Ich kann mich nicht darüber aufregen. Als Schüler wurde ich vom Schwimmunterricht ärztlich befreit; ich bekam immer sofort eine schmerzhafte Mittelohrentzündung. In der doppelten Freistunde erlernte ich in den 70ern das Kickern, Flippern und Pilstrinken. Seitdem habe ich keine Schwimmbäder mehr betreten, nur das Mittelmeer. Das möge meine persönliche Nichterregbarkeit erklären.
Politisch bin ich engagiert für das Vorhalten von öffentlicher Infrastruktur und gegen ihre profitorientierte Privatisierung. Mit meinem Ruhrgebiets-Migrationshintergrund werde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass das saturierte bildungsbürgerliche Bonn es liebt, auf hohem Niveau effizient und laut bemerkbar zu Jammern. Hier gab es bisher doppelt so viel Schwimmbäder wie in meiner alten Heimat Essen, die “zum Ausgleich” aber doppelt so viel Einwohner*innen hat und auch doppelt so pleite ist.
Verstanden habe ich auch die grundsätzliche Problematik der Errichtung und Instandhaltung öffentlicher Gebäude, deren Krisenhaftigkeit gerne dafür genutzt wird, ganz im neoliberalen Sinne, öffentliche Infrastrukturen gleich komplett niederzulegen, gerne so “überflüssige” Dinge, wie kulturelle Einrichtungen. Wenn die Mehrheit erst hinreichend analphabetisiert ist, verlangt auch keine*r mehr nach öffentlichen Schulen. Bei den Schwimmbädern habe ich zumindest verstanden, dass ihre Instandhaltung genauso vernachlässigt wurde, wie bei allen anderen Gebäuden auch, sie durch ihre naturgemäss überdurchschnittliche Beanspruchung von Energie aber noch mehr ins vorgestern geraten sind, und die Frage “Neubau oder Sanierung?” bei ihnen mglw. anders beantwortet werden muss, als bei anderen Einrichtungen. Mangels eigener Sachkenntnis möchte ich mich hierzu als belehrbar erklären.
So weit meine persönliche Position.
Gerne biete ich aber an, in diesem Blog jede andere Meinung zu Wort kommen zu lassen.
Als ich mich Anfang der “nuller” Jahre als Unternehmensberater selbständig gemacht habe, gehörten auch Blockheizkraftwerke zu meinem Portfolio. Bei der Lektüre des Bonner Rechnungsprüfungsberichts fiel mir auf, dass die Bäder der Stadt nicht nur eklatante Defizite erwirtschafteten, sondern dies auch noch um jährlich etwa 700.000 € überzogen. BHKW könnten da Abhilfe schaffen, dachte ich und kroch mit Ali Farivar, damals zuständig für die Technik der Bäder bei der Stadt Bonn und Comuna Metall, einem aus einer Grünen WG entstandenen mittelständischen Unternehmen, das bundesweit etwa 800 BHKWs betreibt, durch die Keller der Bonner Bäder, um zu prüfen, ob der Stadt per Contracting die Einsparungen zumindest dieser horrenden Defizite zu vermitteln sind.
Bei BHKW handelt es sich um gasgetriebene Generatoren, die den Strom ins Netz einspeisen und die Abwärme für die Beheizung des Bades nutzen. Sie kommen damit auf einen physikalischen Wirkungsgrad von bis zu 97%, die veralteten Heizkessel der Bäder hatten höchstens 60% Wirkungsgrad. Technisch wären damals Kurfürstenbad, Beueler Bad, Frankenbad und das Bad einer Godesberger Schule sowie das SSF-Bad in der Kölnstraße für die Energieeinspartechnik geeignet gewesen.
Schon 2002 war nach einem Besuch der Anlage klar, dass es für das marode Viktoriabad keine Rettung geben könnte.
Also schlugen wir vor, diese Bäder entsprechend auszustatten. Die Ausschreibung für das Beuler Bad gewann ein Versorger vom Niederrhein mit einem Dumpingangebot, das er nach Erhalt des Zuschlags plötzlich drastisch erhöhte. Eigentlich hätte neu ausgeschieben werden müssen, aber die damaligen Chefs der Bäderabteilung behalfen sich mit einem Trick, indem sie die Laufzeit von 10 auf 20 Jahre verlängerten, obwohl bekannt ist, dass ein BHKW maximal 15 Jahre läuft, dann eine Totalrevision ansteht. Beide Entscheider sind heute in Rente.
Das Frankenbad hing an total verteuerter Fernwärme der SWB, die die Stadt Bonn aber nicht aus dem Vertrag lassen wollte. Das berühmte Spiel “rechte Tasche-Linke Tasche” war wohl wichtiger, als die Einsparung von Mitteln und eine ökologische Energieversorgung. Für das Kurfürstenbad wurde erklärt, man könne keine Entscheidung treffen, weil der Verkauf der ganzen Liegenschaftszeile erwogen würde und man müsse auf den neuen Liegenschaftschef, den später geschassten Herrn Naujocks warten. Dieser erklärte dann später in einem Gespräch großspurig, dass er nur einer “Gesamtlösung” für die Bonner Bäder zustimmen würde – wohl wissend, dass es die schon aufgrund der unterschiedlichen technischen und vertraglichen Voraussetzungen niemals geben könnte. Wir haben dann aufgegeben. Die maroden Kessel heizten jahrelang weiter, das Frankbad mit seinen Einfachverglasung pustete weiter überteuerte Fernwärme in die Luft. Und nun versucht die SWB der Stadt und den Bürgern zu verkaufen, dass das neue Bad, das mehr oder weniger auf der Grünen Wiese entstehen soll, mit Fernwärme UND BHKW beheizt werden soll. Wenn etwas überhaupt nicht zusammen passt, dann ist das Fernwärme mit BHKW. Aber vielleicht soll ja wieder das alte Spiel “linke Tasche-rechte Tasche” zwischen Stadt und SWB weitergespielt werden. Der Stadtpolitik kann ich nur raten: Wohl bekomm’s, legt schon mal Millionen bereit für die Überziehung der Überziehung von Baukosten und Betrieb.