Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Peru (Seite 3 von 3)

Mega-Bergbau in Ecuador – Rentabel durch Enteignung

von William Sacher / Informationsstelle Lateinamerika (ila)

Der Widerstand gegen Großbergbau-Projekte hat überall in Lateinamerika stark zugenommen. Die chilenische „Beobachtungsstelle für Bergbaukonflikte in Lateinamerika” (OCMAL) hat erfasst, dass es aktuell 219 Konflikte in ganz Lateinamerika gibt. Lateinamerika hat sich zu einer erstklassigen Region für die Investitionen transnationaler Bergbauunternehmen entwickelt, deren Megaprojekte gewaltsame Enteignungen mit sich bringen. Tiefgreifende sozio-ökologische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Veränderungen sind die Folge, betroffen sind bislang unberührte Gebiete, tropische Wälder des Amazonas-Regenwalds, Andengebirge und Gletscher. Viele Gemeinden – sowohl ländliche, indigene wie städtische – wehren sich gegen diese neue Kolonisierungs- und Enteignungswelle. Ecuador ist ein gutes Beispiel für diese Prozesse.

Bergbauunternehmen müssen imstande sein, große Flächen zu kontrollieren, oft Zehntausende oder gar Hunderttausende von Hektar. Diese Kontrolle muss total und bedingungslos sein, damit sich die Bergbauprojekte rentieren. Das zerstörerische Modell des gegenwärtigen Großbergbaus und die damit einhergehenden Eigentumsformen stehen im krassen Gegensatz zu den traditionellen Strukturen vor Ort. Die dabei stattfindenden Enteignungsprozesse sind vielgestaltig. Weiterlesen

Ende des linken Zyklus?

von Gert Eisenbürger

Lateinamerikas progressive Regierungen in der Defensive

Noch vor wenigen Jahren schienen linksreformistische Parteien in Lateinamerika in der Offensive. In den meisten südamerikanischen und einigen zentralamerikanischen Ländern hatten Mitte-Links-Koalitionen Wahlen gewonnen. Dank hoher Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt florierten die Volkswirtschaften. Dadurch konnten die progressiven Regierungen soziale Reformen umsetzen, die fast überall zu einem Rückgang der Armut führten. Doch dann fielen die Preise vieler Rohstoffe. Die wirtschaftliche Entwicklung stagnierte, in einigen Ländern kam es zu Rezessionen, in Venezuela gar zu einer tiefen Wirtschafts- und Versorgungskrise. Als Folge der ökonomischen Probleme verloren die linken Regierungen an Unterstützung. Im Jahr 2016 gelangte die Rechte in den beiden größten Ländern Südamerikas wieder an die Regierung. In Argentinien gewann sie die Wahlen, in Brasilien wurde Präsidentin Dilma Rousseff in einem fragwürdigen Verfahren ihres Amtes enthoben und durch ihren konservativen Vizepräsidenten ersetzt. Sind die linken Regierungsprojekte am Ende? Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Lage. Weiterlesen

Kulinarik: macht Georgien jetzt Peru Konkurrenz?

Der Kaukasus ist eine der schönsten Landschaften der Welt. Das weiss ich nicht, weil ich schon dort war, sondern weil ich rund 10 Jahre einen Wohngenossen hatte, der an seinem Fusse aufgewachsen war und in seiner Nähe studiert hatte. Politisch dagegen ist es bis heute eine zurückgebliebensten Weltregionen geblieben, viele Terroristen wachsen dort auf, wo mein Wohngenosse ein aufrechter demokratischer Kommunist geworden war; mit Islamismus kannte er sich als Iraner schon hinreichend aus.
Kann in diesem Umfeld eine gute Küche entstehen? Möglicherweise, mann gönnt sich ja sonst nichts. Peru, seit wenigen Jahren der weltweite Wallfahrtsort aller Gourmets, hat in seiner Geschichte bisher auch nur kurze demokratische Perioden erlebt.
Jetzt wies der an dieser Stelle von mir schon gelobte DLF-“Sonntagsspaziergang” auf Georgien hin. Der Wein von dort hat sich schon lange einen Namen gemacht. Aber wenn man diese Reportage hört ist es zweifelsfrei: die können auch kochen. Wenn sie jetzt noch eine vertrauenswürdige Demokratie hinkriegen – die Eisenbahnen dorthin sind schon gebaut, China steht bereit sie zu beschleunigen und zu modernisieren.

Frankfurter Schule, alte

Micha Brumlik versucht mit den Instrumenten der klugen, epochemachenden Gesellschafstheoretiker, die uns in der Tat noch einiges mitzuteilen haben, wenn wir nur die Zeit hätten, sie noch zu lesen, in den Blättern die komplizierte, gefährliche Lage für demokratische Politik zu erfassen.
Bemerkenswert, dass sie einem Jungle-World-Interview mit Stefan Gandler zufolge, im lateinamerikanischen Wissenschaftsbetrieb gegenwärtig eine Renaissance erfahren. Mexiko könnte zu einem Brennglas avancieren, weil schon vor Trumps Amtsantritt, der die Lage noch verschlimmern dürfte, die gesellschaftlichen Konflikte dort weiter eskalieren.
Die Zapatist*inne*en wollen erstmals eine eigene Präsidentschaftskandidatin nominieren.
Und die Frauen werden ihren Widerstand gegen die Gewaltkultur verstärken müssen; jetzt hat es eine Senatorin und ehemalige Leichtathletikweltmeisterin erwischt. Mexiko ist, verstärkt durch seinen Drogenkrieg und katholisch konnotierten Machismo eine globale Hochburg des Femizids.

Und hier noch die gute Nachricht: seit Jahren ist Peru der Hotspot der globalen Gourmets. Sein gutes und aus seltenen originär peruanische Zutaten entwickeltes Kochen ist zum Branding des ganzen Landes geworden. Das hat nun sogar das deutschnationale Spiegel-online schon bemerkt, für das es natürlich eine Deutsche gewesen sein muss ….wer sonst?

Solidarität ohne Bewegung?

Die ila und die Veränderungen der linken politischen Kultur
von Gert Eisenbürger

Anm. d. Red.: ein relevanter Beitrag auch zur lokalen Geschichtsschreibung in Bonn

Als die ein Jahr zuvor gegründete Informationsstelle Lateinamerika e.V., kurz ila, im Sommer 1976 entschied, neben ihren lokalen und überregionalen Aktivitäten eine Zeitschrift herauszugeben, hatten die damals bei uns aktiven Leute vor allem das Ziel, die Kommunikation zwischen den zu Lateinamerika arbeitenden Gruppen zu verbessern.

Solidaritätsarbeit bestand in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre zuallererst in lokalen Aktivitäten. In nahezu jeder größeren und/oder Universitätsstadt gab es ein oder mehrere Solidaritätskomitees zu Chile, oft auch zu Argentinien, zu Bolivien, zu Kolumbien, allgemein zu Lateinamerika oder der Dritten Welt, manchmal gegen den Imperialismus und in Teilen der Linken auch gegen den Sozialimperialismus der sozialistischen Länder. Dazu kam eine wachsende Zahl von Dritte-Welt-Läden, die Produkte verkauften, für die die ProduzentInnen etwas bessere ErzeugerInnenpreise als im normalen Handel erhielten. Ihre Hauptaufgabe sahen die Läden aber darin, die KäuferInnen über die ungerechten Welthandelsstrukturen zu informieren und zu politisieren. Dann gab es noch die vielen kirchlichen, gesellschaftlichen, schulischen (und vergleichsweise wenigen) gewerkschaftlichen Dritte-Welt- oder Internationalismus-Gruppen. Auch größere Organisationen mit nationalen Büros wie amnesty international oder terre des hommes wurden vor allem durch die Aktivitäten ihrer örtlichen Gruppen wahrgenommen. Weiterlesen

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