Heute, nee siehste schon der erste Fehler, gestern war der erste Spieltag der Gruppenphase in der europäischen Geldwaschanlage Champions League. Seltsam spannungslos, erst recht nach all den erwartbaren Ergebnissen von gestern. Dass Juve bei Barca so klar (0:3) untergeht, war schon das Überraschendste, gähn ….
Diese Probleme drohen auch der deutschen Bundesliga. In der Champions League genügt es, sich frühestens zum Viertelfinale im nächsten Frühjahr wecken zu lassen. In der Bundesliga ist die spannendste Frage, wie der HSV dieses Mal den Abstieg vermeidet; und dann erst, wer hinter dem Konzern aus dem süddeutschen Raum und dem BVB die größte Verschiebung zwischen Geld- und Sporttabelle schafft (meistens der SC Freiburg). Genauso gähn …
Die ganze Aufregung, die einem echten Fan noch bleibt, ist das ständige Auf und Ab in der Formkurve seines Lieblingsvereins. Vereine, die eine solche Formkurve nicht kennen, sind langweilig; und ihre “Fans” haben keine Ahnung, was Fansein überhaupt ist.
Es gibt eine Studie, die es langsam zum Standardwerk schafft, die Braunschweiger “Fußballstudie”, die jedes Jahr Untersuchungen zum Markenwert der DFL-Vereine veröffentlicht. Sie basiert nicht auf den Rankings von Media- und Werbeagenturen, sondern auf Aussagen von Fans und Konsument*inn*en. Die dort veröffentlichten Tabellen sind aufschlussreicher und spannender, als alles was die DFL derzeit selbst zustandebringt.
Hier der Volltext mit allen Tabellen.
Hier ein zusammenfassender Bericht des Handelsblatts.
Diese Ergebnisse, mit denen Fans von Borussia Mönchengladbach weiterhin sehr zufrieden sein können, während sie allen Geldsäcken und Konzernvereinen zu denken geben müssten, korrespondieren sehr gut mit der Studie des “FCPlayfair e.V.” in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Sportmarketing und dem Kicker. Die Antworten der Fans, die hier gesammelt wurden, sind so einfach wie eindeutig: wenn ihr so weitermacht, ist bald Schluss.
Es entsteht im Fußballbusiness so ein Gesamtbild, das unserer gesellschaftlichen Entwicklung exakt entspricht. Noch ist der Fußball einer der letzten Gesellschaftsbereiche, in dem und über den noch eine klassenübergreifende, der Gleichberechtigung nahekommende gesellschaftliche Kommunikation stattfindet. Dafür wird er geliebt. Doch genau dieses Alleinstellungmerkmal ist in Lebensgefahr.
Wie in der Gesamtgesellschaft gibt es im Fußballbusiness Paralellgesellschaften von Oben und Unten, zwischen denen die Kommunikation bereits schwer gestört ist. Die Oben interessiert das weniger, weil sie intellektuell mit den Kapitalströmen aus Asien und globalen Medienkonzernen voll ausgelastet sind. Und die Unten wissen das längst, und sehr genau. Es gibt nur wenige strategische Köpfe im Fußball, die das überhaupt intellektuell begreifen. Der ehemalige DFL-Geschäftsführer, ehemalige Spieler des FV Bad Honnef und heutige FC St. Pauli Geschäftsführer Andi Rettig ist so einer. Bei den DFL-Tagungen mit seinen Berufskollegen ist dieser denkende Bürger aber längst als Linksradikaler Fanversteher abgestempelt und isoliert. Sie sollten sich die Tabellen der Braunschweiger Studie noch mal genauer ansehen.
Ist die Auseinanderentwicklung des Fußballs und der Gesellschaft überhaupt noch zu bremsen? Die DFL-Manager versuchen eine Strategie des Austauschs des Publikums. Sie sind nur an den nachfragestarken Teilen interessiert (Logen-Mieter, Business-Seats, und ein bisschen lenkbare Folklore hinterm Tor). Doch was sollen Politik und Ökonomie machen, denen Brecht empfohlen hatte, sich ein neues Volk zu wählen? Woher nehmen?
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