Leser*innen dieses Blogs wissen, dass ich Zweifel am Stattfinden der diesjährigen Fußball-WM in Russland habe. Dass sich Wladimir Putin so intensiv mit der kriminellen Fifa eingelassen hat, spricht nicht für eine stabile Recherchequalität des Geheimdienstes, dem er selbst entstammt. Auch gelingt es ihm nicht, sein eigenes Haus, den russischen Sport, von offensichtlichem, systematischen Doping sauberzuhalten. Dass das auch anderen nicht gelingt, das aber ungleich weniger internationale Aufmerksamkeit bekommt, hilft ihm auch nicht weiter, wenn er sich selbst als Veranstalter eines Globalereignisses wie der WM exponieren will (muss?). Das ist nun aus seiner Perspektive “verschüttete Milch”.
Das bisherige Fifa-Management in Zürich deutet kaum darauf hin, dass man dort die Krisenzeichen verstanden hat. Nachdem die WM-Qualifikation der USA sportlich (absichtsvoll?) gescheitert ist, und dort erst mal der nationale Fußballverband über sich selbst herfällt, sind dort alle politischen Hemmungen, gegen die Fifa vorzugehen, gefallen. Ein wahrlich gefährlicher Gegner.
Das ist die politische Seite.
Sollte es Putin und der Fifa gelingen, die WM dennoch durchzuführen, bleiben sportliche Zweifel an einer deutschen Titelverteidigung. Die blamable Zwischenbilanz in den europäischen Wettbewerben ist bereits sehr aussagekräftig. Dagegen kann eingewandt werden, dass die Vereinsmannschaften international zusammengestellt sind, und zum nationalen Fußball nur noch eine begrenzte Aussagekraft haben. Dennoch ist es angebracht, die Latte nicht zu hoch zu legen.
Das bedenkt Urs Siegenthaler, Jogi Löws Chefscout (aus der Schweiz), und auch der nah am DFB arbeitende FR-Kommentator Jan Christian Müller. Sie tun recht daran. Nur noch selten werden Turniere von Favoriten und – auf dem Papier, oder sogar im Turnier – von den “stärksten” Mannschaften, bzw. denen, die von den meisten dafür gehalten werden, gewonnen. Wo es auf die kleinen Unterschiede ankommt, gewinnt, wer am besten als Team zusammenwächst und zusammenhält. Löw ist in dieser Disziplin ein genial guter Politiker. Aber er hat das nicht als Monopol.
Ohne Lukas Podolski wird das eh nix. Worüber sollen die deutschen Kicker denn zwischendurch mal lachen?