in Richtung DB ist in Vorbereitung. Erste Tests können voraussichtlich Ende April gestartet werden.”

“Nicht erhaltene Daten” waren auf bahn.de verfügbar? – “wird noch geklärt”

Klingt spannend, bin gespannt auf den Test…
Meine Frage nach den beiden konkurrierenden Wahrheiten im Informationsangebote der Bahn blieb allerdings weiterhin offen. Denn wenn die SWB-Fahrten zwar im VRS-System gelöscht wurden, doch das System der DB diese Daten nicht mehr erhalten habe.
Wie konnten diese, von der DB “nicht erhaltenen” Daten, am Streiktag bereits morgens um 5:00 bei Bahn.de abrufbar sein? Diese Frage versprach die Pressesprecherin “noch zu klären.” Sie versprach: “Ich bespreche mich mit den zuständigen Kollegen bei uns im Haus und melde mich, sobald ich Ihnen entsprechende Antworten liefern kann.”

Nächster Streiktag: 11. April

Ich bin mal gespannt, ob und was dazu noch kommt. Ich werde weiter berichten – denn der nächste Streiktag wurde für den 11. April 2018 angekündigt, wenn es bis dahin nicht zu einem Tariafabschluß kommen sollte…

Mit dem Thema hat sich auch der in der Vorgebirgs-Redaktion des General Anzeigers tätige Redakteur Christoph Reuter befasst. Auch bei ihm blieb die Frage, warum eine Information die der Bahn schon morgens früh vorliegt, im Internetangebot der Bahn auch zu sehen ist es bis nachmittags um 5 nicht in den Automaten schaffte. Reuter: “Bei der Deutschen Bahn kann man sich das nicht erklären…”