Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Grund und Boden

Gute Ideen, schlechte Ideen

Wohnungsnot / Wundersame Bahn XLVI
Hätte ich das Mietshäuser-Syndikat schon vor über 20 Jahren gekannt, wer weiss, ob ich dann heute in meiner Single-Eigentumswohnung hausen würde? Im Rahmen der herrschenden Verhältnisse ist es gewiss eine gute Idee. Eine politische Lösung kann es, schon von seinem minimalen Umfang her gesehen, nicht sein. Als Angehöriger der zu ihrer Zeit langlebigsten Wohngemeinschaft Bonns in Beuel (1971-1998), freut es mich zu sehen, dass sich auch heute noch Menschen zu erstaunlich grossen Gruppen zusammenfinden, um gemeinsam zu wohnen. Ich versichere: das ist immer ein grosser Lernprozess, über sich selbst, und die Menschen an sich. Weiterlesen

Kein Land für Biolandbau / Soziologie der Parlamente / GNTM

Die Nachfrage nach Biolebensmitteln steigt. Sie müssen aber importiert werden, weil die deutsche Landwirtschaft nicht bio produziert, sondern altkonventionell für den Export nach überallhin. Das hat wenig bis fast nichts mit doofen Bauern zu tun. Aber sehr viel mit dem privaten Reichtum an Kapital, Grund und Boden, das uns schon als Wohnungssuchende und Mieter*innen das Leben schwer macht. Wenn ein DLF-Feature eine Gesetzeslücke identifiziert, über das sich Grosskapital zum Kapern von landwirtschaftlichen Agroindustrieflächen einen schlanken Fuss macht, dann dürfen wir davon ausgehen, dass diese Lücke in unserer geliebten Hauptstadt schon seit Jahren bekannt ist. Warum machen unsere Abgeordneten dann ihre Arbeit nicht? Sie lassen sich von den Agrolobbys an der Leine führen, wie der Bauernverband.

Wie kann das passieren? Weiterlesen

Mieter, Arbeiter – Euch gehts zu gut

Weihnachten naht. Unsere Religionen sagen uns nicht nur, dass wir ausnahmsweise mal unsere Gotteshäuser besuchen sollen. Bei vielen christlichen könnte es sein, dass sie schon verschlossen und verkauft sind. Womit wir bei Immobilien sind. Wir sollen zum Fest unser Herz öffnen für die Armen und Schwachen: also die Immobilienlobby. Der geht es ganz schlecht.

Das erfahren wir in diesen Tagen aus den Blättern, die ihre Tagesbefehle gewöhnlich veröffentlichen. Bauland ist alle. Die Mieten steigen viel zu langsam. Die Mieter zahlen einfach nicht genug aus ihrem Einkommen fürs Wohnen. Weniger als 40% (im Durchschnitt aller Deutschen! die Mieter allein also ein bisschen mehr). Nur beim Essen und Trinken sind wir noch geiziger (14%). Bei mir ist es anders: fürs Wohnen zahle ich weniger als 20%, weil ich 1999 eine – mittlerweile abbezahlte 2-Zimmer-Wohnung gekauft habe, für Menschen meiner Einkommensklasse ist das heute nicht mehr möglich; fürs Essen in Bioqualität zahle ich dagegen 40%. Ich kann Ihnen sagen: wenns schmeckt, und das täglich mehrmals, haben sie den Großteil von Lebensqualität schon im Sack!

Die Immobilienlobby hats schwerer. Weiterlesen

Lehre aus Faschismus: Gemeineigentum

Im Schatten der Berliner Hauptstadthektik, die scheinbar die letzten verbliebenen Kräfte deutscher “Qualitätsmedien” bindet und in Vorwegnahme ihres Urteils, der Münchner NSU-Prozess müsse endlich enden, müssen derzeit die Vertreter*innen der Nebenklage, also der Opfer, die mühsame Arbeit der Aufklärung faschistischer Verbrechen in Deutschland leisten, die die Vertretung unsers Staates, die Bundesanwaltschaft so aufwendig zu vermeiden versucht hat. Ich weiss, ein Satz wie ein Bandwurm. Es verschlägt mir immer noch den Atem, je tiefer ich mich mit diesem Thema beschäftige. Und dem geschätzten Kollegen Thomas Moser, der seit Jahren darüber berichtet, scheint es ähnlich zu gehen. Hier sein aktueller Bericht von den Nebenklage-Plädoyers.

Eine Lehre aus dem Faschismus als Deutschland beherrschendes System war der Artikel 15 des Grundgesetzes, der u.a. namentlich für “Grund und Boden” die Möglichkeit des “Gemeineigentums” schafft. Laura Weißmüller veröffentlichte dazu gestern in der SZ diesen Leitartikel, der politisch beste Text zu diesem Thema in den letzten Monaten. Er steigert leider und unvermeidlich gleichzeitig die Verzweiflung darüber, dass der oben erwähnte Berliner Hauptstadtzirkus das noch nicht einmal gedanklich in Erwägung zieht und damit zeigt, wie weit, weit weg er von uns und unseren Problemen agiert.

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