Desinteressiert wie meistens ist die hiesige, man darf in diesem Fall auch formulieren: nationale, Öffentlichkeit an den Diskursen anderer Länder, zumal, wenn wir und viele unserer KorrespondentInnen die Landessprache nicht können. Beschämend genug für Deutsche unter denen Millionen Menschen dieser Sprache leben: die Türkei. In der taz findet der von mir sehr geschätzte Jürgen Gottschlich wohl nicht genügend Platz, um es uns zu erklären; so tut er es in den Blättern für deutsche und internationale Politik. Da stellen sich dann einige Dinge und Maßstäbe etwas anders dar, als wir es im Diskursstrom gewohnt sind. Man muss das aber kennen, wenn man wirklich eine auf Verständigung basierende Außenpolitik will. Und wer eine solche Außenpolitik nicht will, spielt mit dem Feuer. Wollen wir das?
Viel kürzer und prägnanter als in ihrem empfehlenswerten Buch erklärt uns Ulrike Herrmann im Telepolis-Interview die unwissenschaftliche Sackgasse in der die, ich benutze den Begriff hier wieder, nationale Volkswirtschaftslehre gelandet ist. Sie hat sich bequem eingerichtet in der Apologetik der deutschen Hegemonie in der EU. Zu was das in einem deutschen “Qualitätsmedium” führen kann, hat Paulo Pena hier bei “übermedien” (diesmal paywallfrei) beschrieben. So wird die deutsche Wirtschaftswissenschaft und -berichterstattung, letztlich auch wir alle, immer dümmer dabei. Das kostet nicht nur unseren Verstand, sondern auch Millionen europäischer Existenzen, letztendlich auch Menschenleben.
Darauf weist auch Didier Eribon hin, der mit einer Publikationsverzögerung von sage und schreibe sieben Jahren mit “Rückkehr nach Reims” auf dem deutschen Buchmarkt einen Bestseller gelandet hat. In seinem langen Interview mit der Zeit, auch schon 2 Monate alt aber darauf kommts jetzt auch nicht mehr an, wird die Populismus-Falle einer linksalternativen Politik gut erkennbar. Nach der Lektüre fragt man sich unwillkürlich: und nu’? Genau das ist für den denkenden Leser die Hausaufgabe.
Veganer*innen, ich verdächtige Euch, dass Ihr viel Soja esst. Wir alle tun es. Das ist im wörtlichen Sinne ungenügend. Das erfährt, wer die neue Ausgabe “ila 398/Sept.2016” der Informationsstelle Lateinamerika in Bonn liest. Eine Stelle, die weniger ein Fall für das Amt für Internationales, als für die Wirtschafts- und Wissenschaftsförderung der Bonner Stadtverwaltung sein sollte. 398 Ausgaben wissenschaftlicher und publizistischer Kontinuität in Bonn, ohne den anderen Idioten nach Berlin zu folgen. Gratulation!
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