Die Hochhaus-Ruine im Platanenweg, von vorwitzigen Bürgern immer wieder als Flüchtlingsunterkunft vorgeschlagen, wechselt den Besitzer. Von einer sich “Solidare” nennenden Immobiliengruppen an eine “Rigi Property”. Diskret, wie es in der Immobilienbranche zugeht, verzichten beide auf eine transparente Internetpräsenz. Sowas wird nur geschaltet, wenn es ans Vermarkten geht.
Rigi hat den heissesten Scheiss vor, der derzeit in der Immobilienbranche kursiert: Studentenwohnheim. Bei den Klein-Appartments die da üblich sind, lässt sich die höchste Mietrendite pro Quadratmeter erzielen. In Ballungsräumen wie Köln oder Bonn gibt es schlicht keine geeigneten Wohnungen für Single-Studenten. Es gibt aber genug reiche Eltern, die ihren Studi-Kindern ein schickes Appartment finanzieren würden, für Nachfrage ist also nicht nur gesorgt, die ist, was für Kapitalanleger besonders wohlig klingt, “garantiert”.
Die Studis, die über solche Eltern nicht verfügen, müssen dagegen noch mal nachdenken, ob ein Examen wirklich sein muss, und sich auf jeden Fall erst mal ein paar Jahre in der Gastronomie verdingen; da werden immer Leute gesucht, die man nicht sozialversichern muss. Kurierdienste, Onlineplattformen fürs Essen-aus- und Personen-fahren oder Wohnungen-putzen suchen auch immer billig-billig-Arbeitskräfte.
Hier rächt sich, wie im gesamten Wohnungsbau, dass sich Bund, Länder und Gemeinden fast völlig aus dem Wohnungsbau zurückgezogen, sozialen “geförderten” Wohnungsbau über Jahrzehnte eingestellt haben. Das widersprach zwar den Aufträgen des Grundgesetzes, entsprach aber dem neoliberalen Zeitgeist, der von Reagan und Thatcher bis zu Kohl, Schröder und Merkel reichte.
Der Erwerber des Platanenwegs scheint sich für diesen Investitionssektor besonders zu interessieren. In Essen nahm er an der Versteigerung eines sehr nahe an der Uni gelegenen City-Hochhauses teil, zog aber den Kürzeren. Das spricht dafür, dass die rechnen.
Jetzt werden sie erst mal versuchen, die Gremien des Bonner Stadtrates zu überzeugen. Ob die sich trauen, auf preisgünstigen Wohnraum zu drängen?
Aber wir wollen nicht nur meckern. Es kann auch gut laufen. Am Beueler Bahnhofsvorplatz wird bereits ein Gebäude mit Studentenwohnungen fertiggestellt. Wenn der – wahrlich nicht kleine – Platanenweg hinzukäme, und tatsächlich auch die Verhandlungen zur Ansiedlung des Pantheons zum erfolgreichen Abschluss geführt werden, dann tun sich für die Weiterentwicklung des Beueler Zentrums auch große Chancen auf: die Obere Wilhelmstraße könnte wiederbelebt werden, die Einzelhandels- und Gastronomiestruktur an Vielfalt noch zulegen. Studentisches Publikum ist immer eine Bereicherung, in der Regel auch sehr international. Und liebe Beueler Einzelhändler: für die braucht ihr keine Autoparkplätze vor der Tür, sondern Fahrradstellplätze.
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