Sonntagabend wird wieder öffentlch gegrübelt, warum “wir unsere Inhalte nicht ausreichend vermitteln” konnten. Über viele Gründe wird schon lange ausgiebig spekuliert. Der Kern der NRW-Probleme liegt im Ruhrgebiet und in seinem wenig gelungenen Strukturwandel. Bis zur Generation der heutigen Rentner ist es jeder Generation besser ergangen als der vorherigen. Damit ist jetzt Schluss.
Die heutigen Rentner sind viele, sie sind die ersten Jahrgänge des Nachkriegs-Babybooms. Und sie haben viele Kinder und Enkel. Sie alle werden von dem Vertrauensverlust erfasst, wie er durch Erlebnisse wie in dieser Handelsblatt-Story über Mannesmann-Rentner gespeist wird. Hier werden Sozialdemokraten und Gewerkschafter als empathiefreie, verantwortungslose (“bin ich nicht dabei gewesen”) und nichts wissen wollende Karrieristen wahrgenommen. Etliche sind es wirklich, vielen anderen tut das Unrecht, hilft denen aber auch nicht mehr. Die Betroffenen des Schadens, die mal an den sozialen Fortschritt unserer Demokratie und das Gute glaubten, werden zu verbitterten Paranoikern. Man hört auf, miteinander zu reden, wenn man den Gegenüber für einen kriminellen Mafioso hält.
Ich weiss aus meinem Ruhrgebietserleben: Mannesmann ist kein Einzelfall.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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